Frankfurt (Reuters) - Starke Firmenbilanzen bringen Europas Aktienanleger wieder in Rekordlaune.

Der Dax stieg am Mittwochvormittag in der Spitze um 0,6 Prozent auf 18.830 Zähler. Damit trennten ihn nur rund 15 Punkte von seiner kürzlich aufgestellten Bestmarke. Der EuroStoxx50 kletterte mit 5098 Punkten bis auf ein Sechs-Wochen-Hoch. Besonders Merck KGaA und Commerzbank überzeugten die Anleger mit ihrem Gewinnwachstum.

Börsianer fieberten vor allem den US-Verbraucherpreisen entgegen, die Hinweise auf den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank Fed liefern könnten. Sollte die Teuerungsrate deutlicher sinken als erwartet, könnte das die Börsenrally anheizen, sagten Marktstrategen. "Die 19.000 Punkte wären die Belohnung für diejenigen Anleger, die jetzt schon bei Aktien zugreifen", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Die zähe Inflation und die anhaltende Stärke des Arbeitsmarktes haben Börsianer dazu veranlasst, ihre Prognosen für eine erste Zinssenkung der Fed von März auf September zu verschieben.

POSITIVE GEWINNÜBERRASCHUNGEN ÜBERWIEGEN

Ein Kursanstieg von Merck KGaA in Höhe von 4,6 Prozent stützte den europäischen Gesundheitsindex. Anlegern gefiel der besser als erwartet ausgefallene bereinigte Gewinn des Darmstädter Pharma- und Technologiekonzerns. Im Finanzsektor sorgte ein Kursgewinn der Commerzbank von bis zu 5,3 Prozent für gute Stimmung. Das Bankhaus legte das beste Konzernergebnis seit mehr als zehn Jahren vor. "Der Mix war gut: Der Zinsüberschuss und die Kosten übertrafen die Erwartungen um jeweils ein und zwei Prozent und es gab keine größeren Einmaleffekte außerhalb Polens", kommentierten die Analysten der Deutschen Bank. Im europäischen Index für Industriegüter und -dienstleistungen lagen die Aktien von Experian und InPost mit Kursgewinnen von knapp acht und mehr als neun Prozent vorne. Die Kreditdatenfirma punktete mit einem positiven Ausblick, der E-Commerce-Anbieter mit einem höheren Ergebnis.

Doch es gab auch enttäuschende Zahlen: die niederländische Bank ABN Amro vergraulte Anleger mit einer schwächeren Kapitalquote. Die Aktien fielen um 6,5 Prozent auf 15,61 Euro. Papiere von Thyssenkrupp tauchten nach einer erneuten Senkung der Prognose um drei Prozent ab. Auch die Wasserstofftochter Nucera patzte mit ihrem Zahlenwerk. Die Papiere verloren bis zu zwölf Prozent, halbierten ihre Verluste aber anschließend. Im SDax warfen Anleger Schott Pharma aus den Depots, nachdem der Pharmaverpackungskonzern mit einem langsameren Wachstum im Geschäft mit Spritzen rechnet. Die Anteilsscheine verloren mehr als 15 Prozent.

HOFFNUNG AUF HÖHERE CHINA-NACHFRAGE TREIBT ROHSTOFFE

Ein schwächerer US-Dollar und optimistische Aussichten beflügelten den Kupferpreis. Der Dreimonatspreis an der London Metal Exchange (LME) legte bis zu 2,4 Prozent auf 10.360 Dollar je Tonne zu und markierte den höchsten Stand seit April 2022. Der Dollar-Index gab 0,2 Prozent auf 104,85 Punkte nach. Der Kauf des in Greenback gehandelten Rohstoffs wird somit billiger. Angetrieben wurde der Kupferpreis zudem von der Aussicht auf mögliche Stützungsmaßnahmen Chinas für seinen angeschlagenen Immobiliensektor. China ist einer der Hauptverbraucher von Industriemetallen.

Das stützte auch die Ölpreise. Die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um je 0,6 Prozent 82,82 und 78,46 Dollar je Fass. Preistreibend sei zudem die Aussicht auf sinkende US-Lagerbestände, sagten Börsianer.

(Bericht von Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)