Basel (awp) - Lonza erhöht die Produktionskapazität für den Covid-19-Impfstoff von Moderna erneut. Der Basler Pharmazulieferer wird am Standort Geleen in den Niederlanden eine neue Produktionslinie zur Wirkstoffherstellung errichten und so das Produktionsnetzwerk ausbauen. Moderna dürfte damit bald der grösste Kunde von Lonza sein.

Pro Jahr sollen so zusätzliche bis zu 300 Millionen Impfdosen hergestellt werden können, wenn je Dosis zu 50 Mikrogramm Wirkstoff verwendet werden. Die neue Anlage soll die Produktion Ende 2021 aufnehmen, teilte Lonza am Mittwoch mit.

Die gegenüber der derzeit verwendeten Impstoffvariante mit 100 Mikrogramm befindet sich die niedriger dosierte Impfung derzeit noch in der Entwicklung und ist noch nicht zugelassen. Moderna prüft, ob auch das tiefer dosierte Vakzin ausreichenden Schutz bietet oder sich als Auffrischungsimpfung und als Impfstoff für Kinder eignet.

Produktion bisher in Visp und USA

Lonza produziert bereits jetzt den Wirkstoff für die Moderna-Impfung in Visp im Wallis und in Portsmouth (USA). Erst im April wurde gemeldet, dass die Wirkstofffabrikation in Visp durch drei zusätzliche Produktionslinien verdoppelt werden soll.

In Visp läge die Wirkstoff-Kapazität damit bei voller Produktion bei rund 600 Millionen Dosen, in den USA bei rund 100 Millionen (Impfdosis 100 Mikrogramm). Die Herstellung, Abfüllung und Auslieferung des Impfstoffs erfolgt bei der spanischen Laboratorios Farmaceuticos Rovi und der französischen Recipharm.

Die beiden Firmen hatten im Mai 2020, noch in der frühen Phase der Pandemie, eine auf zehn Jahre angelegte strategische Zusammenarbeit vereinbart. Durch den jetzigen Schritt werde die Kooperation ausgebaut, heisst es weiter.

Der Moderna-Impfstoff war im Dezember nach Biontech/Pfizer als zweites Präparat in den USA vorläufig zugelassen worden und in der EU per Anfang Januar.

Moderna könnte grösster Lonza-Kunde werden

ZKB-Analyst Daniel Buchta rechnet in einer groben Schätzung mit einem Lonza-Jahresumsatz mit Moderna per Ende 2022 oder im Laufe des Jahres 2023 von 350 bis 400 Millionen Franken. Das wären 5,5 bis 6,0 Prozent des insgesamt geschätzten Umsatzes. Moderna dürfte damit bald der grösste Kunde von Lonza sein.

Zudem sei die mRNA-Technologie für Lonza bis vor Kurzem noch nicht zugänglich gewesen, schreibt der Analyst weiter. In den kommenden 10 bis 20 Jahren sieht er hier noch eine Menge Potenzial - Moderna habe noch über 20 weitere mRNA-Kandidaten in der Pipeline.

Für die im Mai gemeldete Ausweitung wurden die Investitionen auf rund 850 Millionen Franken veranschlagt. Lonza hatte bisher noch keine Angaben dazu gemacht, wie lange es dauern werde, bis sich die hohen Investitionen auch rentieren werden. Bei Goldman Sachs ist man zurückhaltend und will weitere Details zur finanziellen Basis der Zusammenarbeit abwarten.

Die Lonza-Aktien reagieren leicht positiv auf die Nachricht und legen in einem freundlichen Gesamtmarkt um 0,3 Prozent auf 590 Franken zu.

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