Zürich (awp) - Die Aktien von Nestlé leiden am Donnerstag unter Gewinnmitnahmen. Sie sind zwar noch mit klaren Kursgewinnen in den Handel gestartet, aber bereits nach rund einer Viertelstunde ins Minus gefallen. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern aus Vevey hat die Wachstums- und Margenerwartungen von Analysten im Halbjahr zwar (klar) übertroffen. Die bereits starke Performance der Aktie in den letzten Wochen hatte die guten Zahlen allerdings schon etwas vorweg genommen.

Um 09.35 Uhr notieren die Nestlé-Papiere um 0,7 Prozent tiefer auf 109,92 Franken. Der Gesamtmarkt (SMI) verliert mit 1,0 Prozent gar noch etwas mehr. Die Nestlé-Aktie hatte in den letzten Wochen einen guten Lauf und notierte am Vorabend zum Handelsschluss 5,6 Prozent höher als Ende 2019. Das Allzeit-Hoch vom letzten September bei 113,20 Franken ist ebenfalls nicht allzu weit weg.

Die Halbjahres-Zahlen werden bei Analysten denn auch zumeist sehr wohlwollend kommentiert. "Nestlé überzeugt bei Wachstum und Margenentwicklung", heisst es etwa in einem Kommentar der ZKB. Der Westschweizer Konzern schlage sich auch besser als die Konkurrenz und sei auf Kurs. Eindrücklich sei vor allem die Entwicklung im Heimtiernahrungsgeschäft mit einem organischen Wachstum von 12,5 Prozent. "Hunde und Katzen stehen auf Nestlé", kommentiert denn auch der zuständige Analyst der Kantonalbank.

Auch Vontobel findet die Zahlen überzeugend. Der Investment Case aus einem widerstandsfähigen Geschäftsmodell, einer starken Cash-Generierung und attraktiven und sicheren Renditen für die Aktionäre werde dadurch bestätigt. "Das Unternehmen dürfte als Gewinner aus der Pandemie gehen", meint der zuständige Analyst in seinem Kommentar.

Ausblick etwas gedämpft

Aber auch ausländische Beobachter sind beeindruckt. Das zweite Quartal übertreffe die Erwartungen sowohl in Bezug auf das Wachstum wie auch auf die Marge, meint man etwa beim US-Broker Jefferies. Nestlé habe sich zudem im Vergleich zur Konkurrenz dafür entschieden, eine Gesamtjahres-Guidance beizubehalten (wenn auch gesenkt).

Dies lese sich jedenfalls als ein starkes Ergebnis und sei angesichts der Umstände ein zuversichtlicher Ausblick. Die hohe Bewertung und die Reputation des Managements würden damit jedenfalls bestätigt. Und bei der britischen Barclays heisst es kurz zusammengefasst: "Insgesamt sehr widerstandsfähig - wie man es halt von Nestlé erwarten würde."

Einige Analysten hatten sich allerdings in Bezug auf den Ausblick etwas mehr erhofft. Der neue Ausblick für das Gesamtjahr (2-3% nach 2,8% im H1) impliziere für das zweite Halbjahr praktisch keine Verbesserung gegenüber dem ersten Semester, stellen etwa die Analysten von Goldman Sachs fest. Zwar dürften die Konsens-Schätzungen aufgrund dieses Ausblicks nicht gross ändern, aber es dürfte die Euphorie nach der klar besser als erwartet ausgefallenen Performance im zweiten Quartal etwas dämpfen.

Bei der Westschweizer Privatbank Mirabaud tönt es ähnlich. Für sie fiel der Wachstums-Rückgang im zweiten Quartal (von 4,3 auf 1,3%) geringer aus als erwartet, aber auch sie spricht von einer etwas gedämpften Prognose.

uh/tt