FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien der Munich Re sind bei den Anlegern in Ungnade gefallen. Sie haben am Freitag ihre am Vortag begonnene Talfahrt fortgesetzt. Der schwache Geschäftsausblick beunruhigt weiterhin die Börsianer.

Zahlreiche Analysten senkten vor dem Wochenende ihre Kursziele und Einschätzungen für das Papier des weltweit größten Rückversicherers. So strich Händler zufolge etwa die US-Investmentbank Merrill Lynch ihre Kaufempfehlung.

Als schlechtester Dax-Wert gaben die Anteilsscheine der Munich Re zuletzt um 1,50 Prozent auf nach 180,50 Euro. Bereits am Donnerstag hatte das Papier Federn gelassen.

WEITERER GEWINNRÜCKGANG

Trotz der jüngsten Talfahrt gehört die Aktie weiterhin zu den am besten gelaufenen Werten im Dax in diesem Jahr. Während der Leitindex weiter unter den Spätfolgen des desaströsen Jahresbeginns leidet und aktuell noch 8 Prozent im Minus steht, verloren die Papiere der Munich Re 2 Prozent.

Der Dax-Konzern hatte die Anleger zur Wochenmitte wegen der Niedrigzinsen und des Preiskampfs in der Branche auf den dritten Gewinnrückgang in Folge eingestellt. Nach 3,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr dürfte der Überschuss in diesem Jahr auf 2,3 bis 2,8 Milliarden Euro schrumpfen, kündigte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard an.

ANALYSTEN SIND ENTTÄUSCHT

Analyst Philipp Häßler vom Investmenthaus Equinet stufte die Papiere am Freitag von "Accumulate" auf "Neutral" ab, womit er der Aktie in den kommenden zwölf Monaten nur noch eine Rendite von maximal 10 Prozent zutraut. Gleichzeitig kürzte er das Kursziel für das Papier von 190 auf 180 Euro. Häßler sprach von einem leicht enttäuschenden Gewinnausblick, weshalb er seine eigenen Ergebnisprognosen gesenkt habe.

Häßler sieht den Rückversicherer mit zahlreichen Problemen konfrontiert: So sollte sich in der Schaden- und Unfallversicherung das Preisumfeld kaum verbessern und auch der Druck durch das Niedrigzinsumfeld auf die Erträge sollte weiter hoch bleiben. Zudem dürften die Verluste aus Naturkatastrophen wohl kaum noch einmal so niedrig ausfallen wie im vergangenen Jahr, glaubt Häßler. Positiv äußerte sich der Analyst aber zur starken Kapitalentwicklung und der Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufs - der allerdings erwartet worden sei.

Auch William Elderkin von der US-Investmentbank Goldman Sachs zeigte sich am Freitag eher skeptisch. Er kürzte wegen voraussichtlich schwächerer Ergebnisse für das deutsche Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft der Tochter Ergo seine Annahmen für die Jahre 2017 bis 2019. Zwar sei die Kapitalposition des Dax-Konzerns sehr stark - das daraus resultierende Aufwärtspotenzial für die Aktie aber nur begrenzt, unter anderem da sich das Management auf stabile Kapitalausschüttungen festgelegt habe und nur wenig "Appetit" auf Zukäufe zeige.

POSITIVE STIMME

Weitaus positiver als seine Analysten-Kollegen schätzt dagegen Sami Taipalus von der Privatbank Berenberg die Lage ein. Er nahm die Aktie am Freitag mit 'Buy' und einem Kursziel von 207 Euro in die Bewertung auf - also knapp 30 Euro über dem aktuellen Kurs vor dem Wochenende.

Der Rückversicherer könne sich zwar nicht dem zyklischen Preisdruck entziehen, schrieb der Experte, dennoch sollten sich der Gewinn je Aktie und die Dividende weiter robust entwickeln. Schließlich verfüge der Konzern über eine der stärksten Bilanzen in der Branche, so Taipalus. Die Aktien bestächen vor allem durch die außerordentlich hohe Sicherheit der Dividendenzahlungen./tav/das