NEW YORK (Dow Jones)--Dank neuer Hoffnungsschimmer auf diplomatische Annäherungen im Ukraine-Krieg dürfte die Wall Street am Freitag freundlich in den Handel starten. Der Aktienterminmarkt zieht mit neuen Schlagzeilen aus Moskau deutlich an. Russlands Machthaber Wladimir Putin macht in den Verhandlungen mit der Ukraine "positive Veränderungen" aus. Doch gleichzeitig setzt seine Armee ihre Angriffe auf ukrainische Großstädte unvermindert fort. Der Markt klammere sich an jeden noch so kleinen Strohhalm, heißt es im Handel.

Händler sind denn auch skeptisch, ob die Wall Street Aufschläge bis Handelsende wird halten können. Denn gerade mit Blick auf das Wochenende, an dem auf neue Entwicklungen nicht schnell reagiert werden kann, bleiben Anleger vorsichtig. US-Präsident Joe Biden wird voraussichtlich im Tagesverlauf ankündigen, dass die USA gemeinsam mit wichtigen Verbündeten und der Europäischen Union die Aufhebung der normalen Handelsbeziehungen mit Russland fordern werden. Der Rufe nach weiteren und härteren Sanktionen werden lauter. Händler sind sich nicht sicher, in welchem Maße neue Sanktionen bereits eingepreist sind. Goldman Sachs hat in diesem Zusammenhang ihre US-Wachstumsprognose gesenkt.


   Konsumneigung im Blick 

Im Handelsverlauf steht die wichtige Verbraucherstimmung an. Hier dürfte es wegen des Ukraine-Krieges und der Öl- und Benzinpreisexplosion zu einer Eintrübung kommen - auch gespeist von Stagflationsängsten. Denn die US-Notenbank dürfte in der kommenden Woche wegen der galoppierenden Inflation die Leitzinsen erhöhen - trotz der durch die Russland-Sanktionen eingetrübten Konjunkturaussichten. Sollte die Konsumneigung über Gebühr gesunken sein, hätte dies negative Auswirkungen auf den Aktienmarkt, warnen Händler.

Mit den Putin-Schlagzeilen kommt der US-Dollar von den Tageshochs zurück, der Dollarindex liegt knapp im Plus. In Krisenzeiten bleibe der Greenback für viele Anleger erste Wahl. Doch bei Anzeichen der Entspannung verliere er an Zuspruch als vermeintlich sicherer Hafen, heißt es im Devisenhandel. Die ING sieht aber rosige Aussichten für den Dollar, sollte die Fed die Geldpolitik weiter straffen.

Die Hoffnung auf Entspannung im Ukraine-Krieg und die Aussicht auf steigende US-Zinsen belastet den US-Rentenmarkt, die Renditen der Staatsanleihen steigen. Am Erdölmarkt sprechen Händler nach den jüngsten Turbulenzen von relativer Ruhe. Die Vereinigten Arabischen Emirate plädierten zwar für eine höhere Förderung angesichts der Preisexplosion, aber die Beziehungen zu Russland im Ölkartell Opec+ seien eine schwierige Materie, urteilt Fitch.

Wie der Dollar verliert auch der vermeintlich sichere Gold-Hafen an Zuspruch, die Preise sinken - auch belastet von steigenden Marktzinsen. Händler verweisen zudem auf die falkenhaften Äußerungen der EZB am Vortag.


   Orcal von Gewinnentwicklung belastet 

Am Aktienmarkt geben Meta Platforms (Facebook) vorbörslich um 0,2 Prozent nach, Alphabet steigen dagegen um 1,5 Prozent. Die Europäische Union und Großbritannien verschärfen den Druck auf die großen Technologiekonzerne und leiten parallel kartellrechtliche Untersuchungen eines Deals zwischen Google und Facebook ein. Konkret geht es darum, ob die Gesellschaften die Preise für digitale Werbung widerrechtlich festgelegt haben.

Die Oracle-Aktie gibt 1 Prozent ab. Händler attestieren dem Softwarekonzern durchwachsene Geschäftszahlen. Bemängelt wird die schwache Gewinnentwicklung. Die Kosmetikkette Ulta Beauty übertraf dagegen in ihrem vierten Quartal die Analystenerwartungen, verfehlte sie aber beim bereinigten Gewinn. Gut kommt ein Aktienrückkaufprogramm über 2 Milliarden Dollar an, der Kurs steigt um 2,1 Prozent.

Für Blink Charging geht es um 4,1 Prozent abwärts. Der Anbieter von Ladestationen für Elektrofahrzeuge schnitt in seinem vierten Quartal beim Umsatz besser ab als erwartet, enttäuschte aber mit einem größer als vermutet ausgefallenen Verlust. DocuSign enttäuscht mit dem Ausblick. Die Aktie des Experten für digitale Signaturen knickt um über 17 Prozent ein. American Outdoor Brands büßen 9,2 Prozent nach Vorlage von Drittquartalszahlen ein. Händler verweisen zudem die Ankündigung des Waffenherstellers, Grilla Grills zu übernehmen.


=== 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  1,72       +2,5          1,70           99,4 
5 Jahre                  1,94       +2,2          1,92           68,3 
7 Jahre                  2,00       +1,7          1,98           56,2 
10 Jahre                 2,01       +1,5          1,99           49,8 
30 Jahre                 2,38       +1,3          2,37           48,0 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr, 8:24 Uhr  Do, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0992      +0,0%        1,1006         1,1006   -3,3% 
EUR/JPY                128,46      +0,7%        128,40         127,73   -1,9% 
EUR/CHF                1,0230      +0,1%        1,0235         1,0226   -1,4% 
EUR/GBP                0,8394      -0,0%        0,8400         0,8391   -0,1% 
USD/JPY                116,87      +0,6%        116,68         116,05   +1,5% 
GBP/USD                1,3095      +0,1%        1,3089         1,3117   -3,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,3455      +0,3%        6,3280         6,3286   -0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             39.593,13      +0,3%     38.798,77      39.136,73  -14,4% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              106,25     106,02         +0,2%           0,23  +42,7% 
Brent/ICE              109,36     109,33         +0,0%           0,03  +41,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.976,01   1.997,22         -1,1%         -21,21   +8,0% 
Silber (Spot)           25,57      25,92         -1,3%          -0,35   +9,7% 
Platin (Spot)        1.065,87   1.072,05         -0,6%          -6,18   +9,8% 
Kupfer-Future            4,64       4,64         -0,1%          -0,01   +3,9% 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/smh

(END) Dow Jones Newswires

March 11, 2022 08:43 ET (13:43 GMT)