(neu: mehr Hintergrund, Aussagen zu Versum von der Bilanzpressekonferenz, Aktienkursbewegung)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA will nach einem Übergangsjahr 2018 im laufenden Jahr wieder deutlich vorankommen. "Unsere Ziele für 2019 sind anspruchsvoll, aber sie sind machbar, denn unsere Voraussetzungen dafür sind gut", sagte Konzernchef Stefan Oschmann zur Bilanzvorlage 2018 in Darmstadt am Donnerstag. Alle drei Sparten seien nach ihrem Umbau bestens aufgestellt. Unterdessen hofft Merck weiterhin, mit seinem Übernahmeangebot für den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials zum Zug zu kommen.

An der Börse zeigte sich die Aktie nach anfänglich noch hohen Verlusten zuletzt unauffällig. Oschmann gab sich zuversichtlich, dass sich der Dax-Konzern gegen eine konkurrierende Offerte des amerikanischen Spezialchemiekonzerns Entegris durchsetzt. "Unser Angebot von 48 Dollar je Versum-Aktie ist überlegen", sagte der Manager. Aus Sicht aller Beteiligten - Mitarbeitern, Kunden und Aktionären - sei Versum bei Merck "am besten aufgehoben". Man stehe "zu 100 Prozent" zu dem Vorschlag. Ob sich Merck möglicherweise auch auf eine "feindliche Übernahme" einlassen würde, ließ Oschmann nun offen.

Der Halbleiterzulieferer soll das zuletzt schwächelnde Geschäft der Darmstädter mit Spezialchemie stärken. Die Sparte Performance Materials soll künftig stärker auf Halbleitermaterialien ausgerichtet werden, weil Merck im wichtigen Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Smartphones und Displays Boden an chinesische Konkurrenz verliert. In diesem Jahr rechnet Merck zwar bei seinen Spezialmaterialien noch mit einer Umsatz- und Ergebnisdelle. Die Labor- und Pharmasparte sollen dies aber mehr als ausgleichen können.

Konzernweit erwartet Merck deshalb für 2019 ein moderates Umsatzplus aus eigener Kraft. Das um Sondereffekte wie Restrukturierungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll im niedrigen prozentualen Zehnerbereich anziehen. Negative Währungseffekte dürften Umsatz und Ergebnis zwar dämpfen, sollten voraussichtlich aber nicht mehr ganz so stark belasten wie 2018.

Im vergangenen Jahr hatte Merck sein 350-jähriges Jubiläum gefeiert, finanziell war es aber ein schwieriges Jahr. Oschmann musste seine Ziele zweimal überarbeiten. Der Konzern litt neben seinen Problemen im Flüssigkristallgeschäft unter einem schwächeren Dollar und dem Währungsverfall in einigen lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien. Das verhagelte das operative Ergebnis. Das bereinigte Ebitda sackte um knapp 11 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro ab.

Am Ende rettete einzig der Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten an Procter & Gamble: Die Hessen trennten sich für 3,4 Milliarden Euro davon, um sich auf die teure Entwicklung von Krebstherapien zu konzentrieren. Der Gewinn stieg so 2018 binnen Jahresfrist um fast 30 Prozent auf 3,37 Milliarden Euro. Bereinigt um den Verkaufserlös ging das Konzernergebnis jedoch zurück - den Anlegern will Merck dennoch eine stabile Dividende von 1,25 Euro je Aktie zahlen.

Ohne die belastenden Währungseffekte und Zu- und Verkäufe gerechnet, konnten alle Sparten wachsen. Nominal legten die Erlöse auch dank eines starken Schlussquartals auf Jahressicht leicht von 14,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf 14,84 Milliarden Euro zu. Inklusive der im November verkauften Consumer-Health-Sparte wäre der Umsatz um knapp eine Milliarde Euro höher ausgefallen.

Zugpferd war einmal mehr die Laborsparte, die Produkte für die Pharmaforschung anbietet. Aber auch die Spezialmaterialien kamen dank guter Nachfrage nach Mercks Technologien mit organischen Leuchtdioden (Oled) voran. Die sich abkühlende Autokonjunktur bremste hingegen das Geschäft mit Pigmenten etwa für Autolacke.

Bei den Flüssigkristallen lief es zwar im zweiten Halbjahr wegen einer gestiegenen Nachfrage wieder besser - der Merck-Vorstand hat aber bereits klargestellt, dass es sich um einen nur vorübergehenden positiven Schub handeln dürfte. Denn der Konzern liefert derzeit internationalen Herstellern Flüssigkristalle für Fernsehdisplays, die ihre Produktion in China ausbauen. Für 2019 rechnet das Unternehmen deshalb mit einem weiteren Preisrückgang in dem Geschäft, wobei das erste Halbjahr deutlich stärker ausfallen sollte als das zweite, wie Finanzchef Marcus Kuhnert erläuterte./tav/als/elm/