Berlin (Reuters) - Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für die Übernahme von bis zu 92 Real-Supermarktfilialen durch den Konkurrenten Kaufland gegeben.

Kaufland, das wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, wollte insgesamt 101 Real-Standorte vom russischen Investor SCP übernehmen. Doch bei neun Standorten unter anderem in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg war die Bonner Behörde nicht einverstanden, weil nach ihrer Einschätzung dort der Wettbewerb zu stark beeinträchtigt worden wäre. "Wir wollen für die Verbraucherinnen und Verbraucher dort, wo sie einkaufen, genügend Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern erhalten", erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Dienstag.

Der Düsseldorfer Metro-Konzern hatte die Supermarktkette Real mit rund 270 Märkten und rund 34.000 Beschäftigten an SCP verkauft. Metro konzentriert sich auf das Geschäft rund um den Großhandel, Real passte nicht mehr zu diesem Konzept. SCP will die Kette zerschlagen und Märkte verkaufen. Bei der nun geplanten Veräußerung an Kaufland hatte das Kartellamt zum Teil regionale Hürden für den Wettbewerb ausgemacht. Wegen dieser Bedenken hat Kaufland laut der Behörde auf den geplanten Erwerb der Standorte in Bedburg, Heidenau, Hemer, Heidenheim, Brandenburg, Neubrandenburg, Horb, Dülmen und Falkensee verzichtet.

MITTELSTAND BEKOMMT CHANCE AUF ÜBERNAHME VON REAL-MÄRKTEN

Doch auch die wachsende Macht der Schwarz-Gruppe beim Einkauf hatte den Wettbewerbshütern Sorge bereitet. Dazu erklärte das Kartellamt nun, die bedingte Freigabe der Übernahme sei durch eine Verpflichtung durch SCP möglich geworden. Der Real-Eigner habe zugesagt, Standorte mit einem Beschaffungsvolumen von insgesamt mindestens 200 Millionen Euro an mittelständische Lebensmitteleinzelhändler zu veräußern. "Wir sorgen damit für eine Stärkung des Mittelstandes als wichtige Absatzalternative für die Hersteller und Lieferanten von Lebensmitteln in Deutschland", erläuterte Mundt. "Nach dem Verlauf des Veräußerungsprozesses war nicht davon auszugehen, dass mittelständische Händler ohne die Einflussnahme des Bundeskartellamtes überhaupt Standorte hätten erwerben können."

Für einen solchen mittelständischen Einzelhändler, die Globus-Gruppe, gab die Behörde zugleich die Übernahme von bis zu 24 Real-Standorten frei. Das Kartellamt erklärte zudem, wie viele der genehmigten Filialen Kaufland tatsächlich übernehmen könne, hänge von verschiedenen Faktoren ab - darunter eben auch die vereinbarte Veräußerung an mittelständische Unternehmen mit einem Mindestbeschaffungsvolumen. Auch ob Globus alle bis zu 24 genehmigten Filialen wird erwerben können, sei noch offen.

Neben den Übernahmeplänen von Kaufland und Globus ist beim Bundeskartellamt auch das Vorhaben von Edeka angemeldet, bis zu 72 Real-Standorte zu erwerben. Hier wollen die Wettbewerbshüter nun bis zum 22. Februar entscheiden.