Düsseldorf (Reuters) - Die Holding Ceconomy mit ihren chronisch renditeschwachen Elektronik-Handelsketten Media Markt und Saturn versucht nach Jahren der Krise den Befreiungsschlag.

Der Dauer-Zwist mit dem MediaMarktSaturn-Minderheitseigner Kellerhals soll beigelegt werden, eine konsequente Ausrichtung auf ein Geschäftsmodell aus Filialen und Online-Shops soll mehr Wachstum und Profit bringen. Dazu übernimmt Ceconomy die Filialisten Media Markt und Saturn komplett, die streitbare Gründerfamilie Kellerhals trennt sich von ihrem Minderheitsanteil und geht dafür bei Ceconomy an Bord. Die Familie kündigte an, sie wolle Ceconomy als Ankeraktionär eng begleiten.

Die bestehenden Ceconomy-Großaktionäre Haniel und Freenet stellten sich demonstrativ hinter die Pläne, über die die Anteilseigner im Frühjahr endgültig entscheiden sollen. Bis zum März solle die Transaktion abgeschlossen werden, kündigte Interimschef Bernhard Düttmann an - und versprach durchgreifende Besserung. Die Anleger feierten dies: Ceconomy-Aktien legten um mehr als 25 Prozent auf 5,15 Euro zu.

Ceconomy war im Sommer 2017 mit großen Hoffnungen in die Unabhängigkeit gestartet, als der damalige Metro-Konzern aufgespalten wurde. Doch dann folgten Pleiten, Pech und Pannen, mehrere Gewinnwarnungen und mit hohen Millionen-Abfindungen verbundene Wechsel an der Führungsspitze. Belastet wurden die Holding durch den Dauer-Zwist mit der Familie Kellerhals, die knapp 22 Prozent an MediaMarktSaturn hält und umfangreiche Veto-Rechte hat. Über Jahre wurde versucht, eine Lösung zu finden - nun ist es gelungen. In einer komplexen Transaktion übernimmt Ceconomy die Kellerhals-Anteile an MediaMarktSaturn, die Familie steigt im Gegenzug mit 25,9 Prozent bei Ceconomy ein und soll später mit bis zu 29,9 Prozent größter Einzelaktionär werden.

"IMMER WIEDER TRAURIGE GESICHTER"

Analysten hatten den Dauer-Zwist um Media Markt und Saturn immer wieder kritisiert, nun sollen die Eigner an einem Strang ziehen. "Sie sehen mich lächeln, ich glaube, dies ist ein sehr guter Tag für Ceconomy", sagte Düttmann. "Dies ist ein historischer Moment." Mit der Einigung ließen sich Werte heben: Entscheidungen könnten beschleunigt werden, die Strukturen würden vereinfacht: "Das wird unser Leben viel leichter machen." Die Veto-Rechte von Kellerhals gehörten der Vergangenheit an - die Familie werde ein normaler Ceconomy-Aktionär ohne Sonderrechte.

Auch der Chef der beiden Elektronikketten, Ferran Reverter, zeigte sich optimistisch: Er habe in der Vergangenheit immer wieder traurige Gesichter bei Media Markt und Saturn gesehen, sagte der spanische Manager. "Jetzt sind wir zurück." Er habe ein klares Ziel - den Aufbau der größten Omnichannel-Plattform Europas. Der Umbau zur Verschränkung von Filialen mit dem rasch wachsenden Online-Geschäft habe bereits begonnen.

Im vergangenen Geschäftsjahr wurde die Holding noch durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie belastet. Diese dürften auch 2020/21 andauern. 2019/20 (per Ende September) verbuchte Ceconomy dank eines Schlussspurts und florierenden Online-Geschäften einen leichten Umsatzrückgang von 1,8 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) brach aber auf 236 Millionen Euro ein. Unter dem Strich und nach Anteilen Dritter schrieb die Holding 237 Millionen Euro Verlust. Eine Dividende gibt es erneut nicht.

Ins neue Geschäftsjahr startete Ceconomy mit Zuwächsen: die Umsatzdynamik sei im Oktober und November - trotz vereinzelter Lockdown-Maßnahmen in verschiedenen Ländern - "ungebrochen gut" gewesen. Für das Gesamtjahr erwartet Ceconomy einen Anstieg des bereinigten Ebit auf 320 bis 370 Millionen Euro, der währungs- und portfoliobereinigte Umsatz soll leicht zulegen. Mittelfristig soll der Gesamtumsatz mehr als über 22 Milliarden Euro klettern, das Online-Geschäft soll auf einen Umsatzanteil von 30 Prozent kommen. Im vergangenen Geschäftsjahr lag er bei 20,2 Prozent.