KENILWORTH (awp international) - Mit der Rückkehr der Patienten in die Arztpraxen florieren auch die Geschäfte beim US-Pharmakonzern Merck & Co inzwischen wieder. Das dritte Quartal lief für den Konzern dabei besser als am Markt erwartet. Die Zuwächse seien durch alle Bereiche gegangen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Kenilworth mit. Das Management um Konzernchef Robert Davis steckt sich daher höhere Ziele für das Jahr. Die Aktie legte vorbörslich zu.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz um ein Fünftel auf rund 13,2 Milliarden US-Dollar (11,3 Mrd Euro). Bereits im zweiten Quartal war die Geschäfte des Konzerns in Schwung gekommen, nachdem der Jahresstart wegen der Pandemie noch mau verlaufen war.

Das um bestimmte Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) kletterte um mehr als ein Viertel auf 1,75 Dollar. Unter dem Strich konnte Merck & Co seinen Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft mit knapp 4,6 Milliarden Dollar nahezu verdoppeln. Im Gesamtjahr peilt der Konzern nun einen Umsatzanstieg auf 47,4 bis 47,9 Milliarden Dollar an. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bei 5,65 bis 5,70 Dollar liegen. Die Amerikaner hatten zuletzt Ende Juli ihre Ziele wegen der Abspaltung des Pharmaunternehmens Organon angepasst.

Im abgelaufenen Quartal konnte Merck & Co den Umsatz mit wichtigen Medikamenten weiter ankurbeln. Die Erlöse mit dem Krebsmedikament Keytruda - dem grössten Umsatzbringer - schnellten um über ein Fünftel hoch, die mit der HPV-Impfung Gardasil um fast 70 Prozent. Beide Mittel spülten zusammen mehr als sechseinhalb Milliarden Dollar in die Kassen und trugen fast die Hälfte zum Umsatz bei. Auch in der Veterinärsparte zog die Nachfrage deutlich an.

In der Corona-Pandemie gilt derzeit das Mittel Molnupiravir aus dem Hause Merck & Co als wichtiger Hoffnungsträger. Erst kürzlich hatte der Konzern Notfallzulassungen in den USA und in Europa beantragt. Damit könnten die Tabletten zur ersten oral verabreichten Arznei zur Behandlung von Covid-19 werden. Das Medikament soll bei Erwachsenen mit einer leichten bis mittelschweren Covid-19-Erkrankung zum Einsatz kommen, denen schwere Symptome oder auch ein Krankenhaus-Aufenthalt drohen. Die Arznei soll das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todes der Patienten um etwa die Hälfte senken.

Merck & Co hatte Studiendaten zu dem Medikament Anfang Oktober vorgelegt, woraufhin der Aktienkurs stark gestiegen war. Die Kurse von anderen Herstellern von Corona-Impfstoffen waren im Gegenzug unter Druck geraten.

Erste Länder haben sich zur Abnahme des Mittels verpflichtet, darunter die USA, Australien und Grossbritannien. Im Falle einer Zulassung will der Konzern das Mittel durch ein "auf Grundlage der Kriterien der Weltbank abgestuftes Preiskonzept" aber auch Ländern mit mittlerem oder geringem Einkommen verfügbar machen. Hierzu haben die Amerikaner bereits einen Deal mit Generikaproduzenten - also Herstellern von Nachahmermedikamenten - in Indien abgeschlossen.

Der Konzern konzentriert sich nach der Trennung von Organon auf das Krebs- und Impfstoffgeschäft, die Akutversorgung in Kliniken und die Tiergesundheit. Nach der Abspaltung in diesem Jahr ging Merck & Co zuletzt wieder auf Einkaufstour. Für mehr als elf Milliarden Dollar will der Konzern bis Ende des Jahres die Firma Acceleron schlucken, um seine Pipeline für Herzkreislauf-Erkrankungen aufzubessern. Acceleron hat als wichtigsten Hoffnungsträger ein vielversprechendes Medikament gegen Lungenhochdruck in der Forschungspipeline./tav/lew/jha/