Paris (Reuters) - Die französische Großbank Societe Generale (SocGen) verkauft ihre russische Tochter Rosbank und deren Versicherungsgeschäft an den russischen Oligarchen Wladimir Potanin.

Mit der Vereinbarung ziehe sich die Bank geordnet aus Russland zurück und gewährleiste gleichzeitig Kontinuität für ihre Mitarbeiter und Kunden, teilte das französische Institut am Montag mit. Der Milliardär Potanin ist der größter Anteilseigner des Nickelkonzerns Norilsk Nickel. In Kanada ist der 61-jährige mit Sanktionen belegt worden, in Europa und in den USA steht er dagegen nicht auf den Sanktionslisten. Potanin erwirbt die Rosbank über seine Holding Interros Capital.

Für die Franzosen ist der Rückzug ein Verlustgeschäft: SocGen muss dadurch insgesamt Belastungen von drei Milliarden Euro verdauen. Finanzielle Details des Deals wurden nicht genannt. SocGen teilte aber mit, Interros habe zugestimmt, nachrangige Verbindlichkeiten der Rosbank zurückzuzahlen. Die harte Kernkapitalquote werde im Zuge der Transaktion um rund 0,2 Prozentpunkte sinken. SocGen wolle aber an Aktienrückkauf- und Dividendenplänen festhalten.

Anleger zeigten sich über das Ende der Unsicherheit erfreut. Die SocGen-Aktie legte in Paris bis zum Nachmittag um mehr als sechs Prozent zu. "Russland trägt nur zwei Prozent zum Gewinn bei, doch der Aktienkurs der SocGen ist heute um sieben Prozent gestiegen, obwohl sie das Geschäft im Wesentlichen verschenkt", kommentierte Johann Scholtz, Analyst bei Morningstar, den Deal. Dies zeige, welche Kursabschläge am Markt für potenzielle russische Risiken vorgenommen würden. Der Deal muss allerdings noch von den Behörden genehmigt werden.

OLIGARCH POTANIN IST ZWEITREICHSTER MANN RUSSLANDS

Die französische Großbank war 2006 bei der Rosbank eingestiegen und hatte ihre eigenen Russland-Aktivitäten 2010 mit dem Institut fusioniert. Für den anfänglichen Anteil von zehn Prozent an der Rosbank hatte SocGen damals 317 Millionen Dollar gezahlt. Zahlreiche westliche Firmen haben sich nach der russischen Invasion der Ukraine und den daraufhin verhängten Sanktionen inzwischen aus Russland zurückgezogen oder haben dies angekündigt.

Potanin ist laut dem Magazin Forbes der zweitreichster Russe mit einem Vermögen von rund 27 Milliarden US-Dollar. Sein Aufstieg begann im Außenhandelsministerium der früheren Sowjetunion. Er arbeitete zeitweise als Bankier, bevor er 1990 die Gesellschaft Interros gründete, die als Dachgesellschaft für seine zahlreichen Aktivitäten fungiert, die von der Metallproduktion bis hin zu einem Ski-Resort reichen.