Frankfurt (Reuters) - Trotz Sorgen über einen schwächeren Welthandel wegen möglicherweise steigender US-Zölle blickt die Frachttochter der Lufthansa zuversichtlich auf das kommende Jahr.

Er habe auf 2025 "eine optimistische Sichtweise, die allerdings mit viel geopolitischer Unsicherheit verbunden ist", sagte Lufthansa-Cargo-Chef Ashwin Bhat in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Es bleibe abzuwarten, was die Handelspolitik der neuen US-Regierung für die globalen Lieferketten bedeute. "Es wird viel Spannung geben, und wir müssen das sehr genau beobachten und bereit sein, flexibel auf neue Situationen zu reagieren."

Der künftige US-Präsident Donald Trump will Einfuhrzölle gegenüber China, Europa oder Mexiko erhöhen, was die Exporte aus diesen Regionen in die USA dämpfen könnte. Eine weitere Belastung des Geschäfts mit Luftfracht, das vom Auf und Ab des Welthandels sowie der Konjunktur sehr abhängig ist, stellt die Schwäche der deutschen Wirtschaft dar. Die Krise der deutschen Autoindustrie und der Umschwung zu Elektroautos, für deren Produktion weniger Teile durch die Welt transportiert werden müssen als für Verbrennerautos, spüre auch Lufthansa Cargo, erklärte Bhat.

Es gibt jedoch andere Wachstumstreiber, die die sinkende Nachfrage aus der Autoindustrie ausgleichen: Der globale Online-Handel wachse seit der Corona-Pandemie, vor allem von Asien ausgehend. In den vergangenen Jahren boomten zum Beispiel die chinesischen Online-Plattformen Temu und Shein. "Deutschland ist nach Großbritannien der zweitgrößte E-Commerce-Konsument in Europa und wir sehen hier keine Veränderung des starken Trends", sagte Bhat. Es gebe zudem Branchen, die mehr Logistik-Geschäft bringen. "Pharmazeutika und Halbleiter etwa haben einen großen Transportanteil nicht nur aus Asien, sondern auch aus Europa."

Für 2024 erwartet Baht ein Betriebsergebnis "deutlich über dem Durchschnitt" der Jahre vor der Corona-Pandemie, die der Frachtfirma 2022 wegen Lieferkettenstörungen 1,6 Milliarden Euro Rekordgewinn bescherte. In den normaleren Jahren 2016 bis 2018 verdiente Lufthansa Cargo im Schnitt gut 250 Millionen Euro.

STRATEGIE "BOLD MOVES"

Lufthansa Cargo müsse sich in einem volatilen Umfeld an viele Veränderungen anpassen und mit gestiegenen Kosten umgehen, erklärte der aus Indien stammende Manager, der vor seinem Antritt bei der Frankfurter Frachtfluggesellschaft bei der Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss Karriere machte. Seit diesem Jahr will er mit dem Programm "Bold Moves", zu Deutsch "mutige Schritte", für mehr Wachstum und Effizienz in den kommenden drei Jahren sorgen. "Es ist eine interne Strategie, kein Kostensenkungsprogramm", betonte er. "Und zu sagen, dass es sich um ein Programm zum Personalabbau handelt, ist völlig falsch."

Ziel sei zum einen die Erschließung neuer Märkte und Branchen, um profitables Wachstum zu erzielen. Denn die Lufthansa-Gruppe strebt mittelfristig eine bereinigte operative Marge von acht Prozent an. Beispiele dafür sind der neu aufgenommene Transpazifikflug von Lufthansa Cargo mit der Route Frankfurt-Saigon-Los Angeles-Frankfurt und mehr Flüge nach Indien. Damit will das Unternehmen vom Frachtboom in Asien stärker profitieren. Die Region macht schon rund 40 Prozent des Frachtvolumens weltweit aus und wächst stark.

"Aber wir müssen auch unsere Kostenposition betrachten", ergänzte der seit Frühjahr 2023 amtierende Cargo-Chef. "Nach der Pandemie gab es Inflation, und die Kosten für die Fluggesellschaften in Deutschland sind weiter gestiegen - wir müssen gegensteuern, um wettbewerbsfähig zu bleiben." Über den gerade mit vielen Problemen kämpfenden Heimatmarkt Deutschland will Bhat anders als andere in der Branche nicht laut klagen. "So viel ich also über E-Commerce und den Asien-Pazifik-Raum und alles andere spreche, glauben wir auch, dass Deutschland weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird."

(Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Ilona Wissenbach