(In der um 12:06 Uhr gesendeten Analyse muss es im ersten Satz richtig heißen:

Wie der Softwarekonzern Microsoft schon früh gelernt hat, haben zwei Billionen (NICHT: Billiarden) US-Dollar ihren Preis.

Es folgt eine korrigierte Fassung.)

Microsoft kann nicht länger unter der Radarkontrolle fliegen

Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Wie der Softwarekonzern Microsoft schon früh gelernt hat, haben zwei Billionen US-Dollar ihren Preis. Der Konzern hat den ganzen Monat mit diesem Marktwert geflirtet - und kam dieser Marke am Dienstag im Vorfeld der Quartalsergebnisse sehr nah. Die Aktie beendete den Tag nur knapp 1 Prozent unter der magischen Schwelle, bei der sich Microsoft zu Apple gesellt hätte, in der dünnen Luft der nach Marktkapitalisierung Zwei-Billionen-Dollar-Firmen. Die Drittquartalsergebnisse waren solide genug, Microsoft berichtete das beste Umsatzwachstum seit 2017.

Nur leider übertraf Microsoft damit die Konsensprognose der Wall Street um weniger als 2 Prozent, während die Google-Mutter am selben Tag die Schätzungen um 7 Prozent übertrumpfen konnte. Microsofts operativer Gewinnanstieg von 31 Prozent im Jahresvergleich verblasste ebenfalls neben dem 106-prozentigen Ergebnisplus des Internet-Werbetitans. Die Aktien der beiden Unternehmen gehörten vor den Quartalsberichten zu den beiden, die sich bei den großen Techwerten im bisherigen Jahresverlauf am besten entwickelt haben. Aber an der aktuellen Boom-Börse scheinen nur noch exorbitante Ergebnisse zu zählen.


   Microsoft feuert aus allen Rohren 

Am Mittwoch verloren Microsoft-Aktien 3,7 Prozent. Aber basierend auf den Ergebnissen und dem Ausblick dürfte das Überschreiten der magischen Zwei-Billionen-Schwelle eher früher als später gelingen. Microsoft scheint aus allen Rohren zu feuern - das Umsatzwachstum beschleunigt sich und die operative Marge nach 12 Monaten liegt jetzt bei 40 Prozent, verglichen mit 30 Prozent vor vier Jahren. Ein starker Fokus auf die Cloud hat das Unternehmen, das einst auf das Windows-Betriebssystem angewiesen war, neu aufgestellt. Die intelligente Cloud ist jetzt Microsofts größtes und am schnellsten wachsendes Geschäftssegment.


   Ertragsperle Azure 

Analyst Brad Reback von Stifel schätzt, dass der Cloud-Computing-Dienst Azure im vergangenen Quartal zur größten einzelnen Einnahmequelle von Microsoft wurde und im Vorjahresvergleich 50 Prozent auf 7,8 Milliarden US-Dollar zulegte. Er geht davon aus, dass Azure in den nächsten zwei Jahren auch der größte Bruttogewinnbringer von Microsoft sein wird. Dennoch, eine Marktkapitalisierung von 2 Billionen Dollar erhöht den Spieleinsatz nicht nur ein wenig. Der Software-Riese ist jetzt mehr wert als Alphabet und Amazon.com, die beide mehr Umsatz und höhere Wachstumsraten haben - und im Fall von Amazon eine noch stärkere Position in der Cloud. Die beiden haben einen Marktwert von rund 1,6 Billionen Dollar bzw. 1,7 Billionen Dollar.

Es könnte auch helleres Scheinwerferlicht auf ein Unternehmen werfen, das bisher ganz gut unter dem Radar der aktuellen Diskussionen über mehr Staatskontrolle bei großen Tech-Konzernen operiert. Microsoft, einst beliebte Zielscheibe von Regulierungsbehörden im In- und Ausland, genießt in letzter Zeit das fehlende Rampenlicht, indem der Konzern einerseits öffentlich mehr Einschränkungen für die Wettbewerber fordert, während er andererseits den großen Deals nachjagt, die die anderen im Moment nur schwerlich ins Auge fassen. Operative Exzellenz hat Microsoft dorthin gebracht, wo der Konzern heute ist - aber eine Marktkapitalisierung von 2 Billionen Dollar wird eine Menge Blicke auf sich ziehen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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April 29, 2021 06:20 ET (10:20 GMT)