NEW YORK (Dow Jones)--Überraschend gute US-Konjunkturdaten haben am Donnerstag für deutliche Abgaben an der Wall Street gesorgt. Positive Daten könnten die US-Notenbank dazu veranlassen, auch weiterhin kräftig an der Zinsschraube zu drehen. Dazu kamen Gewinnmitnahmen, nachdem die Indizes am Vortag die stärksten Tagesgewinne seit drei Wochen verzeichnet hatten. Mit dem nahenden Weihnachtswochenende und dem Jahreswechsel dünnten die Umsätze allerdings mehr und mehr aus, was zu übertrieben kräftigen Kursausschlägen führte, so Marktteilnehmer.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,0 Prozent auf 33.027 Punkte. Im Tagestief hatte der Index schon bei 32.573 Punkten gelegen. Der S&P-500 fiel um 1,4 Prozent und für den Nasdaq-Composite ging es um 2,2 Prozent nach unten. Dabei standen 584 (Mittwoch: 2.409) Kursgewinnern 2.556 (728) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 96 (114) Titel.

Viele Marktstrategen seien defensiv positioniert, da sie erwarten, dass die Aktien im neuen Jahr auf neue Tiefststände fallen könnten, hieß es. Katie Stockton, technische Strategin bei Fairlead Strategies, warnte ihre Kunden in einer Mitteilung, dass sie sich auf weitere Abwärtsbewegungen einstellen sollten. "Wir gehen davon aus, dass die wichtigsten Indizes in der nächsten Woche fest bleiben werden, was durch überverkaufte Bedingungen begünstigt wird, aber wir würden uns angesichts des jüngsten Abschwungs auf weitere Abwärtsbewegungen im Januar einstellen", so die Teilnehmerin.

Unter den Konjunkturdaten des Tages stiegen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche weniger stark als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt legte nach den Daten der dritten Veröffentlichung auf das Jahr hochgerechnet um 3,2 (bisher: 2,9) Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Ökonomen hatten mit einer Bestätigung der bisherigen Schätzung gerechnet. Der Index der Frühindikatoren aus dem November fiel dagegen mit minus 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat doppelt so stark wie erwartet. "Leicht steigende, aber unter den Erwartungen liegende Erstanträge könnten ein Zeichen dafür sein, dass der Wunsch der Fed nach einer Verlangsamung des Arbeitsmarktes bis 2023 warten muss", so Mike Loewengart von Morgan Stanley Global Investment Office.


   Schwache Zahlen und Sparkurs belasten Micron 

Auf Unternehmensseite hat Micron (-3,4%) enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Der Chiphersteller ist aufgrund einer nachlassenden Nachfrage in seinem ersten Geschäftsquartal in die roten Zahlen gerutscht. Als Reaktion darauf wird das Unternehmen seine Investitionen kürzen und 10 Prozent der Belegschaft abbauen.

Überraschend gut sind dagegen die Zahlen des Möbelherstellers Millerknoll (+14,1%) ausgefallen. Allerdings warnte das Unternehmen vor schwächeren Umsätzen im laufenden Quartal.

Tyson Foods gewannen nach anfänglichen Verlusten 0,2 Prozent. Dem Fleischverarbeiter droht die massive Abwanderung von Mitarbeitern, die den geplanten Umzug zweier Büros nicht mitmachen wollen - und dies zu einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit in den USA gering ist und viele Unternehmen vergeblich nach qualifizierten Bewerbern suchen.

Nach Bekanntgabe einer Kapitalerhöhung brachen AMC Entertainment um 7,4 Prozent ein. Der Kinobetreiber plant überdies einen "Reverse Split": Zehn Aktien sollen zu einer zusammengelegt werden.


   Ölpreise geben Gewinne wieder ab 

Nach zuletzt drei Tagen mit Aufschlägen zeigten sich die Ölpreise schwächer. Zwischenzeitliche Gewinne konnten nicht behauptet werden. Für Brent und WTI ging es um bis zu 0,9 Prozent nach unten. Nachdem zunächst weiter der am Vortag vermeldete Rückgang der US-Rohölbestände gestützt hatte, rutschten die Ölpreise mit dem fallenden Aktienmarkt ab, hieß es. Dazu kam der leicht steigende Dollar.

Die Renditen der US-Anleihen zeigten sich nach ihrem leichten Rückgang am Vortag etwas erholt. Für die Rendite zehnjähriger Papiere ging es um 0,8 Basispunkt auf 3,74 Prozent nach oben.

Der Dollar legte leicht zu, der Dollar-Index stieg um 0,2 Prozent. Der Greenback dürfte im Jahr 2023 fallen, da er trotz der jüngsten Rückgänge immer noch stark überbewertet sei, aber die Abwertung werde nicht geradlinig verlaufen, so die Bank of America (BoA). Der Konsens scheint ein "einfaches Szenario" zu erwarten, bei dem die Inflation sinkt, die Federal Reserve beginnt, die Zinsen zu senken, und der Dollar schwächer wird, aber es wird "viel komplizierter sein als das", sagte Devisen-Stratege Athanasios Vamvakidis. Die Fed könnte zwar die Zinserhöhungen stoppen, aber es sei unwahrscheinlich, dass sie die Zinsen senke, da sich die Inflation nur sehr langsam nach unten bewegen dürfte. "Damit der Dollar wirklich schwächer wird, muss die Inflation deutlich zurückgehen", hieß es. Die BoA geht davon aus, dass Euro von derzeit 1,0598 Dollar bis Ende 2023 auf 1,10 Dollar ansteigen wird.

Die steigenden Renditen und der festere Dollar belasteten den Goldpreis. Der Preis für die Feinunze rutscht wieder knapp unter die Marke von 1.800 Dollar.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          33.027,49  -1,0%  -348,99      -9,1% 
S&P-500        3.822,39  -1,4%   -56,05     -19,8% 
Nasdaq-Comp.  10.476,12  -2,2%  -233,25     -33,0% 
Nasdaq-100    10.956,14  -2,5%  -279,74     -32,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,26         +3,3        4,22      352,7 
5 Jahre                  3,80         +2,8        3,77      253,8 
7 Jahre                  3,78         +1,8        3,76      233,7 
10 Jahre                 3,68         +0,8        3,67      217,0 
30 Jahre                 3,74         +1,5        3,72      183,6 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %    Do, 8:04  Mi, 17:20   % YTD 
EUR/USD                1,0598        -0,1%      1,0649     1,0611   -6,8% 
EUR/JPY                140,24        -0,1%      140,37     140,19   +7,2% 
EUR/CHF                0,9867        +0,4%      0,9829     1,0793   -4,9% 
EUR/GBP                0,8802        +0,3%      0,8787     0,8775   +4,8% 
USD/JPY                132,39        +0,0%      131,88     132,11  +15,0% 
GBP/USD                1,2041        -0,3%      1,2113     1,2092  -11,0% 
USD/CNH (Offshore)     7,0127        +0,4%      6,9828     6,9920  +10,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             16.790,69        +0,1%   16.795,75  16.834,92  -63,7% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               78,17        78,29       -0,2%      -0,12  +13,7% 
Brent/ICE               81,50        82,20       -0,9%      -0,70  +12,5% 
GAS                            VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF               92,20        97,75       -5,7%      -5,56  +62,0% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.792,20     1.814,13       -1,2%     -21,93   -2,0% 
Silber (Spot)           23,56        24,03       -1,9%      -0,46   +1,1% 
Platin (Spot)          980,45     1.002,95       -2,2%     -22,50   +1,0% 
Kupfer-Future            3,75         3,81       -1,5%      -0,06  -15,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 22, 2022 16:13 ET (21:13 GMT)