NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street präsentiert sich am Freitagmittag (US-Ostküstenzeit) etwas leichter und schlägt sich damit wacker. Vor dem verlängerten Wochenende - am Montag findet wegen des Unabhängigkeitstags kein Handel statt - könnte es zu Positionsanpassungen kommen, heißt es. Am Anleihemarkt endet der Handel bereits um 20 Uhr MESZ. Belastet werden die US-Börsen darüber hinaus von mäßigen Daten und einem enttäuschenden Ausblick des Halbleiterkonzerns Micron Technology. Der Dow-Jones-Index verliert 0,2 Prozent auf 30.720 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite reduzieren sich um 0,1 bzw. 0,3 Prozent. Der schwache Ausblick von Micron drückt den Halbleitersektor um 4,4 Prozent und ist somit auch für die Abgaben der technologielastigen Nasdaq verantwortlich.

Investoren konzentrieren sich weiter auf die anhaltend hohe Inflation, welche die Zentralbanken gezwungen hat, die jahrelange Politik des lockeren Geldes zu beenden und die Zinssätze zügig zu erhöhen. Dieser Positionswechsel hat die Ängste vor einer Verlangsamung des Wachstums, was zu einer Rezession führen könnte, verstärkt. "Wir können sehen, dass die Weichen für eine Rezession gestellt werden", sagt Chefstrategin Seema Shah von Principal Global Investors. Sie rechnet mit einer Rezession zu Beginn des nächsten Jahres, wenn sich der US-Arbeitsmarkt, der ihrer Meinung nach immer noch stark ist, abschwächen dürfte. Der Ukraine-Krieg und die Ungewissheit über das Tempo der künftigen Ölproduktion erschwerten die Einschätzung der Inflationsentwicklung und der Rezessionsaussichten, ergänzt sie. Erhöhte Energiepreise sind eine Schlüsselkomponente der hohen Inflation.

Derweil zeigen aktuelle Daten noch keine Anzeichen der Rezession, aber gleichwohl eine Verlangsamung des Wachstums. Die Aktivität in der US-Industrie hat sich laut ISM im Juni verlangsamt. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes sank auf ein Zweijahrestief und verfehlte auch die Erwartungen - blieb aber im Wachstum anzeigenden Bereich. Auch der von S&P Global für Juni erhobene Einkaufsmanagerindex sank in zweiter Veröffentlichung, blieb aber ebenfalls auf Wachstumskurs und übertraf sogar die Erwartungen leicht. Die Baudaten zeigen sich indes schwach.

"Insgesamt stützt der ISM-Index zwar die Befürchtungen, dass die aggressive Straffung der Fed zu einer drastischen Verlangsamung der Wirtschaft führen wird, doch deuten die Details auch darauf hin, dass diese Verlangsamung zu einem schnelleren Rückgang der Inflation führen könnte, als viele derzeit annehmen", beschwichtigt Volkswirt Andrew Hunter von Capital Economics die Sorgen der Anleger etwas.


   Micron enttäuscht mit Ausblick - GM mit Gewinnwarnung 

Unter den Einzelwerten geht es für die Aktie von Micron Technology um 5,6 Prozent abwärts. Der Halbleiterhersteller hat zwar im dritten Quartal kräftige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn vermeldet, jedoch einen enttäuschenden Ausblick auf das laufende Quartal geliefert.

Die Aktien von General Motors stagnieren - trotz einer Gewinnwarnung für das zweite Quartal. Händler erklären die relative Stärke der Aktie mit der bekräftigten Jahresprognose. Die Aktien des Kaufhausbetreibers Kohl's knicken um 21 Prozent ein. Laut CNBC sind die Gespräche über eine Übernahme durch die Franchise Group beendet worden. Auslieferungsdaten lassen die Aktien chinesischer E-Autohersteller in den USA fallen. Die Titel von Li Auto, Nio sowie von XPeng sinken um bis zu 5 Prozent.


   Ölpreise mit Erholung - Euro von Inflationsdaten wenig bewegt 

Wie schlecht die Stimmung an den Finanzmärkten ist, lässt sich am Rentenmarkt ablesen, der deutlich zulegt. Die nicht überzeugenden Konjunkturdaten dämpfen zudem die Zinserhöhungsfantasien etwas, die Renditen geben kräftig nach.

Die Ölpreise erholen sich von den jüngsten Abgaben. Hier geht es um bis zu 2,4 Prozent nach oben. So könnte nach zuletzt zwei Wochen mit Rückgängen wieder ein Plus zu Buche stehen. Doch die Befürchtungen nehmen zu, dass die Straffungen der Notenbanken und die steigende Inflation das globale Wachstum belasten und die USA und andere große Volkswirtschaften in eine Rezession stürzen werden, was die Nachfrage nach Öl verringern würde.

Der Euro bleibt gegenüber dem Dollar schwächer, zeigt allerdings nur wenig Reaktion auf die Inflationsrate aus der Eurozone. Der Inflationsdruck hat im Juni erneut stärker als erwartet zugenommen, wobei die Kerninflation marginal zurückging. Schon im Vorfeld der Daten hatte es von den Analysten der ING geheißen, dass der Euro durch die Zahlen kaum beeinflusst werden dürfte, weil am Markt die Erwartungen einer Straffung der Politik durch die Europäische Zentralbank bereits sehr gefestigt zu sein scheine. Das Währungspaar dürfte dagegen derzeit hauptsächlich von der globalen Risikostimmung und der Dollar-Dynamik abhängen. Der Dollarindex legt um 0,6 Prozent - er ist gesucht als vermeintlich sicherer Hafen angesichts der trüben Konjunkturaussichten. Der feste Greenback belastet derweil den Goldpreis.


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INDEX                 zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                30.719,88       -0,2%      -55,55     -15,5% 
S&P-500              3.779,92       -0,1%       -5,46     -20,7% 
Nasdaq-Comp.        10.999,28       -0,3%      -29,45     -29,7% 
Nasdaq-100          11.454,72       -0,4%      -48,99     -29,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         2,82     -14,3        2,96      208,7 
5 Jahre         2,88     -15,9        3,04      161,9 
7 Jahre         2,91     -16,3        3,07      147,0 
10 Jahre        2,87     -13,7        3,01      136,4 
30 Jahre        3,10      -8,1        3,18      120,3 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %    Fr, 8:34  Do, 17:31   % YTD 
EUR/USD                1,0406       -0,7%      1,0452     1,0463   -8,5% 
EUR/JPY                140,81       -1,0%      141,09     142,20   +7,6% 
EUR/CHF                1,0015       +0,0%      0,9993     0,9989   -3,5% 
EUR/GBP                0,8629       +0,2%      0,8621     0,8609   +2,7% 
USD/JPY                135,30       -0,3%      134,96     135,88  +17,5% 
GBP/USD                1,2059       -1,0%      1,2128     1,2156  -10,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,7024       +0,1%      6,7163     6,6996   +5,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.385,78       +3,2%   19.387,29  19.167,22  -58,1% 
 
ROHÖL                 zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              108,34      105,76       +2,4%       2,58  +50,1% 
Brent/ICE              111,44      109,03       +2,2%       2,41  +48,8% 
GAS                            VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF              147,50      145,37       +2,1%       2,99  +46,9% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.802,17    1.807,32       -0,3%      -5,15   -1,5% 
Silber (Spot)           19,80       20,27       -2,3%      -0,47  -15,1% 
Platin (Spot)          881,65      897,13       -1,7%     -15,48   -9,2% 
Kupfer-Future            3,62        3,71       -2,7%      -0,10  -18,6% 
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July 01, 2022 12:33 ET (16:33 GMT)