Von Orla McCaffrey

NEW YORK (Dow Jones)--2020 war ein ereignisreiches Jahr für die US-Banken. Wenn die Berichtssaison der großen US-Häuser am Freitag beginnt, werden die Anleger wissen wollen, ob 2021 ähnlich turbulent wird.

Als die Corona-Krise im Frühjahr und Sommer 2020 begann, die US-Wirtschaft zu belasten, sah es schlecht aus für die Banken. Die Gewinne sanken, weil die Häuser Geld für ausfallgefährdete Kredite zurückstellen mussten. Auch für die Aktienkurse ging es nach unten. Doch bis zum Herbst setzte eine Verbesserung ein. Eine starke Nachfrage nach Hypotheken, hohe Handelserträge und eine von großzügiger staatlicher Hilfe gestützte Wirtschaft trugen dazu bei, das Worst-Case-Szenario von den Banken abzuwenden.

Bisher ist allerdings nicht klar, wie lange diese Treiber wirken. "Das vierte Quartal wird unübersichtlich", sagte Analyst Brian Klock von KBW. "Aber der wahre Fokus wird darauf liegen, wie 2021 aussehen wird."


   Analysten rechnen mit Gewinnrückgängen 

JP Morgan Chase, Citigroup und Wells Fargo berichten am Freitag. Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley sind kommende Woche an der Reihe.

Die KBW-Analysten erwarten, dass die Gewinne je Aktie im vierten Quartal um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gefallen sind. Sie gehen außerdem davon aus, dass die Gewinne zum dritten Quartal nachgegeben haben, als manche Institute besser als erwartete Ergebnisse ablieferten.

Die Abschreibungen dürften im vierten Quartal im Vergleich zum dritten gestiegen sein, aber weit unter den historischen Höchstständen bleiben. Die Sorgen über die nachlassende Kreditqualität drückten 2020 die Gewinne, als die Banken für potenzielle Kreditverluste Milliarden zur Seite legten. Banken und Analysten haben seit dem Anfang der Pandemie ihre Schätzungen für Kreditausfälle gesenkt, aber sie könnten wieder steigen, wenn der aktuelle Anstieg der Corona-Neuinfektionen die Erholung weiterhin bremst.


  Anleger können sich auf Aktienrückkäufe freuen 

Es wird erwartet, dass die Banken Pläne für Aktienrückkäufe vorlegen, um Geld an die Aktionäre zurückgeben. Die US-Notenbank Fed hat Aktienrückkäufe der großen Banken vergangenes Jahr gestoppt, damit sie in Krisenzeiten ihr Geld beisammenhalten. Im Dezember erlaubte sie die begrenzte Wiederaufnahme.

Die ungewöhnliche Art der Coronavirus-Rezession hat die Erträge der Banken auf eine Art und Weise beeinflusst, die nur wenige am Beginn der Pandemie hätten voraussagen können. Die Ausgabe von Hypothekenpapieren, eine der wichtigsten Quellen für Gebühreneinnahmen, hat Rekordniveaus erreicht. Der Aktienmarkt, beflügelt von Technologiekonzernen, die von der "Stay-at-Home"-Wirtschaft profitiert haben, kletterte ebenfalls auf Rekordwerte, womit die Handelstische der Banken gut zu tun hatten. Unterstützungsschecks für die Menschen, Kreditstundungen und eine höhere Arbeitslosenunterstützung halfen vielen Kunden und Unternehmen, was die Kreditausfälle teilweise sogar sinken ließ.

Die Bankaktien legten im Herbst eine beeindruckende Erholung hin. Der KBW Nasdaq Bankenindex stieg zwischen Oktober und Dezember um 34 Prozent während der marktbreite S&P 500 in dem Zeitraum um 12 Prozent zulegte.

"Wir werden auf 2020 zurückschauen und denken, 'Meine Güte, was mussten wir da durchmachen?'", sagte Analyst Marty Mosby von Vining Sparks. "Aber in Wahrheit geschahen ein paar Dinge, die der Profitabilität der Banken gut getan haben."


   2021 dürfte schwierig werden 

Aber das Niveau bei Hypotheken dürfte 2021 sinken. Steigende Coronafallzahlen und Arbeitsplatzverluste drohen die Einkommen zu belasten, was die Ausgaben über Kreditkarten wohl drücken wird. Einige werden ihre Rechnungen wohl gar nicht mehr bezahlen können.

Die niedrigen Zinsen sind auch eine Herausforderung. Die Fed hat ihren Leitzins im März auf nahe Null gesenkt. Analysten gehen davon aus, dass die Nettozinsmargen der Banken von dem Rekordtief im dritten Quartal bei 2,68 Prozent noch weiter sinken werden.

Überdies könnte sich die Kreditvergabe in einem solch unsicheren wirtschaftlichen Umfeld als schwierig erweisen, weil die Banken nach monatelangen Stundungen bei der Erstellung der Risikoprofile der Kunden ein Stück weit im Nebel stochern. Die Kreditvergabe ist im Schlussquartal nach Ansicht von Analysten im Vergleich zum Vorquartal gefallen. Und Unternehmen, die zu Beginn der Pandemie Geld auf die hohe Kante gelegt haben, brauchen jetzt keine Kredite. "Wenn Unternehmen zuversichtlich sind und expandieren oder einstellen wollen, haben sie Bargeld, um dies zu tun", sagte Analyst Terry McEvoy von Stephens. "Sie werden nicht ihren Banker anrufen müssen und um einen Kredit bitten."

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January 14, 2021 07:10 ET (12:10 GMT)