Q1 übertrifft Erwartungen deutlich

MercadoLibre meldete für das erste Quartal 2025 ein Umsatzwachstum von 37,2 % gegenüber dem Vorjahr auf 5,94 Mrd. USD sowie einen Anstieg des EBIT um 46,8 % auf 775 Mio. USD. Die operative Marge verbesserte sich um 85 Basispunkte auf 13,1 %. Der Nettogewinn stieg um 43,6 % auf 494 Mio. USD. Mit einem Umsatzplus von 25 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnete das Unternehmen das stärkste Wachstum seit dem pandemiebedingten Boom im ersten Quartal 2021.

Dies markiert das siebte Quartal in Folge, in dem MercadoLibre die Analystenerwartungen beim Umsatz übertroffen hat. Das Management führt die Dynamik auf gezielte Investitionen in die eigene Wertschöpfungskette zurück.

Strategische Expansion von Mercado Pago

Ein zentrales Element der künftigen Wachstumsstrategie ist Mercado Pago, die Finanzdienstleistungssparte des Konzerns. Diese strebt derzeit eine Banklizenz in Argentinien an. Ziel ist es, das digitale Angebot auszuweiten und Finanzprodukte auch jenen zugänglich zu machen, die vom traditionellen Bankensystem bislang ausgeschlossen sind. Angesichts der robusten Ergebnisse zu Jahresbeginn – 5,9 Mrd. USD Umsatz – sehen Analysten erhebliches Potenzial, Mercado Pago als bedeutenden Player im lateinamerikanischen Bankwesen zu etablieren.

Solide Entwicklung über mehrere Jahre

Zwischen 2019 und 2024 erzielte MercadoLibre eine durchschnittliche jährliche Umsatzsteigerung (CAGR) von 55,4 % auf 20,8 Mrd. USD. Das operative Ergebnis wuchs im selben Zeitraum mit einem noch stärkeren CAGR von 76,6 % auf 2,6 Mrd. USD, die Marge stieg um 6,2 Prozentpunkte auf 12,7 %. Der Nettogewinn kletterte mit einer CAGR von 61,9 % auf 1,9 Mrd. USD.

Die starke Ertragslage stärkte auch die Finanzposition: liquide Mittel und kurzfristige Anlagen stiegen von 2,5 Mrd. USD Ende 2019 auf 3,7 Mrd. USD Ende 2024. Der operative Cashflow verbesserte sich signifikant auf 7,92 Mrd. USD, ausgehend von lediglich 451 Mio. USD im Jahr 2019. Die Verschuldung sank im Verhältnis zum Eigenkapital von 260 % auf 158 %.

Vergleich mit PDD Holdings

Zum Vergleich: Der chinesische Wettbewerber PDD Holdings erzielte über denselben Zeitraum einen Umsatz-CAGR von 67,2 % auf 394 Mrd. USD, während das EBIT mit 66,3 % auf 108 Mrd. USD wuchs. Dennoch schnitt MercadoLibre an der Börse deutlich besser ab: Die Aktie legte in den vergangenen zwölf Monaten um rund 59 % zu, während PDD einen Rückgang von 23,5 % verzeichnete.

Bewertung und Analystenmeinungen

Aktuell wird MercadoLibre mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 52,7 auf Basis des geschätzten Gewinns 2025 (EPS: 49,7 USD) gehandelt – deutlich über dem KGV von PDD Holdings (13,6), aber unter dem eigenen Dreijahresdurchschnitt von 71,6. Das EV/EBIT-Multiple liegt bei 35,4x (geschätztes EBIT 2025: 3,62 Mrd. USD), ebenfalls über dem von PDD (8,3x), jedoch leicht unter dem historischen Schnitt von 36x.

Von 26 beobachtenden Analysten sprechen sich elf für „Kaufen“ aus, acht für „Outperform“ und drei für „Halten“. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 2.772,2 USD – was einem Potenzial von rund 6,1 % gegenüber dem aktuellen Kurs entspricht.

Analysten prognostizieren für den Zeitraum 2024–2027 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 25,4 % p. a. auf 40,9 Mrd. USD, ein EBIT-Wachstum von 34,4 % auf 6,4 Mrd. USD und eine Margensteigerung auf 15,6 %. Der Nettogewinn soll sich auf 4,6 Mrd. USD mehr als verdoppeln, was einem Gewinn je Aktie von 91,4 USD im Jahr 2027 entspricht (gegenüber 37,7 USD in 2024). Zum Vergleich wird für PDD lediglich ein EBIT-CAGR von 9,1 % und ein Gewinn-CAGR von 4,6 % erwartet.

MercadoLibre überzeugt mit starker operativer Dynamik, strategischer Weitsicht und einer klaren Positionierung als führender E-Commerce- und Fintech-Akteur Lateinamerikas. Die starken Zahlen zum ersten Quartal 2025 und die Expansionspläne von Mercado Pago unterstreichen das Engagement für Innovation und Marktführerschaft.

Nichtsdestotrotz bleiben Herausforderungen bestehen: Die regulatorischen Anforderungen bei der Expansion der Fintech-Aktivitäten sind hoch und von Land zu Land unterschiedlich. Die wirtschaftliche Instabilität in Lateinamerika kann Konsumverhalten und Finanzkennzahlen belasten. Hinzu kommen operationelle Risiken wie Logistikkomplexität und Cybersicherheit im Zahlungsverkehr – ein Umfeld, das ständige Wachsamkeit und Innovationsfähigkeit erfordert.