FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Ziele des Darmstädter Merck-Konzerns für das schwächelnde Geschäft mit Spezialmaterialien sind am Dienstag von Anlegern positiv, aber ohne Enthusiasmus aufgenommen worden. In einem freundlichen Gesamtmarkt legten die Papiere mal deutlicher zu, mal bröckelten die Gewinne wieder ab. Am frühen Nachmittag stiegen die Anteile des Pharma- und Spezialchemieunternehmens zuletzt marktkonform um 1,29 Prozent auf 85,38 Euro.

Damit knüpften die Papiere an ihre jüngste Erholung an. Seit dem Zwischentief im März haben sie rund 14,5 Prozent gewonnen. Auf Sicht von zwölf Monaten zählen sie mit einem Verlust von fast einem Fünftel aber weiterhin zu den größten Verlierern im Dax. Seit dem Rekordhoch von 115,20 Euro im Mai 2017 steht sogar noch ein Minus von mehr als 25 Prozent zu Buche.

Analysten bewerteten die Pläne des Managements für den Bereich Performance Materials, zu dem auch das maue Geschäft mit Flüssigkristallen (LC) gehört, positiv. Die Sparte bietet Lösungen für Displays, Computerchips und Oberflächen aller Art an und beliefert unter anderem die Automobil- , Kosmetik- und Elektronikindustrie. Sie trägt rund 16 Prozent zum Konzernumsatz bei.

"Wie erwartet hat Merck für 2019 einen weiteren Umsatzrückgang in der Sparte Performance Materials von 2 bis 3 Prozent und Margen um die 30 Prozent angekündigt", kommentiert JPMorgan-Analyst Richard Vosser. Danach erwartet der Dax-Konzern dann ein 2- bis 3-prozentigen Umsatzwachstum und eine Stabilisierung der Margen bei 30 Prozent, wie Vosser betonte. Das impliziere, dass seine Schätzungen und die Markterwartungen für das operative Ergebnis (Ebitda) in dieser Sparte von 2019 bis 2022 zu hoch seien.

Alles in allem beruhigten die Aussagen aber, schrieb Vosser weiter. Dabei verwies er auf die Zuversicht Mercks in den Ausblick für den Gesamtkonzern. Die Sparten Healthcare und Life Science dürften Merck zufolge die schwache Entwicklung der Geschäfte mit Spezialmaterialien ausgleichen.

Wimal Kapadia vom US-Analysehaus Bernstein Research nannte das Strategie-Update ebenfalls insgesamt positiv. Es sei an der Zeit gewesen, sich wieder auf die Art der Kapitalverwendung zu refokussieren, schrieb er. Statt viel Geld in LC- und Oberflächen-Lösungen zu stecken, scheine Merck diese Bereiche nun eher in Richtung Barmittelgenerierung zu managen und lieber in das Wachstum der Bereiche Semiconductor Solutions (Geschäft mit Halbleitermaterialien) und OLED (organische LEDs) zu investieren.

Allerdings senkte auch der Bernstein-Experte seine Profitiabilitätsschätzung, also die Margenprognose für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), im Jahr 2019. Das sei jedoch "keinesfalls ein Desaster", betonte er und bleibt zuversichtlich.

"Wegen der Stärke des unterbewerteten Life-Science-Geschäfts und der guten Medikamenten-Pipeline, die trotz der starken Daten auf dem Onkologen-Kongress ASCO unterschätzt wird, bleibt Merck für uns ein Favorit innerhalb der Branche."/ck/mis/fba