(neu: Schlusskurs und Aktualisierung der Kursentwicklung)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Analystenwarnungen vor einem Gewinnrückgang im Flüssigkristall-Geschäft haben die Aktionäre des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck KGaA am Mittwoch aufgeschreckt. Die Papiere setzten ihren jüngsten Abwärtstrend mit einem Minus von 3,35 Prozent auf 95,18 Euro fort. Damit kosteten sie wieder so wenig wie zuletzt Mitte Dezember. Seit ihrem Rekordhoch bei 115,20 Euro Mitte Mai haben sie nun bereits etwas mehr als 17 Prozent eingebüßt.

ZUNEHMENDER WETTBEWERB UND SCHWACHER DOLLAR BELASTEN

Gunnar Romer von der Deutschen Bank und Rebekah Harper von der schweizerischen Credit Suisse sehen das Geschäft mit Flüssigkristallen vor schwierigen Zeiten. Der Rückgang des hohen Marktanteils auf ein normales Niveau, zunehmender Wettbewerb - unter anderem durch chinesische Hersteller - sowie der schwache US-Dollar führten zu Gewinnrisiken, erklärte Romer in einer Studie. Im Jahr 2016 habe das Geschäft mit dem Rohstoff, der unter anderem in LCD-Bildschirmen Anwendung findet, noch rund 15 Prozent zum Konzerngewinn beigetragen.

Harper argumentiert ähnlich und verwies dabei auf den nahenden Höhepunkt im Gewinnzyklus bei LED-Bildschirmen. Ab dem Schlussquartal 2017 dürfte das Angebot steigen und die Preise unter Druck geraten. Der dadurch entstehende Margendruck bei den Bildschirmproduzenten dürfte sich letztlich auf den Marktanteil von Merck negativ auswirken.

RISIKEN FÜR DEN JAHRESAUSBLICK

Eine deutliche Beschleunigung des Gewinnwachstums auf Konzernebene vor 2019 erscheint laut Deutsche-Bank-Experte Romer mittlerweile denn auch unwahrscheinlich. Bisher war er von 2018 ausgegangen. Er sieht Risiken, dass die Darmstädter ihre Prognosen für das laufende Jahr während der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal Anfang August reduzieren könnten.

Beide Analysten strichen ihre positiven Empfehlungen für die Papiere des im deutschen Leitindex Dax gelisteten Unternehmens und bewerten sie nun neutral. Romer votiert mit "Halten", Harper mit "Neutral". Beide reduzierten ihr Kursziel jeweils von 125 auf 106 Euro. Damit sehen sie mittelfristig also immer noch etwas Luft nach oben.

MERCK IM HINTEREN DAX-DRITTEL

Expertin Harper schätzt dabei etwa das Wachstumspotenzial des Bereichs Life Science positiv ein und traut der Medikamenten-Pipeline des Pharmasegments von Merck durchaus einiges zu. Bis mehr Klarheit über den Beitrag der Sparte Performance Materials - zu der gehört das Flüssigkristallgeschäft - herrsche, dürften es die Aktien schwer haben, sich überdurchschnittlich zu entwickeln, schrieb sie.

Mit Blick auf den bisherigen Jahresverlauf zählen die Papiere mit einem Minus von 4 Prozent nun zu den schwächsten Dax-Werten. Längerfristig kann sich die Entwicklung aber durchaus sehen lassen. In den vergangenen sechs Jahren haben die Aktien ihren Wert trotz des jüngsten Kursrutsches in etwa verdreifacht./mis/ck/fbr/ck/he