Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Kampfansage von Metro an die Essenslieferdienste aus der Tech-Branche: Der traditionsreiche Großhandelskonzern hat in den letzten Wochen des scheidenden Chefs Olaf Koch die Weichen für einen neuen Online-Bestelldienst für seine Gastronomie-Kunden gestellt. Mit der Anbindung an "Order with Google", einen Service der Suchmaschine, soll der "Order-Direct"-Bestellservice der Restaurants eine unabhängige Antwort auf die gängigen Online-Essens-Bestellplattformen von Tech-Unternehmen wie Delivery Hero und Just Eat Takeaway.com sein. Vorteile für die Restaurants sollen günstigere Gebühren und somit höhere Margen sein. Den Service unterstützt Metro in Deutschland.

"Unsere Lösung ist deutlich kostengünstiger", sagte Koch im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Die Partnerschaft mit Google diene auch "der weiteren Kundenbindung" und sei ein "absoluter Wachstumspfad" für Metro.

2020 sind die Restaurants pandemiebedingt mehrfach von Lockdowns betroffen. Das auch zum Jahresende immer noch weit verbreitete Home Office lässt Bestell- und Lieferservices von Mahlzeiten und von Kochboxen mit portionierten Kochzutaten und Menüvorschlägen boomen. Hierbei profitieren bisher unter den börsennotierten Unternehmen primär die Online-Tech-Marktplätze, die für die Vermittlung zwischen Besteller und Restaurant eine Provisionsgebühr bekommen. Konzerne wie Delivery Hero, Hellofresh und andere haben reihenweise ihre Umsatzprognosen für das Gesamtjahr erhöht, zum Teil mehrfach.

Für viele traditionelle Restaurants ist ein Abhol- oder Lieferservice Neuland, in das sich angesichts der unbestimmten Dauer von Betriebsschließungen immer mehr vorwagen, auch wenn es anfangs ein Minusgeschäft sein mag. Oft läuft der erste Versuch in Deutschland über ein Andocken an Bestell-, Abhol- und Lieferplattformen wie Lieferando.de, das seit dem Verkauf durch Delivery Hero 2018 zu Just Eat Takeaway.com gehört.


   Order Direct über Google coronabedingt bis Ende Januar ohne Gebühren 

Der Bestelldienst Order Direct über Google, für dessen Unterstützung in Deutschland sich Metro mit dem Wiesbadener Startup-Unternehmen App Smart zusammengetan hat, verzichtet Metro zufolge zumindest bis Ende Januar komplett auf Provisionsgebühren. Wann und in welcher Größenordnung später Gebühren erhoben werden, die unter anderem auch der Metro zufließen werden, ist einer Metro-Sprecherin zufolge noch nicht klar. App-Smart-Chef Matthias Thom hatte jüngst der Wirtschaftswoche gesagt, der Dienst wolle mit Monatsgebühren von 69 bis 149 Euro günstiger sein als die gängigen Lieferdienste. Bisher zahlen Restaurants in Deutschland laut Metro zwischen 14 und 30 Prozent des Umsatzes an Lieferdienste, in anderen europäischen Ländern könnten die Gebühren bis zu 50 Prozent betragen.


   Essens-Bestellungen direkt über Google.de oder Google Maps 

Bei Order Direct können Hungrige direkt auf Google über die Geschäftseinträge der teilnehmenden Restaurants bestellen oder über Google Maps. Sie brauchen dafür nicht die Restaurant-Webseite zu besuchen. Auch die Installation einer anderen App oder Bestellungen über Lieferdienste sind nicht notwendig. Unter den Restaurant-Einträgen auf Google.de tauchen dann die Buttons "Zum Mitnehmen Bestellen" und/oder "Bestellen und Liefern Lassen" auf. Für die Schnittstelle zwischen Restaurant und Google sorgt technisch App Smart. Wieviele Restaurants bisher bei Order Direct angedockt sind, ist Metro zufolge derzeit nicht verlässlich zu sagen. App-Smart-Chef Thom sprach der Wirtschaftswoche gegenüber von 1.500 Restaurants in Deutschland an Bord.

Wie diejenigen Restaurants, die Belieferung anbieten, diese gestalten, liegt Metro zufolge in ihrem eigenen Ermessen. Bei der Zustellung von Mahlzeiten an Endkunden will Metro selbst "nicht aktiv werden als Zusteller", sagte Koch.


   Metro gewinnt laut CEO Marktanteile bei Restaurant-Belieferung 

Hingegen nimmt die Bedeutung der Belieferung von Restaurants mit Food- und Nonfood-Waren von einem der 678 stationären Metro-Märkte in 34 Ländern für den Düsseldorfer Konzern weiter zu, auch dank der Online-Plattform Metro Markets. In den vergangenen Monaten habe Metro bei der Belieferung der Restaurants, also dem B2B-Belieferungs-Geschäft, weltweit "erhebliche Marktanteile gewonnen", sagte Koch. Insgesamt sei der Umsatz bei der Restaurantbelieferung im Großhandel marktweit um 50 Prozent zurückgegangen, bei Metro sei das "Minus einstellig" prozentual gewesen. "Wir waren dafür bekannt, dass wir keine Belieferung wollten. Heute machen wir 15 Prozent des Umsatzes mit Belieferung", sagte Koch.

Koch, 50, verlässt Ende 2020 auf eigenen Wunsch den MDAX-Konzern, nach acht Jahren an der Spitze. Nach dem Verkauf von Real und dem China-Geschäft ist Metro nun ein lupenreiner Großhandelskonzern und hat durch die Transaktion die Bilanz um 1,9 Milliarden Euro gestärkt. "Die Voraussetzungen für die kommenden Jahre sind sehr gut", sagte Koch.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/jhe

(END) Dow Jones Newswires

December 15, 2020 00:49 ET (05:49 GMT)