GARBSEN (dpa-AFX) - Nach einem schwachen ersten Quartal hofft der Laserspezialist LPKF auf eine rasche Erholung der Kauflust seiner Kunden, die zuletzt unter der Corona-Krise gelitten hat. Eine Prognose für das Gesamtjahr traut sich der seit Februar im SDax gelistete Konzern jedoch in Anbetracht der hohen Unsicherheiten durch die Pandemie weiter nicht zu. Was beim Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI LPKF:

Bis zur Aufnahme in den Nebenwerte-Index Mitte Februar sah es für das Unternehmen gut aus. Schließlich hatte LPKF seinen operativen Gewinn (Ebit) 2019 nahezu verdreifacht. Hierzu hatte besonders das Geschäft in Asien und Nordamerika beigetragen. Doch dann trübte die heraufziehende Coronavirus-Pandemie die Stimmung in der Weltwirtschaft ein.

Das Unternehmen machte für den Umsatzeinbruch im ersten Quartal vor allem das "saisonale Timing" von Großaufträgen verantwortlich. Die Zahlen belegten einen besonders starken Erlösrückgang in Asien. Hier hatte die Pandemie früh zu Verwerfungen geführt. In Deutschland hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben wegen der Corona-Krise ab April Kurzarbeit beantragt, um die Fixkosten zu senken. "Die Auftragslage ist aktuell nicht zufriedenstellend", hieß es im Quartalsbericht hierzu.

Auftragsstornierungen habe es in der Krise aber noch nicht gegeben, sagte Vorstandschef Götz Bendele Anfang Mai, es sei lediglich zu Verschiebungen bei Projekten und Aufträgen gekommen. Seinen Optimismus fasste das Unternehmen denn auch konkret in Zahlen: Für das zweite Quartal erwarte man ein positives Ergebnis von 1 bis 4 Millionen Euro, nach einem Verlust von 2,4 Millionen im ersten Quartal. Auch der Umsatz soll im Vergleich zum Vorquartal deutlich steigen.

Bendele zeigte sich bei der Zahlenvorlage überzeugt von den Chancen seines Unternehmens, es bestehe "eine große Nachfrage nach unseren Lösungen und Dienstleistungen". Aufgrund der eingeschränkten Fähigkeit, den Geschäftsverlauf abzuschätzen, wagt das Unternehmen jedoch nach wie vor keine Prognose für das Gesamtjahr.

Mitte Mai gab das Management den Abschluss eines Lizenzvertrags für die LIDE-Technologie zur Glasbearbeitung bekannt. Der Vertrag mit der japanischen Firma Nippon Electric Glass wurde von LPKF als wichtiger Schritt angesehen. Man wolle sich als System-Lieferant für die Displayindustrie etablieren und neue Anwendungen für LIDE erschließen.

Für Wirbel bei den Anlegern sorgte hingegen der Ausstieg des schweizerischen Vermögensverwalters Bantleon, der sich vergangene Woche am Aktienmarkt von seinem 29-prozentigen Anteil an LPKF trennte. Man sehe sich nicht als langfristiger Begleiter für Industrieunternehmen, hieß es zuvor von German-Technology-Vorstand Jörg Schubert. Die Beteiligungsgesellschaft gehört zur Bantleon-Bank-Gruppe. Diese werde sich künftig wieder ausschließlich auf das institutionelle Asset Management konzentrieren.

WAS MACHT DIE AKTIE:

Nachdem die Papiere bis Mitte Februar 2020 noch mit 25,70 Euro auf den höchsten Stand seit 20 Jahren gestiegen waren, brach ihr Kurs im März bis auf 10,20 Euro ein. Ihr Wert wurde damit mehr als halbiert. Einen höheren Aufstieg und anschließend tieferen Fall gab es nur zu Zeiten der Dotcom-Blase zwischen 2000 und 2003. Nach einem Rekordhoch von 37 Euro war die Bewertung ins Bodenlose gefallen: Zwischenzeitlich waren die Papiere mit 61 Cent auf Ramsch-Niveau zu haben.

Von den Verwerfungen im Zuge der Corona-Krise hat sich der Kurs jedoch sehr schnell wieder erholt. Trotz der Kursverluste wegen des drohenden Bantleon-Ausstiegs verzeichnete das Papier seit dem Corona-Absturz in den vergangenen Wochen wieder deutliche Zuwächse. Ein wichtiger Impuls für die Erholung war die Nachricht vom Abschluss des Vertrags mit Nippon Electric Glass. Innerhalb von 48 Stunden nach der Bekanntgabe ging es zwischenzeitlich um mehr als 30 Prozent nach oben. Davon blieb auch nach dem Abflauen der ersten Euphorie ein ordentliches Plus hängen.

Die insgesamt gute Kursentwicklung zeigt sich beim Blick auf die vergangenen zwölf Monate: In diesem Zeitraum steht ein Plus von rund 190 Prozent zu Buche.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 546 Millionen Euro bleibt LPKF trotz der Kursgewinne im hinteren Drittel der SDax-Werte. Zum Vergleich: Während der Fußballverein Borussia Dortmund mit 588 Millionen Euro nur ein recht kleines Stück vor dem Laserspezialisten liegt, führt der Versicherungskonzern Talanx den Nebenwerte-Index mit einem Börsenwert von rund 8 Milliarden Euro an.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Unter den Marktbeobachtern herrschte zuletzt ein einhellig-positiver Blick auf das Unternehmen aus Niedersachsen. Besonders der LIDE-Technologie bescheinigen die Experten großes Potenzial.

So könnte die Technologie zur Bearbeitung extrem dünner Glasoberflächen das Geschäftsmodell des Laserspezialisten nach Ansicht von Alina Köhler von der Privatbank Hauck & Aufhäuser grundlegend verändern. Nach einer Investoren-Veranstaltung bekräftigte die Analystin daher ihre Kaufempfehlung für die LPKF-Aktie. Sie rechnet zudem mit der Bekanntgabe weiterer Lizenzvereinbarungen in den kommenden Monaten. Firmen wie Samsung, Corning und Schott seien bereits an der Technologie interessiert. Auch HSBC-Expertin Lucy Acton sah in LIDE zuletzt einen möglichen Wachstumstreiber. Die Corona-Krise verdecke das Potenzial lediglich eine Zeit lang.

Robert-Jan van der Horst vom Analysehaus Warburg Research erachtet den Abschluss des Lizenzvertrags mit den Japanern als erfolgreichen Einstieg in den Markt für Displaybearbeitung. Der Vertrag werde einen "wiederkehrenden Strom von Lizenz- und Serviceumsätzen" generieren. Damit habe das Unternehmen nach der Halbleiterindustrie nun schon der zweite Schlüsselmarkt erschlossen. Im Unterschied zur früheren Herangehensweise des Laserspezialisten führe das Lizenzgeschäft zu dauerhaften Kundenbeziehungen.

Das durchschnittliche Kursziel der drei im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten liegt bei 36 Euro und damit deutlich über dem jüngsten Börsenkurs Momentan kostet eine LPKF-Aktie rund 22 Euro./ssc/eas/stw/he