"Seit einigen Jahren greifen Konsumenten zu gesünderen, hochwertigeren und besseren Lebensmitteln", sagte Firmenchef Mark Schneider am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz. Weltweit ändere sich der Geschmack der Kunden immer schneller und sie schauten genau aufs Geld. Um mithalten zu können, setzt Nestle nun auch auf eine raschere Erneuerung seiner Produkte. Damit will der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern mit Marken wie Maggi, Nespresso und KitKat bis zum Ende des Jahrzehnts wieder zu alter Stärke zurückfinden.

Im vergangenen Jahr lag das um Sondereffekte bereinigte organische Wachstum nur bei 2,4 Prozent. Früher kam der Konzern auf Wachstumsraten von sechs Prozent und mehr. Und auch Wettbewerber wie etwa Unilever mit Marken wie Knorr und Lipton hatten zuletzt stärker zugelegt. Immer häufiger lassen Nestle-Kunden Fertignahrung und Süßigkeiten des über 150 Jahre alten Schweizer Unternehmens in den Regalen liegen. Gefragt sind stattdessen frische Lebensmittel. "Die reine Geschwindigkeit dieser Veränderung ist ziemlich beeindruckend", sagte Schneider. "Die Herausforderung ist, damit Schritt zu halten."

Um sich anzupassen, verkauft Nestle schlecht laufende Bereiche und stößt etwa das US-Süßigkeitengeschäft an den Nutella-Hersteller Ferrero ab. Andere Segmente wie Babynahrung, Tiernahrung, Wasser und Kaffee will das Unternehmen dagegen ausbauen - auch über Zukäufe. Das Kaffee-Geschäft in den USA etwa hat der Konzern jüngst über zwei kleinere Übernahmen gestärkt. Bis sich dieser Umbau positiv in den Zahlen niederschlägt, dauere es jedoch, sagte Schneider.

Um künftig wieder schneller zu wachsen, will Nestle auch bei der Neugestaltung bestehender und der Entwicklung neuer Produkte Gas geben. Ziel sei es mitunter, den Zucker- oder Fettgehalt von Lebensmitteln zu reduzieren. All das soll helfen, damit der Konzern bis 2020 das Ziel eines mittleren einstelligen Wachstums erreicht.

ZUKUNFT VON L´OREAL-BETEILIGUNG BLEIBT OFFEN

In absoluten Zahlen stieg der Umsatz im vergangenen Jahr leicht auf 89,8 Milliarden Franken (77,8 Milliarden Euro). Der Gewinn sackte hingegen um knapp 16 Prozent auf 7,2 Milliarden Franken ab. Grund dafür war eine Abschreibung im Hautgesundheits-Geschäft. Die Aktionäre sollen dennoch eine leicht höhere Dividende von 2,35 nach zuvor 2,30 Franken je Anteilsschein erhalten. Analysten hatten mit mehr gerechnet. Die Nestle-Aktie verlor 2,6 Prozent an Wert.

Bei den Plänen für die rund 23-prozentige Beteiligung am französischen Kosmetikkonzern L'Oreal will sich Schneider nicht in die Karten schauen lassen. Sie ist an der Börse derzeit über 20 Milliarden Euro wert. Um sich alle Optionen offenzuhalten, verlängert das Unternehmen das Ende März auslaufende Aktionärsabkommen mit der Eigentümerfamilie Bettencourt nicht. Damit sei jedoch noch keine Entscheidung über die Zukunft der Beteiligung gefallen, betonte Schneider. Diese bleibe eine wichtige Anlage. Der aktivistische Investor Third Point, der im Vorjahr mit mehr als einem Prozent bei Nestle eingestiegen war, hatte einen Verkauf des Anteils gefordert.

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