MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" und die Flutkatastrophe in Europa kommen den Rückversicherer Munich Re teuer zu stehen. Beide Katastrophen zusammen dürften den Konzern rund 1,8 Milliarden Euro kosten, wie er überraschend am Dienstag in München mitteilte. Dennoch erwartet der Vorstand für das dritte Quartal einen dreistelligen Millionengewinn - während Analysten im Schnitt von einem Verlust ausgegangen waren. Auch den geplanten Jahresgewinn von 2,8 Milliarden Euro will das Management weiter erreichen.

An der Börse kamen die Nachrichten sehr gut an. Der Kurs der Munich-Re-Aktie gab nach den Nachrichten zwar kurz nach. Doch wenig später legte sie um 2,63 Prozent auf 249,55 Euro zu und war damit Spitzenreiter im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier fast drei Prozent gewonnen. Von dem Vor-Corona-Hoch von 284,20 Euro vom Februar 2020 ist der Kurs aber immer noch ein Stück entfernt.

Branchenexperte Philipp Kett vom Analysehaus Jefferies zeigte sich vom Quartalsgewinn positiv überrascht. Zugleich habe der Rückversicherer auch deutlich höhere Katastrophenschäden schultern müssen als gedacht.

Den überraschend hohen Gewinn im dritten Quartal verdankt die Munich Re den Angaben zufolge nicht nur einer allgemein erfreulichen Geschäftsentwicklung. Vielmehr trieb die lukrative Veräußerung von Kapitalanlagen das Ergebnis nach oben. Hinzu kamen hohe Währungsgewinne. Nach vorläufigen Zahlen verdiente die Munich Re dadurch unter dem Strich rund 400 Millionen Euro. Vom Konzern befragte Analysten hatten den Angaben zufolge hingegen im Schnitt mit einem leichten Verlust von 10 Millionen Euro gerechnet.

Sturmtief "Bernd" hatte im Juli mit lang anhaltendem Starkregen in Deutschland und mehreren Nachbarländern Überschwemmungen und Sturzfluten ausgelöst. Dörfer vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wurden ganz oder teilweise zerstört, viele Menschen kamen in den Fluten ums Leben. Der Versichererverband GDV betrachtet das Unwetter als bislang schadenreichste Naturkatastrophe in Deutschlands Geschichte.

Der Rückversicherer Hannover Rück erwartet inzwischen, dass die Versicherer allein für die Schäden in Deutschland mit bis zu 10 Milliarden Euro geradestehen müssen. Der GDV ging zuletzt noch von rund sieben Milliarden aus.

Die Munich Re rechnet bei sich und ihrer Erstversicherungstochter Ergo nun mit einer Belastung von rund 600 Millionen Euro im Schaden- und Unfallgeschäft. Noch tiefer muss der Münchner Konzern voraussichtlich für die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" in den USA in die Tasche greifen: Hier geht das Management von einer Belastung von rund 1,2 Milliarden Euro aus. Zum Vergleich: Der schweizerische Rückversicherer Swiss Re rechnet für sich mit einer Belastung von etwa 750 Millionen US-Dollar (647 Mio Euro).

Unterdessen ist die Corona-Pandemie für die Munich Re finanziell noch nicht ausgestanden. Hatte der Konzern im Vorjahr vor allem viel Geld für den Ausfall versicherter Großveranstaltungen bezahlen müssen, schlägt 2021 die hohe Zahl der Corona-Toten bei den Münchnern teuer zu Buche.

Die coronabedingten Schäden dürften in diesem Segment nun noch höher ausfallen als zuletzt erwartet, hieß es nun. Im August hatte das Unternehmen wegen der coronabedingten Todesfälle vor allem in den USA sowie in Südafrika und Indien eine Belastung von 400 Millionen Euro angekündigt. Das war bereits doppelt so viel wie zuvor gedacht.

Von seinem Gewinnziel von 2,8 Milliarden Euro für 2021 rückt der Vorstand aber auch jetzt nicht ab. In den ersten neun Monaten hat die Munich Re den Angaben zufolge rund 2,1 Milliarden Euro verdient./stw/nas/jha/