(Neu: Spitzenplus von 28 Prozent, Bofa-Hochstufung, Schlusskurs)

NEW YORK (dpa-AFX Broker) - Das gestiegene Vertrauen in die künftige Geschäftsentwicklung nach guten Zahlen, weitere Aktienrückkäufe und Kostensenkungen haben Meta am Donnerstag einen historischen Kurssprung beschert. Direkt zu Handelsbeginn überwanden die Aktien des Mutterkonzerns von Facebook, Instagram und WhatsApp über der 180-Dollar-Marke ihre Zwischenhochs aus dem Sommer und fanden erst nahe 200 Dollar ihren Höhepunkt.

Nach einem Spitzenplus, das über der 28-Prozent-Marke lag, verteidigten sie am Ende noch einen Kurssprung um 23,3 Prozent auf 188,77 Dollar. Dies reichte für den größten Tagesgewinn seit fast Jahren. Mit diesem zählten sie zu den prägenden Werten dafür, dass die am Vortag schon von der US-Notenbank Fed angetriebene Euphorie an der technologielastigen Nasdaq-Börse Bestand hatte. Der Leitindex Nasdaq 100 legte dort 3,6 Prozent zu.

Umgerechnet in absolute Werte stieg der Börsenwert von Meta um etwas mehr als 90 Milliarden Dollar auf 489 Milliarden Dollar. Das Kursplus in diesem Jahr wurde mit einem Schlag auf fast 57 Prozent gesteigert - ein beachtlicher Wert für ein noch junges Börsenjahr 2023. In diesem Zeitraum zählt Meta auch zur Führungsgruppe im technologielastigen Auswahlindex, der bislang um 17 Prozent angezogen hat.

Die Bank of America nutzte den Moment, um die Aktie frisch zum Kauf zu empfehlen. Laut dem Analysten Analyst Justin Post leitet Meta mit dem Fokus auf mehr Effizienz einen wichtigen Umstellungsprozess ein. Es scheine so, als habe der Social-Media-Konzern seine richtige Medizin gefunden, kommentierte auch Analyst Benjamin Black von der Deutschen Bank die Entwicklungen positiv.

Mehrere Analysten, darunter auch die Experten der Bank of America und der Deutschen Bank, hoben denn auch ihre Kursziele für die Aktie deutlich an. Der Großteil liegt nun über der 200-Dollar-Schwelle, womit sie den Aktien weiteres Potenzial einräumen. Die Anlageempfehlungen blieben entsprechend positiv. Bis zum Rekordhoch von gut 384 Dollar aus dem September 2021 ist es aber noch ein weiter Weg.

Brent Thill vom Investmenthaus Jefferies sieht in den Geschäftszahlen für 2022 reichlich Gründe, optimistisch für das neue Jahr zu sein. Meta habe in einem schwachen Marktumfeld umsatzseitig im Schlussquartal stark abgeschnitten, und das Wachstum habe sich wechselkursbereinigt nicht verlangsamt, erklärte der Experte. Zudem verbessere sich offenbar die Rendite der Werbekunden von Meta für ihre Ausgaben auf den Plattformen des Unternehmens. Damit dürfte der Anteil von Meta an den Werbebudgets der Unternehmen wachsen.

Der Konzernumsatz sank im vergangenen Quartal zwar im Jahresvergleich um vier Prozent. Am Markt waren aber noch etwas niedrigere Erlöse erwartet worden. Zugleich habe es Zeichen der Erholung bei Anzeigen aus der Reisebranche und dem Gesundheitsbereich gegeben, hieß es. Dazu wachsen die Nutzerzahlen weiter. So kommt Facebook inzwischen auf zwei Milliarden täglich aktive Nutzer - ein Zuwachs von 16 Millionen binnen drei Monaten. Mindestens eine App von Meta nutzten zuletzt 2,96 Milliarden Nutzer pro Tag nach 2,93 Milliarden drei Monate zuvor.

2023 solle für den Konzern nun ein "Jahr der Effizienz" werden, sagte Gründer und Chef Mark Zuckerberg. Der Fokus liege darauf, "stärker und wendiger" zu sein. Meta werde Schichten im mittleren Management entfernen, damit Entscheidungen schneller getroffen werden. Projekte, die nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, sollen schneller gestoppt werden.

Bereits im vergangenen Herbst hatte Meta den Abbau von rund 11 000 Jobs bekanntgegeben. Der Konzern verbuchte für das Quartal auch daher jetzt Umstrukturierungskosten von 4,2 Milliarden Dollar. 2023 sollen zudem die Ausgaben niedriger als zuvor veranschlagt ausfallen, unter anderem durch geringere Investitionen in Rechenzentren.

Die zwischenzeitliche, rund ein Jahr währende Talfahrt der Aktie hatte nach dem Rekordhoch im September 2021 begonnen. Sie war schwer unter Druck geraten, nachdem eine ehemalige Mitarbeiterin interne Unterlagen öffentlich gemacht hatte. Sie trat als Whistleblowerin auf und warf Facebook vor, Profite über das Wohl seiner Nutzer gestellt zu haben. Später im Jahr 2021 erfolgte dann nach einer Welle von Negativschlagzeilen rund um Facebook, Instagram und WhatsApp die Umbenennung in Meta.

Der versuchte Imagewandel, um aus dem Schatten des Sozialen Netzwerkes Facebook zu treten, half allerdings nicht. 2022 setzte sich der Kursverfall im Sog einer Techkrise an der Wall Street fort. Die Aktienkurse vieler zuvor gehypter Unternehmen brachen ein, auch weil die Zinsen weltweit stark stiegen. Der technologiewertelastige Nasdaq 100 sackte um rund ein Drittel ab, und Meta büßten gar fast zwei Drittel ihres Werts ein.

Meta wurde dabei auch von der Abkühlung des Online-Werbemarktes getroffen. Ende Oktober hatte sich in diesem Zuge bei den Anlegern die Furcht vor einem deutlichen Geschäftseinbruch breit gemacht: Die Talfahrt der Papiere beschleunigte sich nach den Zahlen für das dritte Quartal - an nur einem Tag brach der Kurs damals um ein Viertel ein, der Börsenwert sank um rund 70 Milliarden Dollar. Damit notierten die Papiere erstmals seit 2016 unter der runden Marke von 100 Dollar. Der Kursrutsch endete erst Anfang November bei gut 88 Dollar. Seither ging es Stück für Stück nach oben - zuletzt bis auf rund 153 Dollar und nach den Zahlen wieder Richtung 200 Dollar.

Trotz der neuen Sparsamkeit von Meta treibt Zuckerberg die umstrittene Entwicklung digitaler Welten unter dem Schlagwort "Metaverse" für viel Geld voran. Die Sparte Reality Labs, in der das Geschäft mit virtueller Realität gebündelt ist, verbuchte im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von rund 4,3 Milliarden Dollar. Darin seien auch Restrukturierungskosten enthalten, sagte Finanzchefin Susan Li. Im gesamten Jahr 2022 addierte sich das operative Minus auf 13,7 Milliarden Dollar - bei einem Umsatz von nur 2,16 Milliarden Dollar. Zudem bekräftigte Li frühere Prognosen, dass der Verlust der Reality Labs in diesem Jahr noch höher ausfallen werde.

Insgesamt gehe das Management mit Blick auf die Investitionen nun aber ausgewogener vor, erklärte Analyst Eric Sheridan von der Investmentbank Goldman Sachs. Investoren begännen besser zu verstehen, wie frühere und aktuelle Investitionen künftig den Umsatz antreiben könnten. Daher dürften sich die Aktien weiter erholen, glaubt Sheridan./mis/so/ag/jha/gl/tih