Von Laura Forman

NEW YORK (Dow Jones)--Das Silicon Valley akzeptiert das Scheitern. Vielleicht sollte es auch beim Verabschieden von ehrgeizigen Projekten applaudieren.

Tech-CEOs haben in letzter Zeit viel über die schlechte Performance ihrer Unternehmen zu sagen, aber nur wenige werfen das Handtuch bei ambitionierten Plänen, die das Unternehmen ins Hintertreffen gebracht haben. Selbst wenn sie ihre Firmen verkleinern, scheinen viele von ihnen ihren Weg unbeirrt fortzusetzen oder dazu zu schweigen. Womöglich machen sie den Weg auch frei für Nachfolger, aber diese sollen das Unternehmen dann oft zu noch größeren Höhen führen.

Mark Zuckerberg von Meta, Tobi Lütke von Shopify, Jeff Lawson von Twilio und Jack Dorsey von Twitter haben sich alle in irgendeiner Form entschuldigt für die diesjährigen Entlassungen bei den Unternehmen, die sie gegründet haben. Aber nur wenige, die sagen, dass Fehler gemacht wurden, geben zu, dass sie sich grundlegend geirrt haben. In einem, wie er es nannte, traurigen Moment hat Zuckerberg Anfang des Monats mehr als 11.000 Stellen gestrichen. Zuvor war er von der falschen Annahme ausgegangen, dass der während Corona einsetzende Boom der Online-Aktivitäten anhalten würde. In der Zwischenzeit hat er seine Pläne, milliardenschwere Dollarbeträge für seine Vision des Aufbaus des Metaversums auszugeben, nicht auf Eis gelegt, sondern Nebenprojekte gestrichen, um seinen Fokus zu fördern.

Dorsey hat - abgesehen von seiner Entschuldigung für die jüngsten Entlassungen bei Twitter - nicht viel über die ersten Fehltritte von Elon Musk seit dem Kauf der Social-Media-Plattform gesagt. Dorsey pries die Übernahme als "einzigartige Lösung" für Twitters Probleme. Seine Entscheidung, im vergangenen Jahr als CEO zurückzutreten, sollte mutmaßlich Twitter helfen, sich von den seiner Meinung nach gründergeleiteten Beschränkungen zu lösen und größer und besser zu werden. Musk, von dem viele befürchten, dass er das von Dorsey gegründete soziale Medium in Schutt und Asche legt, scheint das Wort "Entschuldigung" nicht in seinem Wortschatz zu haben. Nach Befürchtungen, dass die von ihm geplanten Änderungen bei Twitter zu einer massiven Abwanderung von Mitarbeitern führen, erklärte er in einem Tweet: "Die besten Leute bleiben, also bin ich nicht super besorgt."


   Silicon Valley sucht nach Sündenböcken 

Einige Gründer, wie zum Beispiel John Zimmer von Lyft, der erst vor wenigen Wochen in der zweiten Entlassungsrunde des Jahres 13 Prozent seiner Mitarbeiter auf die Straße setzte, machen die Wirtschaft dafür verantwortlich. Er preist weiterhin das Transport-als-Service-Geschäft seines Unternehmens, und tat die Schwankungen als "ein paar Drehungen und Wendungen" ab.

Investoren weltweit - und insbesondere der Teil, der sich auf Tech-Aktien konzentriert - sind seit langem dafür bekannt, dass sie in Bullenmärkten Lob entgegennehmen, aber externen Faktoren die Schuld geben, wenn sie ihre Wetten in den Sand setzen. Ein Beispiel sind die börsengehandelten Fonds Innovation and Next Generation von Cathie Wood, Gründerin von ARK Invest, die im vergangenen Jahr um zwei Drittel in den Keller rauschten. Wood gibt der Geldpolitik die Schuld und warnt davor, dass die anhaltend restriktive Haltung der US-Notenbank Fed das Risiko eines weiteren deflationären Einbruchs, ähnlich wie in der Großen Depression, mit sich bringt.


   Aufgeben von Geschäft bei Zillow - Bei Peloton kehren neue Besen gut 

Andere Topmanager haben nicht nur geredet, sie haben auch etwas verändert. Rich Barton von Zillow hat vergangenes Jahr bekannt gegeben, dass sein Unternehmen das Geschäft mit dem automatisierten Verkauf von Immobilien aufgibt. Eine schwierige Ankündigung, nachdem er jahrelang das Potenzial von Ibuying gepredigt hatte. Jetzt, da die Zinsen steigen und der Immobilienmarkt schwächelt, ist es Barton gelungen, die Pechsträhne von Zillow zu beenden. Die Aktien des Unternehmens haben im vergangenen Monat um mehr als 19 Prozent zugelegt.

Der neue Chef von Peloton, Barry McCarthy, hat den Irrweg des Gründers John Foley noch nicht behoben, aber er versucht es zumindest. Er hat bei den Trainings-Fahrrädern von Peloton die einstigen Statussymbole durch Preissenkungen, den Verkauf auf Amazon und in Ladenketten sowie die Einführung von Freemium-Modellen massentauglich gemacht. Die Aktie von Peloton ist im vergangenen Monat um 30 Prozent geklettert.

Wer aufgibt, gewinnt natürlich nicht immer. Just Eat Takeaway.com beispielsweise sucht immer noch nach einem Käufer für den US-Lieferdienst Grubhub, dessen Übernahme erst vergangenes Jahr abgeschlossen wurde. Das Management hat trotzdem vor kurzem die bereinigte Gewinnprognose für das zweite Halbjahr angehoben.

"Das Glück begünstigt die Mutigen", rief Matt Damon im letztjährigen Werbespot von Crypto.com aus - was sich schnell als eine Warnung im Zusammenhang mit neuen und schillernden Investitionen entpuppte. Die Geschichte ist voll von Menschen, die "fast ein Abenteuer gewagt haben... die fast etwas erreicht haben", sagte Damon.

Manchmal braucht es noch mehr Mut, um hochfliegende Pläne ad acta zu legen.

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November 23, 2022 04:45 ET (09:45 GMT)