"Es könnten noch ein paar schwierige Wochen und vielleicht Monate auf uns zukommen", sagte Konzernchef Peter Oswald am Dienstag. Er stellte für das laufende Geschäftsjahr einen deutlichen Ergebnisrückgang in der Karton- und Papier-Sparte in Aussicht. Grund dafür seien die weiteren unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingen, längere Maschinenstillstände sowie sinkende Preise. Die hohen Lagerstände bei den Kunden hätten den Nachfrageboom bei Karton und Papier bereits am Ende des dritten Quartals des vergangenen Jahres beendet, sagte Oswald. Nach aller Wahrscheinlichkeit würde dies auch im ersten Quartal die Nachfrage drücken. Die Mayr-Melnhof-Aktien fielen in Wien um bis zu 4,2 Prozent und rutschten ans Ende des österreichischen Leitindex.

Im vergangenen Jahr steigerte der österreichische Konzern seinen Gewinn dank Preiserhöhungen und Akquisitionen kräftig. Der Nettogewinn schoss um 81 Prozent auf 345,2 Millionen Euro in die Höhe. Preisanpassungen hätten die massiven Kostensteigerungen bei Energie und Rohstoffen kompensiert, sagte Oswald. Der Umsatz stieg um knapp 53 Prozent auf rund 4,7 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen daher für 2022 eine um 20 Prozent auf 4,20 Euro pro Aktie erhöhte Dividende erhalten.

Die erfolgreiche Intergrierung der im Sommer 2021 getätigten Akquisitionen von Kwidzyn und Kotkamillis hätten wesentlich zum Ergebnis beigetragen, sagte Oswald. Außerdem sei der Konzern mit dem Erwerb von Essentra Packeging und Eson Pac 2022 in dem Bereich der pharmazeutischen Sekundärverpackungen eingestiegen.

RUSSLAND-GESCHÄFT BEENDET - PRODUKTION IN DER UKRAINE LÄUFT

Die Produktion im ukrainischen Werk habe Mayr-Melnhof im vergangenen Jahr kontinuierlich fortsetzen können, sagte Oswald. Obwohl die Produktion reduziert worden sei und es immer wieder Stromausfälle gebe, sei die Produktionsstätte weiterhin profitabel. Im Gegenzug seien zwei russische Anlagen nach dem Angriff auf der Ukraine für einen schuldenfreien Unternehmenswert von 134 Millionen Euro verkauft wurden. Das sei ein klarer Schnitt mit dem Geschäft in Russland, sagte Oswald.

Außerdem sei eine der vier Produktionsstätten in der Türkei Anfang Februar durch das verheerende Erdbeben getroffen worden. Obwohl es keinen erheblichen Schaden im Werk gebe und die Produktion nächste Woche wieder aufgenommen werden könne, bleibt die übergreifende Situation mit Blick auf die weitgehende Zerstörung der Infrastruktur vor Ort unklar.

(Bericht von Nette Nöstlinger, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)