MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Rückversicherer Munich Re rechnet nach den teuren Einschlägen durch die Corona-Pandemie für 2021 mit deutlich mehr Gewinn. Selbst eine erneute Absage der Olympischen Spiele in Japan würde das Gesamtbild bei der Munich Re nicht wesentlich verändern, sagte Vorstandschef Joachim Wenning bei der Vorlage der Jahreszahlen am Donnerstag in München. Obwohl der Konzerngewinn 2020 kräftig einbrach, winkt den Anteilseignern eine unveränderte Dividende. Einen Aktienrückkauf soll es aber frühestens 2022 wieder geben - auch weil sich der Geschäftsausbau wieder zu lohnen scheint.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Munich-Re-Aktie legte bis zur Mittagszeit immer weiter zu und war zuletzt mit einem Plus von mehr als 3 Prozent auf 249 Euro zweitstärkster Wert im Dax. Seit ihrem Langzeithoch von 284,20 Euro vor dem Ausbruch der Corona-Krise vor gut einem Jahr hat das Papier damit noch rund 12 Prozent eingebüßt.

Branchenexperte Kamran Hossain vom Analysehaus RBC fand neben dem bestätigten Gewinnziel für 2021 vor allem gute Ergebnis der Preiserneuerungsrunde interessant. Sein Kollege Philip Kett vom Analysehaus Jefferies zeigte sich von der Sanierung der Erstversicherungssparte Ergo angetan. Damit könne sie die Gewinnschwankungen im Gesamtkonzern verringern, schätzt Analyst Kett.

In der Corona-Krise hat dieser Plan bereits funktioniert. Während der Gewinn in der Rückversicherung im vergangenen Jahr um fast 70 Prozent auf 694 Millionen Euro einbrach, steigerte das einstige Sorgenkind Ergo aus Düsseldorf seinen Überschuss um fast ein Fünftel auf 517 Millionen Euro. Insgesamt erzielte die Munich Re einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte weniger als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine konstante Dividende von 9,80 Euro erhalten.

Zwar erreichte die Munich Re 2020 ihre erst Anfang Dezember ausgegebene Gewinnprognose, schnitt aber etwas schwächer ab als von Analysten zuletzt erwartet. Dennoch schlug sich der Konzern deutlich besser als der Schweizer Rivale Swiss Re, der wegen immenser Schäden durch die Pandemie und Naturkatastrophen einen Jahresverlust von 878 Millionen US-Dollar (722 Mio Euro) verbuchte.

Der Munich Re kam hingegen zugute, dass ihre Erstversicherungstochter kaum coronabedingte Versicherungsschäden zu begleichen hatte. Während Ergo mit Belastungen von 64 Millionen Euro davonkam, summierten sich die Belastungen in der Rückversicherungssparte auf 3,4 Milliarden Euro. Am teuersten schlug die Absage und die Verschiebung von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen in Japan zu Buche. Die Schäden durch Naturkatastrophen fielen mit 906 Millionen Euro hingegen nicht einmal halb so hoch aus wie 2019.

Dennoch reichten die Prämieneinnahmen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung das zweite Jahr in Folge nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich von 100,2 auf 105,6 Prozent und lag damit noch deutlicher im roten Bereich als im Vorjahr. In der Lebens-Rückversicherung sorgte die coronabedingt hohe Zahl der Todesfälle in den USA für einen Gewinneinbruch.

Wenning zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass der Konzern in Sachen Pandemie das Schlimmste hinter sich hat. Insgesamt soll die Munich Re 2021 wie bereits angekündigt einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro erzielen. Der Vorstand hatte diese Marke ursprünglich schon für 2020 ins Auge gefasst, war aber von der Corona-Pandemie ausgebremst worden.

Für 2021 rechnet er mit deutlich geringeren Schäden als im Vorjahr. Selbst wenn die Olympischen Spiele in Japan endgültig abgesagt würden, werde dies das gesamte Schadenbild bei der Munich Re nicht wesentlich verändern, sagte Wenning. Wie viel ein Olympia-Aus das Unternehmen kosten würde, wollte er nicht sagen.

Die Veranstaltung war wegen der Pandemie 2020 um ein Jahr verschoben worden. Bereits dafür hatten Versicherungsunternehmen bezahlen müssen. Inzwischen wird über eine endgültige Absage spekuliert. Den Veranstaltern und anderen Beteiligten drohen Schäden in Milliardenhöhe. Wie viel die Versicherungsbranche zu tragen hätte, ist unklar. Der Münchner Versicherer Allianz hat seine mögliche Belastung nach eigenen Angaben auf 36 Millionen Euro begrenzt und einen Teil davon bereits verbucht.

Die hohen Schäden infolge der Pandemie haben unterdessen den Preisanstieg im Rückversicherungsgeschäft befeuert. Bei der Vertragserneuerung zum Jahreswechsel setzte die Munich Re bei Erstversicherern wie Allianz und Axa im Schaden- und Unfallgeschäft 2,4 Prozent höhere Prämien durch und baute ihr Geschäftsvolumen um 10,9 Prozent aus.

Um mehr Risiken zu versichern, muss der Konzern allerdings auch mehr Kapital einsetzen - und will deshalb neben der Dividende nicht noch mehr Geld an ihre Aktionäre zurückgeben. Ein Aktienrückkauf sei im laufenden Jahr "überhaupt nicht opportun", sagte Wenning. Die nächste Entscheidung dazu stehe Anfang 2022 an. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern ein zunächst geplantes Rückkaufprogramm wegen der Corona-Krise abgeblasen./stw/ngu/mis