Frankfurt (Reuters) - Der Autobauer Mercedes-Benz bereitet sich auf einen möglichen Stopp der Gaslieferungen aus Russland vor.

Wie jedes Unternehmen schaue sich Mercedes an, welche Abhängigkeiten es gebe und wie es sich unabhängiger machen könne von Gas, erklärte Vorstandschef Ola Källenius am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Zur Energiesicherheit arbeite der Dax-Konzern Hand in Hand mit deutschen Behörden. "Es ist noch zu früh zu bewerten, welches Szenario hier zum Tragen kommen könnte", sagte Källenius. "Aber ja, wir treffen Vorbereitungen."

Der russische Gazprom-Konzern hatte vor dem Hintergrund der Sanktionen Europas wegen des Ukraine-Krieges in dieser Woche Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien gestoppt. Deutschland ist bisher nicht betroffen. Zugleich geht die Diskussion in der Europäischen Union aber weiter, ob die EU-Staaten ihrerseits den Gasimport stoppen sollen. Die Ukraine fordert das, um der Regierung in Moskau den Geldhahn zuzudrehen.

Gas wird in den deutschen Mercedes-Werken zum Heizen und dem Betrieb von Lackieranlagen gebraucht, wie Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm diese Woche erklärte. Ein abrupter Lieferstopp würde sich daher auswirken. Das Unternehmen arbeite daran, den Bedarf zu reduzieren und andere Energiequellen zu nutzen. "Vielleicht wird es ein bisschen kühler hier und dort", sagte Wilhelm. Die Stromversorgung in Deutschland werde unterdessen im Zuge von Klimaschutzmaßnahmen schon vollständig aus erneuerbaren Energiequellen abgedeckt. Das Mercedes-Werk in Polen bekam Wilhelm zufolge den Lieferstopp bislang nicht zu spüren.

Der massive Preisanstieg bei Energie und Rohstoffen treibt den Dax-Konzern um. "Wir brauchen in Europa eine aktive Rohstoffstrategie", sagte Källenius dem veröffentlichten Redetext auf der Hauptversammlung zufolge. "Denn der Zugang zu Rohstoffen ist entscheidend für die elektrische und digitale Transformation und für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft insgesamt."