Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Unwetter und Krieg - so lauten neben den Ausläufern der Pandemie die dominierenden Belastungsfaktoren für die Rückversicherungsbranche im ersten Quartal. Insbesondere mit Blick auf den Ukraine-Krieg werden Aussagen des Managements zu den finanziellen Folgen für den Konzern erwartet - so gut es eben geht, denn die Situation ist höchst unsicher. Die Konkurrenz hat bereits Vorsorge getroffen. Neben dem Ausblick für das Gesamtjahr steht die Erneuerung der Rückversicherungsverträge im Fokus, die einen Einblick in das Preisgefüge des Marktes gibt. Munich Re legt die Zahlen am Dienstagmorgen gegen 07.30 vor.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

UNWETTER: Zwei Wetterereignisse stechen im ersten Quartal besonders hervor: Der Wintersturm "Ylenia/Zeynep" im Februar in Europa sowie die Überschwemmungen in Australien. Die Unwetter haben die beiden Konkurrenten Hannover Rück und Swiss Re mit dreistelligen Millionenbeträgen belastet. Das wird auch an Munich Re nicht vorbeigegangen sein.

UKRAINE: Ebenso wenig wie der Krieg in der Ukraine, für den beide Rivalen Rückstellungen gebildet haben: Die Swiss Re in Höhe von 283 Millionen Dollar und die Hannover Rück in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags, irgendwo zwischen 100 und 200 Millionen Euro. Auch hierzu dürfte das Management der Munich Re Stellung nehmen.

PANDEMIE: Auch wenn die Pandemiebeschränkungen in vielen Teilen der Welt aufgehoben sind, so ist das Thema für die Munich Re noch nicht vorbei. Der Konzern rechnet im laufenden Jahr noch mit einer Corona-Belastung von rund 300 Millionen Euro, die hauptsächlich im Leben-Geschäft anfallen wird.

AUSBLICK: Angesichts all dieser Belastungsfaktoren interessiert die Anleger, wie viel von der Zuversicht vom Jahresbeginn noch geblieben ist. Bisher hält der Konzern an seinem Ausblick fest, den Nettogewinn auf 3,3 Milliarden Euro von 2,9 Milliarden im Vorjahr zu steigern. Das Rückversicherungsgeschäft soll 2,7 Milliarden Euro beitragen, der Erstversicherer Ergo 0,6 Milliarden Euro. Analysten sind skeptisch, ob das gelingt. Sie rechnen im Factset-Konsens mit gut 3 Milliarden Euro.

PREISE: Zumindest das Preisumfeld in der Rückversicherung ist intakt. In der April-Erneuerung dürfte die Munich Re abermals hohe Preise durchgesetzt und das Geschäftsvolumen gesteigert haben.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


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.                         PROG   PROG   PROG 
1. QUARTAL                1Q22   ggVj   Zahl    1Q21 
Bruttoprämien           15.300    +5%     15  14.551 
Anlageergebnis           1.523   -10%     15   1.691 
Operatives Ergebnis        847    +6%     15     798 
Ergebnis nach Steuern      597    +1%     15     589 
Ergebnis je Aktie         4,27    +1%     15    4,24 
Schaden-Kosten-Quote*     95,9     --     15    98,9 
Eigenkapitalrendite        9,9     --     15    10,4 
 
.                         PROG   PROG   PROG 
GESAMTJAHR                Gj22   ggVj   Zahl    Gj21 
Bruttoprämien           59.963    +1%      7  59.567 
Anlageergebnis           6.509    -9%      2   7.156 
Operatives Ergebnis      4.200   +19%      8   3.517 
Ergebnis nach Steuern    3.026    +3%     11   2.932 
Ergebnis je Aktie        22,19    +6%     13   20,93 
Schaden-Kosten-Quote*     95,3     --      2    99,6 
Dividende je Aktie       11,47    +4%     14   11,00 
=== 

ERLÄUTERUNGEN:

-* Rückversicherung - Schaden/Unfall

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Schaden-Kosten-Quote und Rendite in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens; Jahresschätzungen, Dividende und Kursziel von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: volkan.ictuerk@dowjones.com

DJG/mgo/smh

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May 09, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)