Berlin (Reuters) - Der ProSiebenSat.1-Investor Deka Investment blickt skeptisch auf den steigenden Einfluss von Großaktionär MFE beim deutschen Fernsehkonzern.

"Wir sehen den wachsenden Unternehmensanteil des italienischen Ankeraktionärs MFE mit Sorge, da weder die Strategie noch die Absichten klar sind", sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, in einem am Dienstag veröffentlichten Statement zur ProSieben-Hauptversammlung am Donnerstag. Man unterstütze Management und Aufsichtsrat, um "strategische Machtspiele zu Lasten der freien Aktionäre" zu unterbinden. "Wir fordern MFE dazu auf, Farbe zu bekennen", betonte Speich.

Die vom ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi dominierte Fernsehholding MFE-Mediaforeurope solle darlegen, "welche Ziele sie verfolgt und wie sie dadurch Wert für ProSiebenSat1 schaffen will". Speich erklärte aber auch: "Jegliche Maßnahmen zur langfristigen Wertsteigerung sind zu begrüßen."

Jüngst hatte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Aktionäre aufgefordert, Flagge zu zeigen und von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Denn es stehe zu befürchten, dass MFE auf dem Aktionärstreffen die Stimmenmehrheit auf sich vereinen könne, obwohl der Anteil am Grundkapital nur bei rund einem Viertel liege, hatte DSW-Daniela Bergdolt gewarnt. Die Machtbalance dürfe sich nicht zu Gunsten der Italiener verschieben, den diese stellten auch die Eigenständigkeit von ProSiebenSat.1 in Frage und könnten sich eine andere Strategie für ProSieben in einer europäischen Einheit vorstellen.

Die Italiener halten nach eigenen Angaben mehr als 25 Prozent an dem bayerischen Konzern. MFE reibt sich vor allem an Vorstandschef Rainer Beaujean, der die Italiener auf Distanz hält, und am scheidenden Aufsichtsratschef Werner Brandt, von dem sie sich bei der Neubesetzung des Gremiums übergangen fühlten. Brandts Nachfolge soll der ehemalige Springer-Manager Andreas Wiele antreten.

Beaujean hat jüngst in einem Interview zur Hauptversammlung noch einmal klare Kante gezeigt: "Ich sehe ProSiebenSat.1 als absolut unabhängiges Unternehmen, das aus sich selbst heraus wächst", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Er pochte angesichts zunehmender Avancen von MFE auf die eigene Unabhängigkeit. "Wir würden gerne von Media for Europe erfahren, wie ihre Pläne für einen paneuropäischen Medienkonzern konkret aussehen und welchen Mehrwert das für alle unsere Stakeholder hätte, für Zuschauer, Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre, die Öffentlichkeit."