--Analystenprgnosen übertroffen

--Kapitalanlagen werfen 2022 weniger ab als gehofft

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Von Jürgen Hesse

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Munich Re hat mit ihrem Gewinn im zweiten Quartal trotz Belastungen beim Kapitalanlageergebnis durch die Inflation und die sich abkühlende Wirtschaft sowie den Ukraine-Krieg die Analystenprognosen übertroffen. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr bestätigte der DAX-Konzern, traut sich aber nur eine geringere Kapitalanlagerendite zu als bisher.

Der Nachsteuergewinn des Rückversicherers fiel im Quartal wegen des schwachen Anlageergebnisses auf 768 Millionen Euro von 1,106 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten in einem vom Unternehmen selbst veröffentlichten Konsens nur 719 Millionen Euro prognostiziert. Das Ergebnis je Aktie betrug 5,50 Euro im Vergleich zu einer Analystenprognose von 5,18 Euro. Die Bruttoprämien stiegen um 8,3 Prozent auf 15,850 Milliarden Euro (Konsensprognose 15,8 Milliarden).


  Ukraine-Krieg verursacht nochmals Schäden von 90 Millionen Euro 

Die Großschadensbelastung lag mit 575 Millionen Euro zwar über dem Vorjahreswert von 432 Millionen Euro. Sie entspricht aber nur einem Anteil von 7,5 Prozent der verdienten Nettobeiträge und liegt damit unter dem langfristig erwarteten Wert von 13 Prozent. Die von Menschen verursachten Großschäden erhöhten sich dabei auf 322 (229) Millionen Euro, darin enthalten sind 90 Millionen Euro für Schäden durch den russischen Angriff auf die Ukraine. Im Halbjahr summieren sich diese Schäden damit auf 200 Millionen Euro.

Die Schaden-Kosten-Quote in der Rückversicherung, die Aufwand und Ertrag im Versicherungsgeschäft in Relation setzt, verbesserte sich auf 89,7 von 90,1 Prozent. Die Erstversicherungstochter Ergo trug 160 Millionen Euro zum Konzernergebnis bei nach 155 Millionen im Vorjahreszeitraum. Das Anlageergebnis fiel auf 971 Millionen Euro, hier hatten Analysten mit 1,161 Milliarden Euro gerechnet. Die Kapitalanlagerendite betrug 1,6 Prozent, wobei die Wiederanlagerendite auf 2,8 Prozent kletterte. Rückenwind kam vom starken US-Dollar. Dieser ließ das Währungsergebnis auf plus 485 Millionen von minus 117 Millionen Euro vor Jahresfrist steigen.


  Ausblick bestätigt 

Im laufenden Jahr rechnet die Munich Re weiterhin mit einem Nettogewinn von 3,3 Milliarden Euro nach 2,9 Milliarden im Vorjahr, obwohl der Konzern zum Halbjahr mit 1,4 Milliarden Euro weniger als die Hälfte seines Ziels erreicht hat. Abgesichert wird diese Prognose aber durch ein für den Rest des Jahres verbleibendes Großschadensbudget von 2,7 Milliarden Euro.

Bei der Kapitalanlagerendite traut sich Munich Re wegen hoher Abschreibungen auf Aktien und Anleihen im ersten Halbjahr aber nur noch eine Rendite von 2,0 Prozent zu. Hier hatte das Ziel bislang über 2,5 Prozent gelautet. Vorstandschef Joachim Wenning verwies aber nach den erfolgten Wertberichtigungen auf den Zinsanstieg am Markt, der dem Konzern langfristig Rückenwind geben werde, indem Munich Re von höheren laufenden Kapitalanlageerträgen profitieren könne.


  Wachstum in Erneuerungsrunde 

In der Erneuerungsrunde der Rückversicherungsverträge erzielte Munich Re zum 1. Juli ein deutliches Beitragswachstum bei stabilen Preisen. Das Geschäftsvolumen stieg um 6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Das Preisniveau für das Portfolio der Munich Re legte dabei um 0,1 Prozent zu. Die Preisangabe ist risikoadjustiert, was bedeutet, dass Preiserhöhungen, denen eine höhere Schadenerwartung gegenübersteht, verrechnet wurden.

Wegen der gestiegenen Inflation habe man die künftige Schadenerwartung bewusst vorsichtig kalkuliert, so der Konzern. Für die nächste Erneuerungsrunde im Januar sei mit einem "guten" Marktumfeld mit attraktiven Geschäftsmöglichkeiten zu rechnen.

An der Börse wurde der Quartalsbericht verhalten aufgenommen. Aktien der Munich Re gewinnen im frühen Handel aber 0,6 Prozent. Vor allem das Ergebnis aus Kapitalanlagen habe enttäuscht und dadurch einige Gewinnkennziffern unter Erwartung ausfallen lassen, besonders das operative Ergebnis, hieß es Marktteilnehmern.

Angesichts der steigenden Anlagezinsen sei zudem nicht offensichtlich, warum die Münchener ihre Erwartung an die Rendite ihrer Kapitalanlagen sogar senken. Bei den Prämieneinnahmen liege dagegen alles im erwarteten Rahmen, auch die Kosten seien im Griff, was die deutlich bessere Combined Ratio zeige.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/jhe/smh

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August 09, 2022 04:11 ET (08:11 GMT)