Von Nick Kostov

NEW YORK (Dow Jones)--Kaffeetrinker im Homeoffice haben Nestle im ersten Quartal das beste Umsatzwachstum in fast einer Dekade beschert.

Der weltgrößte Hersteller von verpackten Lebensmitteln hat im Auftaktquartal den Umsatz organisch - also währungsbereinigt und ohne Akquisitionen und Veräußerungen - um 7,7 Prozent gesteigert. Getrieben war dies durch eine starke Nachfrage nach Nespresso-Pads, Nescafe-Instantkaffee und Starbucks-Produkten. Die Analysten hatten nur mit einem Umsatzplus von 3,3 Prozent gerechnet.

Dem Schweizer Konzern zufolge entfiel auf Kaffee der größte Wachstumsbeitrag. Zuwächse wurden in Nordamerika und Europa verbucht. Besonders populär waren Nespresso-Produkte, ihre Umsätze kletterten um 17,1 Prozent - getrieben durch Marktanteilsgewinne in Nordamerika und Nachfrage nach den Vertuo-Kapsel-Kaffeemaschinen.


   Verbraucher investieren in Aufwertung von Kaffeegenuss zu Hause 

Als die Covid-19-Pandemie im vergangenen Jahr ausbrach, kauften Verbraucher angesichts weltweit geschlossener Büros und erwarteter Versorgungsengpässe im Supermarkt alles an Kaffee, was aufzutreiben war. Aber nach monatelangen Ausgangsbeschränkungen haben Kaffeekonsumenten in Espressomaschinen, französische Kaffeepressen und Pour-Over-Brühgeräte investiert, da sie ihren Kaffeegenuss zu Hause aufwerten wollten verglichen mit dem, was die Cafes ihnen sonst bieten.

"Wir haben eindeutig davon profitiert, dass die Menschen ihren Kaffee zu Hause genießen und nicht im Büro oder in der Cafeteria", sagte ein Nestle-Sprecher.

Der Schweizer Lebensmittel- und Getränkekonzern hat Kaffee in den vergangenen Jahren zu einer Priorität gemacht, als Teil einer Neuausrichtung. Der Konzern will sich auf Produktkategorien konzentrieren, die das stärkste Wachstumspotenzial haben. Verkauft werden hingegen Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wie das US-Süßwarengeschäft.

In einem der größten Vorstöße vereinbarte Nestle 2018 mit der Starbucks Group, deren verpackte Kaffeebohnen, Einzelportionskaffee und andere Produkte der Kette aus Seattle im Einzelhandel zu verkaufen. Für diese Vermarktungsrechte zahlte Nestle mehr als 7 Milliarden US-Dollar. Der Konzern hat es auch auf junge und hippe Kaffeetrinker abgesehen, indem er kleinere Marken erwirbt, darunter Chameleon Cold-Brew aus Austin, Texas.

Vergangenen Monat gab Nestle Pläne zum Ausbau seiner Nespresso-Produktions- und Vertriebszentren in der Schweiz bekannt. Damit soll die weltweit wachsende Nachfrage bedient werden.


   Herausforderung nun Schwung aus der Pandemie beizubehalten 

Die Herausforderung für Nestle besteht nun darin, so einige Analysten, den Schwung der Pandemie beizubehalten, während einige große Märkte wie die USA und Großbritannien beginnen, die Krise hinter sich zu lassen.

Im Bereich Kaffee führt Nestle neue kontaktlose Maschinen ein, um den Bürorückkehrern eine sicherere Kaffeezubereitung zu ermöglichen. Gleichzeitig versucht das Unternehmen, den Boom zu Hause mit neuen Produkten und Geschmacksrichtungen aufrechtzuerhalten.

James Edwardes Jones, Analyst bei RBC, sagte, dass er die Zahlen von Nespresso zwar für beeindruckend halte, aber nicht glaube, dass dies der Beginn eines langfristigen Trends sei. "Dieses Wachstum ist nicht nachhaltig für sie", sagte er.

Nestle hat sich auch im vergangenen Jahr gut entwickelt, weil die Verbraucher, die zu Hause festsaßen, sich - und ihre Haustiere - mit vertrauten Lebensmitteln großer Marken eindeckten.

Im ersten Quartal verzeichnete der Hersteller von Nesquik, Friskies-Katzenfutter und Häagen-Dazs-Eis starke Umsätze bei Milchprodukten, vor allem infolge der Nachfrage nach Backprodukten und angereicherter Milch. Auch Futter für Haustiere war stark nachgefragt.

Ein weiterer Lichtblick war E-Commerce. Der Online-Umsatz legte, angetrieben durch Nespresso-Produkte, um 40 Prozent zu und erreichte ein Sechstel des Konzernumsatzes.

Nestle zufolge weist auch das Außer-Haus-Geschäft Zeichen der Erholung auf, zum Beispiel der Verkauf an Restaurants und Hotels, da die Pandemiebeschränkungen in einigen Teilen der Welt nachlassen. China war die umsatzstärkste Region im Quartal.

Angekurbelt wurde der Umsatz im Quartal auch durch höhere Verkaufspreise (+1,2 Prozent), um die steigenden Rohstoffkosten zu decken. Andere Konsumgüterhersteller haben ebenfalls Preiserhöhungen angekündigt. Darunter war Anfang der Woche Procter & Gamble Co.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/uxd/mgo

(END) Dow Jones Newswires

April 22, 2021 10:40 ET (14:40 GMT)