Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnungen auf den Einsatz eines Impfstoffs gegen das Coronavirus noch im Dezember steigen.

Das Mainzer Biotechunternehmen BioNTech und sein US-Partner Pfizer haben bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA einen Antrag auf eine bedingte Marktzulassung eingereicht. Sollte die EMA grünes Licht geben, könnte das eine Verwendung des Vakzins in Europa noch vor Jahresende ermöglichen, teilten Biontech und Pfizer am Dienstag mit. Sobald eine Zulassung vorliege, könne der Impfstoff "innerhalb von wenigen Stunden" ausgeliefert werden, sagte Biontech-Finanzchef Sierk Poetting. "Wir haben auf Halde produziert und alles was da ist, kann innerhalb von wenigen Stunden verteilt werden."

Die EMA will spätestens bis zum 29. Dezember ihre Bewertung abschließen. Die EU-Kommission will dann innerhalb weniger Tage den Weg abschließend frei machen. Bis zum 12. Januar will die EMA zudem über den Covid-19-Impfstoff des US-Biotechkonzerns Moderna entscheiden, der ebenfalls einen Antrag auf eine bedingte Markzulassung bei der Behörde eingereicht hat. Der Einreichungsprozess von Daten für beide Impfstoffe, die laut den zulassungsrelevanten Studien eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent haben, lief bereits. Für den 11. Dezember hat die EMA ein virtuelles öffentliches Treffen angesetzt, um den Zulassungsprozess zu erläutern.

ENTSCHEIDUNG IN DEN USA BIS MITTE DEZEMBER ERWARTET

"Mit dem heutigen Tag erreichen wir einen weiteren wichtigen Meilenstein in unseren Bemühungen, diese schwere Krise zu bekämpfen", sagte Pfizer-Chef Albert Bourla. Bei der US-Gesundheitsbehörde FDA hatten Biontech und Pfizer bereits am 20. November eine Notfallzulassung beantragt und rechnen mit einer Entscheidung bis Mitte Dezember. Bislang ist international noch kein Impfstoff gegen das Coronavirus, an dem weltweit mehr als 1,46 Millionen Menschen gestorben sind, auf dem Markt. Ein solcher wird aber als entscheidend angesehen, um die Pandemie zu beenden. Rund 50 Projekte befinden sich gegenwärtig in der klinischen Erprobung am Menschen.

Von dem Biontech-Impfstoff hat sich die Europäische Union bis zu 300 Millionen Dosen gesichert, die Bundesregierung rechnet mit bis zu 100 Millionen Impfdosen für Deutschland, auch über eine bilaterale Vereinbarung mit Biontech. Noch in diesem Jahr wollen die beiden Partner bis zu 50 Millionen Impfdosen herstellen und bis zu 1,3 Milliarden im kommenden Jahr. Sie haben neben der EMA und der FDA auch eine Genehmigung bei der britischen Aufsichtsbehörde MHRA beantragt, Einreichungsprozesse wurden zudem etwa in Australien, Kanada und Japan eingeläutet, weitere Anträge bei Zulassungsbehörden sind in Kürze geplant.

Anfang November hatten Biontech und Pfizer als weltweit erste Unternehmen positive Ergebnisse aus der zulassungsrelevanten Studie mit einem Corona-Impfstoff verkündet. Nach einer endgültigen Analyse, die vor zwei Wochen veröffentlicht wurde, zeigte das Vakzin einen Schutz von 95 Prozent vor Covid-19. Der Beratungsausschuss für Impfstoffe der FDA soll sich am 10. Dezember zur Überprüfung der Daten von Biontech und Pfizer treffen und eine Empfehlung abgeben, am 17. Dezember soll über das Vakzin von Moderna beraten werden. US-Gesundheitsminister Alex Azar geht davon aus, dass noch vor Weihnachten beide Impfstoffe in den USA zu Verfügung stehen könnten.