(neu: Aktienkurs und Analysten)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Darmstädter Merck-Konzern hat dank guter Geschäfte mit neuen Arzneien und im Laborbereich deutlich mehr verdient. Das Pharma- und Spezialchemieunternehmen steigerte den Umsatz im dritten Quartal um knapp 17 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 5,8 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Der bereinigte Betriebsgewinn wuchs ähnlich stark auf 1,8 Milliarden Euro. Dabei profitierte Merck kräftig von Währungseffekten, etwa vom schwachen Euro gegenüber dem Dollar. Im Geschäft mit Displays etwa für Fernseher und Smartphones ging es hingegen kräftig bergab. Der Vorstand um Chefin Belén Garijo passte seine Jahresziele leicht an.

An der Börse ging es für die Merck-Papiere nach dem Zwischenbericht abwärts. Sie verloren als schwächster Dax-Wert zeitweise fast vier Prozent, zuletzt notierten die Aktien mit einem Minus von fast zweieinhalb Prozent bei 167 Euro. Sie blieben damit aber innerhalb der Seitwärtsbewegung der vergangenen Wochen. Nach einem kräftigen Kursanstieg in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren, in denen Merck an der hohen Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern glänzend verdient hatte, geht es an der Börse wieder abwärts. Seit dem Hoch Ende des Jahres 2021 bei 231,50 Euro hat der Kurs bis dato knapp 28 Prozent eingebüßt.

Im dritten Quartal stemmten sich die Darmstädter gegen die schwächelnde Konjunktur und höhere Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik. Unterm Strich verdiente Merck 926 Millionen Euro, nach 764 Millionen ein Jahr zuvor. In einem turbulenten Umfeld habe der Konzern Widerstandskraft bewiesen, sagte Firmenlenkerin Garijo.

In ersten Kommentaren gab es von Analystenseite am Donnerstag durchaus Lob. Richard Vosser von der US-Investmentbank JPMorgan etwa sprach von einem soliden dritten Quartal. Die gegenwärtigen Marktschätzungen sieht der Experte durch die Prognosen des Konzerns untermauert. Emily Field von Barclays sah den Ausblick im Electronics-Bereich allerdings noch schwächer, als sie es nach den Signalen vom Kapitalmarkttag bereits in ihrem Bewertungsmodell berücksichtigt habe. Das Laborgeschäft erscheine aber weiter sehr stark, ergänzte die Expertin.

Von Juli bis September steigerte Merck den Umsatz im Laborgeschäft rund um die Arzneiherstellung und Pharmaforschung aus eigener Kraft um fast neun Prozent. Das half über eine nachlassende Sonderkonjunktur rund um die Pandemie hinweg. Der Konzern hatte in den vergangenen Jahren von der hohen Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern profitiert und beliefert auch den Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech. Dieses Jahr rechnet Merck noch mit pandemiebedingten Sonder-Umsätzen von bis zu 800 Millionen Euro.

Rund lief es für Merck auch im Pharmageschäft, wo neue Medikamente gegen Krebs und Multiple Sklerose die Umsätze antrieben. In der Elektroniksparte fiel das Bild dagegen geteilt aus: Während Merck im Halbleitergeschäft einen Umsatzsprung von fast 15 Prozent aus eigener Kraft erzielte, gaben die Erlöse bei Displaylösungen wegen einer schwachen Nachfrage um knapp ein Drittel nach. Hier macht dem Konzern seit längerem Konkurrenz aus Asien bei Flüssigkristallen für Bildschirme zu schaffen. Nachdem es in der Pandemie eine sehr hohe Nachfrage nach Fernsehern, Smartphones und Fernsehern gegeben habe, spüre man nun einen Abschwung, hieß es.

Merck rechnet jetzt im Laborgeschäft mit noch mehr Wachstum, während das Management die Prognose für das Elektronikgeschäft stutzte. Hier erwartet es einen kräftigen Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns.

Merck war 2019 mit der Milliarden-Übernahme des US-Konzerns Versum Materials ins Halbleitergeschäft eingestiegen und profitiert vom anhaltenden Chipboom. Mit dem Schritt richteten die Darmstädter die Spezialchemie auf die Elektronikindustrie aus, auch um Schwächen im einst florierenden Geschäft mit Flüssigkristallen auszugleichen.

Konzernweit ist nun für das Jahr ein Anstieg beim Umsatz auf 22 bis 22,9 Milliarden Euro angepeilt, nach zuvor jeweils rund 0,1 Milliarden Euro weniger. Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) soll auf 6,8 bis 7,2 Milliarden Euro klettern. Zuletzt hatte hier Merck noch 6,75 bis 7,25 Milliarden auf dem Zettel./als/tav/DP/nas/mis