KENILWORTH (dpa-AFX) - Die Corona-Krise sorgt beim US-Pharmakonzern Merck & Co noch immer für Gegenwind. Seltenere Arztbesuche von Patienten und die beschleunigten Covid-19-Impfkampagnen gingen insbesondere im Heimatmarkt zu Lasten des Geschäfts mit Impfungen gegen andere Krankheiten, wie der Konzern am Donnerstag in Kenilworth mitteilte. Trotz guter Geschäfte mit einigen wichtigen Krebsmitteln und kräftiger Zuwächse in der Veterinärsparte lief das Quartal deutlich schlechter als am Markt erwartet.

Vorbörslich gab die Aktie daraufhin rund zwei Prozent nach. Unterdessen bereitet sich Merck auf die bevorstehende Abspaltung der Pharmafirma Organon vor und überarbeitete daher seine Jahresziele.

"Während das vergangene Quartal durch die Pandemie belastet war, bleibt die Nachfrage nach unseren innovativen Produkten hoch", sagte der scheidende Konzernchef Kenneth Frazier laut Mitteilung. Der Manager übergibt das Ruder im Sommer an den langjährigen Finanzvorstand Robert Davis. Das Management schaue aber weiter mit Zuversicht in die Zukunft, so Frazier. "Wir haben die richtigen Weichen gestellt, um unser Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und Wert für unsere Aktionäre, die Patienten und die Gesellschaft zu schaffen."

Mit der bevorstehenden Abspaltung der Firma Organon will sich Merck & Co künftig auf das Krebs- und Impfstoffgeschäft, die Akutversorgung in Kliniken und die Tiergesundheit konzentrieren. Bei Organon wiederum ist künftig das Thema Frauengesundheit gebündelt sowie die biotechnologisch hergestellten Nachahmerprodukte. Der im vergangenen Frühjahr angekündigte Schritt soll nun in einigen Wochen endlich unter Dach und Fach sein.

Merck & Co erwarte den Abschluss der Abspaltung für den 2. Juni, hieß es nun, ab dem 3. Juni sollen die Organon-Papiere dann an der Börse gehandelt werden. Im Vorfeld hatte Merck Organon erst kürzlich durch die Übernahme des auf bestimmte Komplikationen in der Schwangerschaft spezialisierten Unternehmens Alydia Health gestärkt.

Konzernweit erzielten die Amerikaner im vergangenen Quartal einen Umsatz von knapp 12,1 Milliarden US-Dollar, damit stagnierten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahresauftakt. Wichtige Medikamente wie der Kassenschlager Keytruda gegen Krebs zogen zwar prozentual zweistellig an, doch die Erlöse etwa mit der Pneumokokken-Impfung Pneumovax23 und dem Vakzin Rotatec gegen das für schwere Magen-Darm-Infektionen verantwortliche Rotavirus brachen um jeweils rund ein Drittel ein. In der gesamten Pharmasparte erzielte die Firma so nur einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Dagegen bescherte eine steigende Nachfrage der Sparte für Tierarzneien ein Umsatzplus von 15 Prozent.

Das für die Konzernprognose maßgebliche um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) ging um sieben Prozent auf 1,40 Dollar zurück. Wie beim Umsatz hatten Analysten auch für diese Kennziffer mit besseren Resultaten gerechnet. Unter dem Strich sank der Gewinn des Pharmagiganten leicht auf knapp 3,2 Milliarden Dollar - hier belasteten auch Kosten im Zusammenhang mit der Organon-Abspaltung.

Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern zwar unverändert mit einem Umsatzanstieg von acht bis zwölf Prozent und einem bereinigten EPS zwischen 6,48 und 6,68 Dollar, Organon wird hierbei allerdings noch mit eingerechnet. Ohne Organon wird ein Erlös zwischen 45,8 und 47,8 Milliarden Dollar angepeilt./tav/mne/jha/