Die Coronavirus-Pandemie trübt die Aussichten beim Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck.

Im laufenden Jahr hält Vorstandschef Stefan Oschmann inzwischen auch einen leichten Ergebnisrückgang für möglich, nachdem er bislang von einem starken organischen Anstieg ausging. Oschmann erwartet nun eine erhebliche Belastung des weltweiten wirtschaftlichen Wachstums durch die Pandemie, die alle Unternehmensbereiche von Merck treffe. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) dürfte sich 2020 auf 4,35 bis 4,85 (Vorjahr: 4,39) Milliarden Euro belaufen - eine mögliche zweite Ausbruchswelle des Virus ist dabei nicht berücksichtigt. Der Umsatz soll auf 16,8 bis 17,8 Milliarden Euro von 16,15 Milliarden vor Jahresfrist zulegen. "Um diese Ziele zu erreichen, werden wir hart arbeiten müssen", sagte Oschmann am Donnerstag. "Wir stehen erst am Anfang der Pandemie, nicht jedes Quartal dürfte so gut aussehen wie das erste."

Im ersten Jahresviertel konnte Merck sein bereinigtes Ergebnis um mehr als ein Viertel steigern, in diesem Zeitraum habe sich die Corona-Krise nur "moderat" ausgewirkt. Der Darmstädter Konzern verzeichnete in einigen Bereichen sogar eine erhöhte Nachfrage, da es zu Vorratskäufen etwa bei Diabetes- und Herzkreislaufmedikamenten kam. Dagegen litt das Geschäft mit Medikamenten zur Fruchtbarkeitsbehandlung unter den Ausgangssperren in China. Zudem ging die Nachfrage nach Pigmenten für Kosmetikprodukte und die Autoindustrie, in der die Bänder wegen der Pandemie still standen, deutlich zurück.

Oschmann betonte, dass die Unsicherheiten hoch seien und in den kommenden Monaten mit stärkeren Belastungen zu rechnen sei. Während er in China schon in diesem Quartal eine deutliche Entspannung der Lage erwartet, geht er in Europa und den USA erst bis zum Ende des dritten Quartals von einer Normalisierung aus. Merck sei aber zuversichtlich, die Krise gut zu meistern. Kurzarbeit gebe es gegenwärtig nicht und sei auch nicht beantragt. Um auf alles vorbereitet zu sein, fahre der Konzern seine Liquiditätsreserven auf rund drei Milliarden Euro hoch.

Im ersten Quartal stieg der bereinigte Betriebsgewinn von Merck um gut 27 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Umsatz erhöhte sich um 16,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Merck profitierte von guten Geschäften in der Pharmasparte, vor allem mit seinem Multiple-Sklerose-Medikament Mavenclad sowie mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung. Daneben gab die 5,8 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Elektronikmaterialienherstellers Versum im vergangenen Herbst dem Konzern Rückenwind. Unter dem Strich verdiente Merck 458 Millionen Euro nach 190 Millionen vor Jahresfrist.