MENLO PARK (dpa-AFX) - Trotz anhaltender Kritik an seinen Sozialen Netzwerken Facebook, Instagram und WhatsApp ist der erst kürzlich umbenannte Mutterkonzern Meta nicht zu bremsen. Quartal um Quartal laufen die Geschäfte der Kalifornier mit Werbung. Doch abseits der Konzernentwicklung dominieren in der breiten Öffentlichkeit eher negative Berichte. Was bei Meta los ist, was die Aktie macht und was Analysten sagen:

DAS IST BEI META LOS:

Facebook heißt jetzt Meta. Die Namensänderung kommt nach einer Welle von Negativschlagzeilen rund um Facebook, Instagram und WhatsApp. Unter anderem war der Konzern zuvor massiv unter Druck geraten aufgrund von internen Unterlagen, die von einer ehemaligen Mitarbeiterin öffentlich gemacht wurden. Die Whistleblowerin Frances Haugen wirft dem Konzern vor, Profite über das Wohl der Nutzer zu stellen.

"Facebook hat der Öffentlichkeit absichtlich wichtige Daten vorenthalten" - um Mechanismen zum Verständnis des Online-Netzwerks zu verhindern, kritisierte Haugen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Weil heute die einzigen Leute, die Facebook erforschen können, bei Facebook arbeiten, haben wir nie die Chance bekommen, eine solche Infrastruktur aufzubauen." Sie fordert die Politik auf, sich einen besseren Einblick in die Funktionsweise von Online-Netzwerken zu verschaffen. Dafür müssten die Unternehmen verpflichtet werden, regelmäßig - "etwa wöchentlich, täglich" - Informationen bereitzustellen.

Darüber hinaus beschäftigten regelmäßige Geldstrafen wegen Verstößen rund um die Welt den Konzern. In Frankreich zum Beispiel etwa 60 Millionen Euro wegen der Entscheidung, ob Nutzer Cookies akzeptieren wollen oder nicht. Es sei deutlich komplizierter für diese gewesen, die kleinen Datensätze abzulehnen als zugunsten des Konzerns anzunehmen, erklärte die Datenschutzbehörde. In Russland musste Meta umgerechnet rund 24 Millionen Euro zahlen, weil das Netzwerk wiederholt "verbotene Inhalte" nicht gelöscht habe.

Doch Facebook ist eben nicht alles, was der Konzern im Portfolio hat. Um auch aus dem Schatten des Sozialen Netzwerkes zu treten, wolle das Unternehmen fortan Meta heißen. Passend dazu arbeitet Meta nun an einem "Metaverse", einer virtuellen Umgebung, in der physische und digitale Welten zusammenkommen sollen. Dabei setzt Zuckerberg zum einen auf die virtuelle Realität (VR), bei der die Nutzer mit Spezial-Brillen auf dem Kopf in digitale Welten eintauchen können. Zum Facebook-Konzern gehört auch die VR-Firma Oculus, ein Teil der Reality Labs.

Als "Metaverse"-Baustein sieht der Facebook-Gründer zudem die sogenannte erweiterte Realität (AR, Augmented Reality), bei der digitale Inhalte auf Displays oder mit Hilfe von Projektor-Brillen für den Betrachter in die reale Umgebung eingeblendet werden. Die Reality Labs dürften der Unternehmensteil sein, in dem das "Metaverse" in den kommenden Jahren vor allem entwickelt wird. Im aktuellen Quartalsbericht hieß es, dass die Investitionen in die Reality Labs den operativen Gewinn von Facebook um rund zehn Milliarden Dollar drücken würden.

In der Gegenwart lief das Werbegeschäft ungeachtet der Image-Probleme auf Hochtouren. Im dritten Quartal stiegen die Anzeigenerlöse im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 28 Milliarden Dollar - und das, obwohl Meta selbst in den Monaten zuvor selbst Sorgen um das Geschäft geschürt hatte. Vor allem Apples neueste Privatsphäre-Regeln auf iPhone und anderen iOS-Geräten hatten das Management verstimmt.

Die neuen Regeln sehen vor, dass alle App-Entwickler seit Sommer die Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie ihre Aktivitäten quer über verschiedene Anwendungen und Dienste hinweg zu Werbezwecken verfolgen wollen. Laut Umfragen lehnen die meisten Nutzer dies ab. Entsprechend geraten viele bisherige Geschäftsmodelle der Werbebranche durcheinander. Wie das Gesamtjahr verlaufen ist, dazu will sich Meta am 2. Februar äußern.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Zumindest mit Blick auf den Aktienkurs hat die Umbenennung des Konzerns zu Meta bislang nicht geholfen. Der Kurs lag zuletzt kaum über dem Niveau, das die Aktie davor innehatte. Derzeit kostet das Papier rund 15 Prozent weniger als noch im September, als das Facebook-Papier auf das Rekordhoch von mehr als 380 Dollar geklettert war. Damals war der Konzern an der Börse auch mehr als eine Billion Dollar wert - aktuell liegt die Marktkapitalisierung wieder unterhalb dieser Marke.

Anleger, die seit einem Jahr die Aktien des Konzerns im Portfolio halten, können sich immerhin über einen Wertzuwachs von etwas mehr als einem Fünftel freuen. Seit zwei Jahren summiert sich das Plus auf fast 60 Prozent. Damit hinkt das Papier seit Ausbruch der Corona-Pandemie der Entwicklung des Nasdaq 100 hinterher. Auch über die vergangenen fünf Jahre gesehen entwickelte sich die Meta-Aktie mit einem Plus von rund 160 Prozent schlechter als der US-Technologieauswahlindex.

Anders sieht die Bilanz seit dem Börsengang vor fast zehn Jahren im Mai 2012 aus. Vom Ausgabepreis von 38 Dollar ging es um etwas mehr als 760 Prozent nach oben. Zum Vergleich: Der Nasdaq 100 zog in dieser Zeit nur etwas mehr als 500 Prozent an.

Der 2004 gegründete Konzern ist an der Börse derzeit etwas mehr als 910 Milliarden Dollar wert und damit unter den fünf wichtigsten US-Techunternehmen das mit der geringsten Marktkapitalisierung. Fast doppelt so viel bringt Amazon auf die Waage (1,64 Bio Dollar). Nummer drei ist die Google-Mutter Alphabet mit rund 1,8 Billionen Dollar.

Microsoft schafft eine Marktkapitalisierung von knapp 2,4 Billionen Dollar und ist damit derzeit weltweit das zweitwertvollste Unternehmen. Mit Abstand an der Spitze steht Apple. Der für das iPhone bekannte Konzern war zu Jahresbeginn zeitweise etwas mehr als drei Billionen Dollar wert - aktuell sind es rund 2,8 Billionen.

Der rasante Kursanstieg hat den umstrittenen Unternehmensgründer und Konzernchef Marc Zuckerberg zu einem der reichsten Menschen des Planeten gemacht. Die Nachrichtenagentur Bloomberg bezifferte sein Vermögen zuletzt auf knapp 123 Milliarden Dollar. Er besitzt zwar keine der an der Börse gehandelten sogenannten A-Aktien. Er hält den Großteil der sogenannten B-Aktien von Facebook, die nicht an der Börse gehandelt werden, aber ein zehnfaches Stimmrecht haben. So kommt er auf mehr als die Hälfte der Stimmrechte und kann Facebook so kontrollieren, obwohl er nur etwas mehr als zehn Prozent des Kapitals hält.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Von den 62 Analysten, die in der Datenbank der Nachrichtenagentur Bloomberg erfasst sind, raten 52 zum Kauf - nur zwei empfehlen, sich von der Aktie zu trennen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 400 Dollar und damit rund ein Fünftel über dem aktuellen Kurs - die Spanne reicht von 250 bis 460 Dollar.

JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth verspricht sich so einiges vom angekündigten Metaverse. Dies existiere zwar noch nicht, allerdings gebe es schon einige Entwickler wie Spieleproduzenten, die Angebote entwickelten. Anmuth hält auch Produkte für virtuelle Fitness, die Arbeitswelt und Bildung für möglich.

In der frühen Phase dürfte Meta zunächst geringe Gebühren für seine Welt fordern, um so möglichst viele Entwickler anzulocken, betonte der Analyst. Er rechnet damit, dass die Meta-Aktie innerhalb der kommenden zwölf Monate einen Wert von 390 Dollar schafft.

Der überraschende Aufstieg von Oculus zur am häufigsten heruntergeladenen App in den USA zeige, dass VR-Anwendungen verbreiteter seien als bislang von ihm angenommen, betonte Jefferies-Experte Brent Thill. Potenzielle Investments von Meta in diesen Bereich dürften zwar den Gewinn je Aktie verwässern, seien aber langfristig sinnvoll, um Nutzer an VR-Spiele heranzuziehen.

Und auch die Schweizer Bank Credit Suisse sieht Meta noch lange nicht am Ende seiner Kreativität. Wegen der langfristigen Chancen bleibe die Aktie des Konzerns aussichtsreich, betonte Analyst Stephen Ju. Allerdings senkte er das Kursziel von 500 auf 430 Dollar./ngu/zb/jha/