Das Unternehmensgruppe Fennovoima erklärte am Montag, den Vertrag mit dem russischen Staatskonzern Rosatom für die Erstellung der Anlage in Zentral-Finnland aufgekündigt zu haben. Als Grund nannte Fennovoima Verzögerungen und wachsende Risiken durch den Krieg in der Ukraine. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine hatte der finnische Wirtschaftsminister Mika Lintilä eine endgültige Genehmigung des AKW-Projekts wiederholt ausgeschlossen. Lintilä begrüßte die Entscheidung des Konsortiums. Das traditionell neutrale Finnland erwägt seit Kurzem angesichts des Vorgehens Russlands in der Ukraine eine Mitgliedschaft in der Nato.

An dem Konsortium hält die Uniper-Mutter Fortum zusammen mit dem finnischen Stahlkocher Outokumpu und dem schwedischen Unternehmen SSAB zwei Drittel der Anteile, der russische Rosatom-Konzern über die Firma RAOS Voima den Rest. Was mit dieser Beteiligung nun geschieht, sei derzeit noch unklar, sagte Fennovoima-Verwaltungsratschef Esa Härmälä. Auch sei es noch zu früh für Überlegungen, ob sich das Konsortium einen anderen Partner zum Bau der Anlage suchen könnte. Die Unternehmensgruppe habe bisher 600 bis 700 Millionen Euro für das Projekt ausgegeben. Die Gesamtkosten für die Anlage waren mit 7,5 Milliarden Euro beziffert worden. Zu Abschreibungen, die auf Fennovoima-Eigner zukommen könnten, wollte sich Härmälä nicht äußern.

Das AKW soll auf der finnischen Halbinsel Hanhikivi gebaut werden. Die Frist für die endgültige Baugenehmigung lief bis Ende 2022. Wirtschaftsminister Lintilä erklärte am Montag, die Entscheidung von Fennovoima sei eindeutig. "Es wäre praktisch unmöglich gewesen, das Projekt fortzusetzen." Der Krieg in der Ukraine habe die Risiken für das Projekt verschärft. "RAOS konnte keines dieser Risiken abmildern." Einzelheiten wurden nicht genannt.

Finnland trennt eine 1300 Kilometer lange Grenze von Russland, das den Krieg in seinem anderen Nachbarland als "Spezialoperation" bezeichnet.

Das Konsortiumsmitglied Fortum ist die Muttergesellschaft des deutschen Energiekonzerns Uniper, der seinerseits größter ausländischer Kunde des russischen Gaskonzerns Gazprom ist. Uniper hat im ersten Quartal einen Milliardenverlust eingefahren, der auf Abschreibungen im Zusammenhang mit der vorerst gescheiterten Gaspipeline Nord Stream 2 und der russischen Tochter Unipro zurückgeführt wurde.

Bei Rosatom war am Montag zunächst keine Stellungnahme zu der Entwicklung zu bekommen, die finnische Tochter RAOS wollte sich nicht äußern.