Basel (awp) - Der Messeveranstalter MCH ist auf der Suche nach einem Investor fündig geworden: James Murdoch, Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch, soll die finanziell angeschlagene Gruppe mit Geld und Know-how zurück in die Spur bringen. Der Standort Basel geht gestärkt aus dieser Lösung hervor.

Die MCH Group sei in der Corona-Krise zum Sanierungsfall geworden und brauche dringend Geld, sagte Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer am Freitag vor den Medien. Letzten Herbst wurde die Suche nach einem Investor lanciert und zuletzt sickerte durch, dass Murdoch und seine in der Event-, Technologie- und Medienbranche aktive Lupa Systems LLC den Zuschlag erhalten dürfte.

Vorgesehen ist, dass der MCH über eine Kapitalerhöhung insgesamt 104,5 Millionen Franken zufliessen. Am Ende soll die öffentliche Hand mit dem Kanton Basel-Stadt an der Spitze einen Drittel an der Gruppe halten. Die Beteiligung von Murdoch wird, je nachdem wie stark sich bestehende Aktionäre an der Aktienausgabe beteiligen, zwischen 30 und 44 Prozent bewegen.

Umstrittener Vater

James Murdoch stammt aus der Milliardärs-Familie Murdoch. Sein Vater Rupert ist umstritten. Er besitzt unter anderem in den USA den dem Präsidenten Donald Trump nahestehenden TV-Sender Fox-News, zudem wird ihm vorgeworfen, mit seinen englischen Boulevard-Blättern die Brexit-Kampagne unterstützt zu haben.

Doch James Murdoch will sich offensichtlich vom politischen Weg seines Vater distanzieren. Der Murdoch-Spross habe etwa bei den US-Vorwahlen einen Kandidaten der Demokraten unterstützt und engagiere sich im Umweltbereich und kulturellen Belangen, sagte Verwaltungsratsmitglied und Basler SP-Regierungsrat Christoph Brutschin zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Neben seiner Tätigkeit als CEO von Lupa Systems ist Murdoch Verwaltungsrat von Tesla, News Corp und der Dia Art Foundation. Viel Geld floss in seine Kassen, nachdem die Familie vor zwei Jahren grosse Teile von 21st Century Fox an den Disney-Konzern verkauft hat.

Welche Pläne Murdoch mit der MCH Group verfolgt, bleibt ungewiss. Selber gab er sich in einer Videobotschaft von der Strategie "vollauf überzeugt". Die Gruppe will sich weg vom traditionellen Messeunternehmen hin zu einer Plattform für Messe- und Kongress-Communities entwickeln. "Wir werden aber weiterhin in Basel oder Zürich Messen durchführen", stellte CEO Bernd Stadlwieser klar.

Der Umbruch ist aber bitter nötig. Der Messebetrieb steht seit März still und der Gruppe sind den Angaben zufolge seither Umsätze bis zu 180 Millionen Franken an Umsatz verloren gegangen. Ausserdem kehrten grosse Uhrenhersteller wie die Swatch Group, Rolex oder die französische LVMH der Baselworld den Rücken. Nun wird nach einem neuen Format dafür gesucht.

Öffentliche Hand ebnet den Weg

Das Engagement von Murdoch sei auch als Bekenntnis zum Standort Basel zu sehen, erklärte Vischer. Dafür bürge eine auf mindestens 15 Jahre ausgelegte Vereinbarung mit einer Aktien-Haltefrist von 5 Jahren. Die Kunstmesse Art Basel soll Teil der MCH bleiben.

Die vertraglich zugesicherte Standortgarantie wird auch in der Basler Politik begrüsst. Mit Lupa Systems erhalte die MCH Group einen verlässlichen Ankeraktionär, der bereit sei, substanzielle Mittel in die Unternehmung einzubringen, sagte Brutschin.

Den Weg für die Lösung mit Murdoch unterstützt die Politik mit grossem Aufwand. Im Rahmen der Kapitalerhöhung wandelt der Kanton Basel-Stadt ein Darlehen 30 Millionen Franken in Aktien um. Zudem verlängern der Kanton Basel-Landschaft und die Basler Kantonalbank zur Stärkung der Bilanz die Rückzahlungsfristen ihrer Darlehen um fünf Jahre.

Über den Einstieg von Murdoch werden die Aktionär an einer ausserordentlichen Generalversammlung vom 3. August entscheiden. Aus Aktionärskreisen sind auch kritische Stimmen zu hören. Als tief wird etwa der Angebotspreis von 10,50 Franken je Aktie bezeichnet. An der Börse hatte die Erwartung auf einen Bieterkampf den Kurs in den vergangenen Tagen beinahe auf 20 Franken getrieben.

An der GV stellen sich James Murdoch und zwei weitere Lupa-Vertreter zur Wahl in den Verwaltungsrat. Am Ende soll sich das neunköpfige Gremium aus drei Lupa-Vertretern, drei aus der Politik und drei unabhängigen Mitgliedern zusammensetzen. Präsident Vischer will seinen Stuhl an der ordentlichen GV im Frühling 2021 räumen.

mk/tp