Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Der Software-Riese Microsoft will das auf Videospiele fokussierte soziale Netzwerk Discord für etwa 10 Milliarden US-Dollar erwerben. Es wäre der jüngste und größte Schritt, den Microsoft unternimmt, um sein Spielegeschäft zu erweitern. Im Vorjahr hatte der Konzern bereits für 7,5 Milliarden Dollar bei der Bethesda-Softworks-Muttergesellschaft Zenimax zugegriffen. Außerdem wanderte schon im Jahr 2014 das Hitspiel "Minecraft" für 2,5 Milliarden Dollar ins Portfolio von Microsoft.

Discord passt zur Microsoft-Strategie. Der Konzern will einen hochkarätigen Namen im Verbraucher-Internet-Bereich dazukaufen. Microsoft stand im vergangenen Jahr kurz davor, Tiktok zu übernehmen. Laut einem Bericht der Financial Times vom Februar hat Microsoft in den vergangenen Monaten auch einen Versuch unternommen, Pinterest im Wert von etwa 51 Milliarden Dollar zu übernehmen.


   Microsoft ist bereit tief in die Tasche zu greifen 

Mit anderen Worten: Microsoft hat seine Brieftasche offen, und die eigenen Ambitionen sind hoch. Das Unternehmen verfügt über die nötigen Mittel: Die Nettobarmittel beliefen sich zum Jahresende auf 75,2 Milliarden Dollar - die dritthöchste Kriegskasse im Tech-Bereich nach der Google-Muttergesellschaft Alphabet und Apple. Und das nicht-börsennotierte Discord würde am besten zu den bestehenden Geschäften des Unternehmens passen.

Das in San Francisco ansässige Unternehmen hat eine Basis von mehr als 100 Millionen monatlich aktiven Nutzern angelockt und sich damit zum Standard unter den sozialen Netzwerken für die Videospielbranche gemausert. Und sein Geschäft boomte in der Pandemie, mit einem Umsatz, der sich bis zum Jahr 2020 auf etwa 130 Millionen Dollar fast verdreifachte, wie das Wall Street Journal Anfang des Monats berichtete.


   Microsoft bei cloudbasierten Spielen ganz vorne 

Aber ein solcher Schritt könnte auch die Art von Kartellprüfung mit sich bringen, der Microsoft bisher entkommen konnte, da sich die Regulierungsbehörden auf die anderen vier großen Tech-Konkurrenten konzentriert haben. Microsoft dominiert nicht gerade den Videospielmarkt. Seine Xbox-Konsolen schnitten in den vergangenen beiden Konsolenzyklen sogar schlechter als Sonys Playstation ab. Aber Microsoft war bereits in der Lage, der prominenteste Spieler im Bereich der cloudbasierten Spiele zu werden.

Sein Xbox Live Service hat eine Basis von mehr als 100 Millionen monatlich aktiven Nutzern, während 18 Millionen für den abonnementbasierten Game Pass Service zahlen. Microsoft verfügt außerdem über den zweitgrößten Cloud-Service für Unternehmen nach Amazon. Diese Cloud-Stärke hat sogar den Konkurrenten Sony davon überzeugt, 2019 eine Partnerschaft mit Microsoft einzugehen, um Spiele-Streaming-Dienste zu entwickeln.


   Microsoft teilte zuletzt gegen Google und Facebook aus 

Wenn Discord zu diesem Portfolio dazustößt, wäre Microsoft ein schwer zu schlagender Spieler. Und das Unternehmen hat sich in letzter Zeit nicht gerade mit seinen umkämpften großen Tech-Rivalen angefreundet. Microsoft-President Brad Smith hat Google und Facebook in der Frage der Bezahlung für Nachrichteninhalte lautstark kritisiert. Als der nächste Tech-Titan, der wahrscheinlich die Schwelle von 2 Billionen Dollar Marktwert überschreitet, könnte Microsoft von seiner neu entdeckten Liebe zum Rampenlicht auch gleich wieder ganz unerwünscht geblendet werden.

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March 24, 2021 07:01 ET (11:01 GMT)