Von Jacky Wong

SYDNEY (Dow Jones)--Microsoft greift ganz tief in die Tasche, um bei Videospielen massiv aufzurüsten. Für Sony, den Konkurrenten im Geschäft mit Spielkonsolen, verschärft sich dadurch der Kampf ums große Ganze.

Die Anleger des japanischen Konzerns sind sichtlich nervös, nachdem Microsoft am Dienstag angekündigt hat, 75 Milliarden Dollar auszugeben, um den Spielehersteller Activision Blizzard zu übernehmen. Der Kurs der Sony-Aktie rauschte daraufhin am Mittwoch um 12,8 Prozent in die Tiefe, der größte Tagesverlust seit 2008.

Mit dem Erwerb von Activision - es wäre die bisher größte Akquisition von Microsoft überhaupt - zeigt der Xbox-Hersteller deutlich, dass er mehr auf hochwertige Videospiele setzt als bisher. Die Spielesammlung würde vor allem im Bereich der so genannten AAA-Spiele aufgestockt, also bei Big-Budget-Titeln wie "Call of Duty". Und es fügt sich ins Bild: Erst im vergangenen Jahr hat Microsoft für 7,5 Milliarden Dollar Zenimax Media geschluckt, dem Eigentümer von Spielen wie "Doom" und "Fallout".

Sony wäre von dem neuen Deal direkt betroffen, sollte Microsoft beschließen, einige der Activision-Titel aus Playstation-Konsole von Sony herauszunehmen und nur noch exklusiv für die Xbox anzubieten. Citi schätzt, dass sich der potenzielle Gewinnverlust durch den Wegfall dieser Lizenzeinnahmen auf 10 bis 30 Milliarden Yen belaufen könnte, was 87 bis 260 Millionen Dollar entspricht. Aber das ist noch vergleichsweise wenig: Sonys Betriebsgewinn belief sich auf Zwölf-Monats-Sicht per Ende September auf rund 1 Billion Yen.

Mehr Kopfzerbrechen muss Sony-Anlegern die Frage bereiten, wie der Mega-Deal die Videospielbranche im Allgemeinen verändern wird. Sony hatte im Wettkampf der Spielkonsolen bisher die Nase vorn. Eine bessere Spielebibliothek bei Microsoft könnte am Ende mehr Gamer zur Xbox treiben.

Und die Ambitionen von Microsoft gehen über Konsolen hinaus. Das Unternehmen hat ein Netflix-ähnliches Abonnement namens Xbox Game Pass aufgebaut, das inzwischen mehr als 25 Millionen Kunden hat. Der Dienst ist auf dem PC verfügbar, Nutzer können Spiele über die Cloud aber auf mobilen Geräten streamen. Der Activision-Deal könnte nun helfen, den Game Pass auf allen Geräten für Spieler attraktiv zu machen. Activision ist nämlich stark im Bereich der mobil nutzbaren Spiele, mit Top-Titeln wie "Candy Crush Saga" und "Call of Duty: Mobile".

Sony wiederum muss möglicherweise mehr Geld in die Hand nehmen, um mithalten zu können. Die Aktien von Spieleherstellern in Japan und anderswo profitierten von der jüngsten Nachricht und legten zu. Capcom stieg um 4,6 Prozent, Square Enix um 3,7 Prozent. Der geplante 11-Milliarden-Dollar-Kauf von Zynga durch Take-Two Interactive in diesem Monat trieb die Bewertung potenzieller Übernahmeziele ebenfalls in die Höhe.

Sony sei bei seinen nächsten Schritten zur Vorsicht geraten. Mit Microsoft können die Japaner schon aufgrund der geringeren finanziellen Möglichkeiten nicht konkurrieren. Laut S&P Global Market Intelligence liegt der Betriebsgewinn von Microsoft bei etwa dem Achtfachen dessen, was Sony erwirtschaftet. Sony muss seine Inhalte zwar ausbauen, sollte sich aber auf den Kauf von und die Zusammenarbeit mit kleineren, unabhängigen Spielestudios konzentrieren - nicht auf Superschwergewichte wie Activision. Zum Vorteil könnte Sony gereichen, dass dem Konzern ein großes Hollywood-Studio und ein großes Musiklabel gehören.

Microsoft erhöht mit seinem Mega-Deal den Einsatz im Wettkampf um die besten Inhalte. Sony wird deshalb clever spielen müssen, um die Nase vorn zu behalten.

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January 19, 2022 09:08 ET (14:08 GMT)