FRANKFURT (awp international) - Im Kampf gegen das Abfertigungschaos will der Frankfurter Flughafen seine Kapazität noch weiter runterfahren. In der kommenden Woche werde man beantragen, den Stundenhöchstwert der Flugbewegungen noch einmal abzusenken, sagte am Freitag ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport der Deutschen Presse-Agentur. "Ziel ist es, den Flugbetrieb zusätzlich zu stabilisieren." Der bereits vor Wochen von 106 auf 96 Starts und Landungen pro Stunde geminderte "Koordinierungseckwert" soll nach dem Willen der Fraport dann auf 88 Flugbewegungen begrenzt werden.

Die Massnahme zielt insbesondere auf die Tagesspitzen, an denen die Bodenverkehrsdienste regelmässig Probleme bekommen, die vielen Flugzeuge zu versorgen. Erstmals will Fraport nun neben dem Hauptkunden Lufthansa auch andere Airlines in die Pflicht nehmen, einzelne Flüge zu streichen oder in weniger genutzte Randzeiten zu verlegen. Lufthansa hat bereits im engen Einvernehmen mit Fraport für die Monate Juli und August an den Drehkreuzen München und Frankfurt knapp 6000 meist kürzere Flüge abgesagt.

Man danke der Lufthansa für diese "immense Kraftanstrengung", erklärte der Fraport-Sprecher. Nun sollten auch andere Gesellschaften ihren Beitrag leisten: "Wir versprechen uns von den Gesprächen auch mit anderen Airlines weitere entlastende Massnahmen. Die eigentlichen Sommerspitzen kommen erst noch und wir können diese besonderen Herausforderungen nur gemeinsam meistern." In den kommenden Tagen werden am grössten deutschen Flughafen Belastungsspitzen erwartet mit bis zu 200 000 Passagieren am Tag. Vor allem zum Beginn der Schulsommerferien in Hessen und dem benachbarten Rheinland-Pfalz könnte es am Wochenende vom 22. bis 24. Juli eng werden.

Täglich starten und landen in Frankfurt derzeit bis zu 1250 Flugzeuge mit 285 Reisezielen, rund 80 Prozent entfallen dabei auf den Lufthansa-Konzern und ihre Partner aus der Star Alliance. Zweitgrösster Kunde am Standort ist der Ferienflieger Condor, der nach eigenem Bekunden bislang keine Flüge gestrichen hat und dies auch nicht plant. Man sei aber an Massnahmen zur Entzerrung des Fluggeschehens bereits beteiligt, erklärte ein Condor-Sprecherin.

Die Lufthansa begrüsste den Fraport-Plan. Airline-Chef Jens Ritter erklärte: "Da die bereits aufgestockten Kapazitäten der Bodenverkehrsdienste in Frankfurt auch für den mehrfach reduzierten Flugplan aufgrund von hohen Krankenständen noch nicht ausreichen, ist die heutige Entscheidung der Fraport richtig. Zu einer gleichmässigen Reduzierung und Stabilisierung werden nun auch andere Fluggesellschaften, die von und nach Frankfurt fliegen, mit Flugstreichungen beitragen."

Laut Fraport gehören zu den grösseren Kunden neben Lufthansa und Condor noch die Lufthansa-Tochter Eurowings Discover sowie die Gesellschaften United und Air Canada. Eine Genehmigung kleinerer Eckwerte am Flughafen gilt als unproblematisch, da weniger Flüge kein zusätzliches Sicherheitsrisiko darstellen./ceb/DP/men