PLANEGG/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das Biotechunternehmen Morphosys sorgt weiter für Besorgnis an der Börse. Im vergangenen Quartal konnten die Bayern zwar den Umsatz kräftig steigern, gleichzeitig schrieb die MDax-Firma wegen hoher Kosten wie schon zu Jahresbeginn abermals rote Zahlen. Zudem hinken auch die Umsätze mit dem wichtigen Krebsmedikament Monjuvi den Erwartungen am Markt hinterher. Die Aktie drehte am Donnerstag nach einer kurzen Erholung ins Minus und stand zuletzt gut zwei Prozent tiefer bei 45,06 Euro und näherte sich damit wieder dem erst am Dienstag erreichten Tief seit 2016.

Im vergangenen Quartal profitierte Morphosys unter anderem von Millionenzahlungen des Partners Janssen, einer Tochter des US-Konzerns Johnson & Johnson die durch gewisse erreichte Erfolge fällig geworden waren. Der Konzernerlös sprang so um mehr als das Doppelte auf 38,2 Millionen Euro, wie das Unternehmen am späten Mittwochabend mitteilte. Experten hatten mit weniger gerechnet. Während das operative Ergebnis bei minus 71,4 Millionen Euro lag (VJ: minus 48,4), verdiente Morphosys unter dem Strich 20,9 Millionen Euro. Hier war im entsprechenden Vorjahreszeitraum noch ein Minus von 53,1 Millionen Euro angefallen.

Die Bayern hatten erst zu Wochenbeginn wegen veränderter Geschäftserwartungen an das Krebsmedikament Tafasitamab (Markenname Monjuvi) die Konzernziele für das Gesamtjahr gestutzt und erwarten nun Erlöse von 155 bis 180 (Vorjahr: 328) Millionen Euro. Bereits in der Vergangenheit waren die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen von Experten zurückgeblieben, sodass Morphosys ohnehin vorsichtige Jahresziele formuliert hatte. Wie das Unternehmen nun mitteilte, spülte das bislang nur in den USA zugelassene Mittel im vergangenen Quartal 14,9 Millionen Euro in die Kassen.

Monjuvi sei zurück auf dem Weg, der Absatz sei schwächer als erwartet, urteilte Branchenanalyst Zhiqiang Shu von Privatbank Berenberg. Er senkte sein Kursziel für die Aktie auf 124 Euro, blieb aber bei seiner Kaufempfehlung.

Seitdem Morphosys Anfang Juni die Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals bekanntgab, hat das Papier mehr als ein Drittel eingebüßt. Der Deal stößt am Markt auf ein geteiltes Echo. Branchenkenner wie etwa auch der Berenberg-Experte bescheinigen Constellations Forschungspipeline zwar interessantes Marktpotenzial, sehen jedoch den Finanzierungsdeal mit dem US-Unternehmen Royalty Pharma mit gewisser Skepsis.

Denn der US-Pharmafinanzierer, der nach einer Kapitalerhöhung inzwischen auch an Morphosys beteiligt ist, erhält im Gegenzug für seine milliardenschwere Unterstützung nun Morphosys' Rechte an bestimmten Umsatzbeteiligungen bei einigen Medikamenten - darunter bereits für das vergangene Quartal die vollen Lizenzgebühren für das Schuppenflechtemittel Tremfya des Herstellers Janssen, die am Markt als "Tafelsilber" der Bayern angesehen werden. Zwischen April und Juni beliefen sich diese Tantiemen auf 13,7 Millionen Euro.

Das Morphosys-Management setzt dagegen große Hoffnungen auf die Übernahme von Constellation, mit dessen - aktuell noch in der Testphase befindlichen - Medikamenten der Konzern künftig im Krebsgeschäft seine Position im Bereich der Hämatologie-Onkologie stärken will. Der Epigenetik-Spezialist Constellation Pharma ist nun seit Mitte Juli eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Morphosys.

"Die Integration ist in vollem Gange, wir arbeiten an einem Fahrplan für die Zusammenführung", sagte Konzernchef Jean-Paul Kress der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Zukauf schaffe einen höheren Wert für die Aktionäre, ist der Firmenlenker überzeugt. Dabei setzt Morphosys auch auf Synergien unter anderem in der Forschung und der Vermarktung etwa in den USA.

Bei der Frage nach dem künftigen Umsatzpotenzial der beiden wichtigsten Arzneimittelkandidaten der Amerikaner hält sich Morphosys indes weiter bedeckt. Auch wann mit weiteren Forschungsdaten und gar einem Zulassungsantrag zu rechnen ist, bleibt weiter offen. Morphosys hat bislang lediglich mitgeteilt, dass der Konzern ab 2026 durch das Constellation-Mittel Pelabresib zur Behandlung von Myelofibrose - einem bestimmtem Knochenmarkkrebs- mit einem "signifikanten Umsatzbeitrag" rechne.

Nach Ansicht der Morphosys-Führung könnte Pelabresib zum neuen Therapiestandard für diese seltene Erkrankung werden. Nach Schätzungen des Unternehmens sind in den USA und Europa etwa 30 000 bis 35 000 Menschen an Myelofibrose mit einem mittleren bis hohen Risiko erkrankt. Viele hiervon sprächen nur unzulänglich auf die aktuell gängige Therapie an, heißt es von Morphosys./tav/jha/