Von Carol Ryan

FRANKFURT (Dow Jones)--Selbst wenn die Coronavirus-Pandemie in den Vereinigten Staaten und Europa irgendwann vorbei sein wird, rechnen die Luxusgüteranbieter mit einem stärkeren Geschäft in Asien. Nun müssen sie erstmal ihre Belastungen durch die leeren Geschäfte in den Edeleinkaufstraßen in Städten wie Paris und Mailand verringern. Aus Daten des Immobiliendienstleisters Savills geht hervor, dass internationale Designerlabels von Januar bis Oktober 2020 mehr Boutiquen in Asien als in jeder anderen Region eröffnet haben. Das ist ein Novum, dass Europa als der beliebteste Standort für neue Geschäfte ausgebootet wurde. Der Anteil Nordamerikas an den weltweiten Neueröffnungen halbierte sich im Vergleich zu 2019.

Ein Großteil der Neueröffnungen entfällt auf das chinesische Festland, wo sich die Nachfrage nach Luxusgütern nach den Schließungen Anfang des Jahres wieder rasch erholt hat. Von allen Geschäften, die im Jahr 2020 bisher weltweit eröffnet wurden, befanden sich 19 Prozent in chinesischen Städten wie Schanghai und Shenzhen - weit mehr als ihr durchschnittlicher Anteil von 6 Prozent an den globalen Neueröffnungen in den vergangenen drei Jahren.


   Luxus-Läden in Paris und Mailand sind leer 

Die Coronavirus-Pandemie hat diesen Trend verstärkt und den Luxusmeilen in den westlichen Metropolen eine gähnende Leere beschert. Es wird damit gerechnet, dass es auch nach der Covid-19-Krise so aussehen könnte. Denn auch wenn sich der touristische Fernreisemarkt wieder erholt, dürften die Chinesen wohl bevorzugter im eigenen Land shoppen. Vor der Krise tätigten reisefreudige Chinesen 70 Prozent ihrer Luxuseinkäufe im Ausland, hauptsächlich in europäischen Städten wie London und Paris. Aber die chinesische Regierung scheint fest entschlossen, dass dieses Geld nun in der Heimat ausgegeben wird. In diesem Sommer verdreifachte Peking die Freigrenze für Duty-Free-Waren für Reisende und eröffnete inländische Duty-Free-Läden, in denen das Kontingent bis zu sechs Monate nach einer Reise ausgegeben werden kann.

Luxusgüterfirmen schließen in China Mietverträge mit einer Laufzeit von bis zu acht Jahren ab, was mehr als doppelt so lang ist wie die durchschnittliche Mietlaufzeit in Asien. Dies spiegelt die Überzeugung wider, dass der Trend anhalten wird, dass die Chinesen verstärkt im Inland einkaufen. Zudem zeigt es aber auch, wie intensiv der Wettbewerb zwischen den einzelnen Luxuslabeln um die besten Standorte ist. Als Nächstes müssen die Luxusfirmen sehen, dass sie die Kosten in ihren Geschäften in Regionen mit schwachen Umsätzen drücken können. Dabei werden wohl einige Edelboutiquen ihre Türen schließen müssen.


   Luxusfirmen könnten Mietpreissenkung durchsetzen 

Bei dem Konzern LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton, zu dem die Edelmarke Christian Dior gehört, machten 2019 rund 35 Prozent seiner Geschäfte nach einer Schätzung von Jefferie zwei Fünftel des Umsatzes mit Touristen. Eine Möglichkeit zum Sparen wären auch Mietsenkungen. Die schwache Nachfrage auf Europas und US-Amerikas exklusivsten Einkaufstraßen gibt den Marken bei ihren Vermietern ein starkes Druckmittel in die Hand. Auf der Rue Saint-Honoré in Paris werden nach Daten der Gewerbeimmobilienberatung Knight Frank in diesem Jahr voraussichtlich nur acht neue Boutiquen eröffnet, was einem Rückgang um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Und auf der Upper Madison Avenue in New York, wo sich in Manhattan Marken wie Givenchy und Prada finden lassen, sanken die Mieten für Luxusmieter im dritten Quartal um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Möglicherweise sind die Labels vorerst damit beschäftigt, in China zu expandieren. Ein schlechtes Zeichen für Vermieter in Europa und den USA ist jedoch, dass ein Aufräumen auf den gesättigten Märkten auf den To-Do-Listen nicht ganz unten stehen darf.

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December 09, 2020 07:01 ET (12:01 GMT)