NEW YORK (Dow Jones)--Zur Wochenmitte dürften die US-Börsen etwas von dem Terrain zurückerobern, das sie in den vergangenen Tagen verloren haben. Vor allem Technologiewerte wurden kräftig abverkauft. Beobachter machten dafür die zuletzt deutlich gestiegenen Anleihezinsen verantwortlich, die Aktien als risikoreichere Anlageklasse relativ zu den als risikoarm geltenden Anleihen weniger attraktiv erscheinen ließen.

Im Fokus steht erneut US-Notenbankpräsident Jerome Powell. Nachdem dieser am Dienstag vor dem Bankenausschuss des US-Senats gesprochen hat, wird er am Mittwoch dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses Rede und Antwort stehen. Es wird erwartet, dass Powell im wesentlichen seine Aussagen vom Vortag wiederholen und die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik bestätigen wird. In Reaktion auf diese Äußerungen hatten sich die Aktienkurse von ihren Tagestiefs deutlich erholt.


   Zinserhöhungen könnten schon Mitte des Jahres Thema werden 

Das Thema Zinserhöhungen könnte allerdings früher als bislang erwartet wieder akut werden, meint Paul O'Connor, Leiter Multi-Asset-Management bei Janus Henderson Investors. Die steigenden Zinsen seien Ausdruck höherer Inflationserwartungen und verbesserter Aussichten auf eine Erholung der Wirtschaft. Am Markt werde diese Erholung bislang für 2022 eingepreist. Allerdings würden die Wachstumsprognosen für die US-Wirtschaft deutlich erhöht, daher könnte schon Mitte des Jahres die Diskussion über ein Zurückfahren der Anleihekäufe durch die US-Notenbank aufkommen.

An Konjunkturdaten werden kurz nach Handelsbeginn die Neubauverkäufe aus dem Januar veröffentlicht. Geschäftszahlen hat vorbörslich unter anderem Lowe's (vorbörslich +2,4%) vorgelegt. Die Baumarktkette profitierte im vierten Quartal vom Lockdown, der viele Menschen zur Renovierung der eigenen vier Wände veranlasste und dem Unternehmen ein Rekordumsatzwachstum bescherte. Noch besser kommen die Viertquartalszahlen des Cybersecurity-Unternehmens McAfee (+9,3%) an. Nachbörslich folgen Zahlen von Nvidia, Booking Holdings und L Brands.

Daneben steht eine Übernahme im Blick: Der Pharmadienstleister Icon kauft für 12 Milliarden Dollar die PRA Health Sciences Inc. Der Kaufpreis je Aktie setzt sich zusammen aus 80 Dollar in bar plus 0,415 eigene Aktie und entspricht einer Prämie von rund 30 Prozent auf den Schlusskurs von PRA am Dienstag. Im vorbörslichen Handel steigen PRA um 20,5 Prozent auf 153,90 Dollar. Icon geben um 3,3 Prozent nach auf 201,84 Dollar.


   Anleiherenditen setzen Anstieg fort - Longbond-Rendite über 2,25% 

Staatsanleihen sind mit der sich abzeichnenden Erholung der Aktienmärkte nicht gefragt. Sinkende Notierungen treiben die Renditen nach oben. Zehnjährige Titel rentieren 4,4 Basispunkte höher mit 1,39 Prozent. Die Rendite 30-jähriger US-Anleihen steigt um 7,8 Basispunkte auf 2,26 Prozent, den höchsten Stand seit etwas über einem Jahr.

Der Dollar zeigt sich zunächst wenig verändert, könnte aber nach dem Auftritt des US-Notenbankchefs Jerome Powell etwas nachgeben, vermutet die ING. Die Analysten der niederländischen Bank nehmen an, dass inzwischen mehr Wetten gegen den Dollar abgeschlossen wurden. Powells Bekräftigung der lockeren Geldpolitik vom Dienstag und fehlende Hinweise auf ein Zurückfahren der Anleihekäufe durch die US-Notenbank trotz der Aussichten auf eine Erholung der Wirtschaft sprächen für einen schwächeren Dollar. Powell habe zwar Bedenken wegen des Inflationsdrucks zerstreut, das geplante Konjunkturpaket von US-Präsident Biden werde jedoch die Inflationserwartungen untermauern. In Verbindung mit wenig veränderten Erwartungen an das kurze Ende der Zinskurve dürfte sich für den Dollar ein ungünstiges Realzinsprofil ergeben, meint ING.

Die Ölpreise legen zu und zeigen sich damit unbeeindruckt vom Anstieg der US-Rohölvorräte, den der Branchenverband API am späten Dienstag gemeldet hat. Die Akteure warteten nun auf die offiziellen Daten des US-Energieministeriums am Mittwoch, heißt es. Im Vordergrund stünden am Ölmarkt derzeit ohnehin die Erholung der Wirtschaft und der damit voraussichtlich verbundene höhere Ölbedarf.


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US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,13        1,2        0,11            0,8 
5 Jahre                  0,60        2,9        0,57           23,5 
7 Jahre                  1,01        4,1        0,97           36,2 
10 Jahre                 1,39        4,4        1,35           47,4 
30 Jahre                 2,26        7,8        2,18           61,3 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Di, 8:39  Di, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,2145     -0,03%      1,2155         1,2156   -0,6% 
EUR/JPY                128,73     +0,68%      128,22         127,81   +2,1% 
EUR/CHF                1,1018     +0,20%      1,1013         1,0961   +1,9% 
EUR/GBP                0,8603     -0,06%      0,8574         0,8619   -3,7% 
USD/JPY                105,98     +0,70%      105,49         105,14   +2,6% 
GBP/USD                1,4119     +0,04%      1,4178         1,4104   +3,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,4555     -0,06%      6,4613         6,4637   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             49.264,88     +1,18%   49.916,75      47.814,25  +69,6% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               62,02      61,67       +0,6%           0,35  +27,4% 
Brent/ICE               65,95      65,37       +0,9%           0,58  +27,5% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.801,72   1.805,79       -0,2%          -4,08   -5,1% 
Silber (Spot)           27,68      27,73       -0,2%          -0,05   +4,9% 
Platin (Spot)        1.266,10   1.241,98       +1,9%         +24,13  +18,3% 
Kupfer-Future            4,20       4,18       +0,6%          +0,03  +19,5% 
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February 24, 2021 08:53 ET (13:53 GMT)