Zürich (awp) - Der Lifesciencekonzern Lonza publiziert am Freitag, 24. Juli die Ergebnisse zum ersten Semester 2020. Insgesamt haben acht Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2020E
(in Mio Fr.)   AWP-Konsens     H1 2019A

Umsatz            3'058         2'976
- LPBN            2'206         2'088
- LSI               830           859
Core-EBITDA         855           828
Core-EBIT           654           643

FOKUS: Lonza muss am Freitag liefern. Der Vertrauensvorschuss der Börse in den Pharmazulieferer und Spezialchemiekonzern ist enorm. Als "Profiteur" der Covid-19-Krise haben die Papiere die mit Abstand beste Jahresperformance unter den Blue Chips geliefert. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem US-Biotechunternehmen Moderna zur Herstellung eines möglichen Corona-Impfstoffs weckte Phantasien. Die bevorstehende Entscheidung über die Zukunft des Chemiegeschäfts ist eine andere Zutat.

Analysten rechnen denn auch mit einem starken Umsatzwachstum - abermals getragen vom grossen Geschäftsbereich Pharma, Biotech & Nutrition (LPBN). Der kleinere Bereich Specialty Ingredients (LSI) dürfte sich nicht zuletzt Covid-19-bedingt einem schwierigen Marktumfeld ausgesetzt gesehen haben. Gut gelaufen sind hier aber wohl die Produkte aus der Hygiene- und Personal-Care-Reihe.

Die wichtigste Fragen ist aber: Was hat Lonza mit den Chemieprodukten des Segments LSI vor? Das Geschäft umfasst die Bereiche Consumer and Resources Protection sowie Consumer Product Ingredients.

Die organisatorische Abspaltung - im Finanzjargon "Carve out" genannt - nähere sich ihrem Abschluss, erklärte Lonza Ende Juni. Zur Disposition stehen dann vier verschiedene Optionen für LSI: Lonza behält das Geschäft, verkauft es, spaltet es ab oder bringt es an die Börse.

ZIELE: Für 2020 stellte Lonza ein Umsatzwachstum über dem mittlerem einstelligen Bereich in Aussicht sowie eine stabile Kern-EBITDA-Marge. 2019 lag die genannte operative Gewinnmarge bei 27,4 Prozent. Diese Guidance wurde im Communiqué zum Zwischenbericht im April zwar nicht mehr erwähnt. Analysten gehen aber davon aus, dass sie zum Halbjahr nun bekräftigt wird.

Die mittelfristigen Ziele sehen vor, dass der Umsatz bis 2022 auf 7,1 Milliarden Franken steigt (2019: 5,9 Milliarden) und die Kern-EBITDA Marge auf 30,5 Prozent.

PRO MEMORIA: Anfang Juni konnte Verwaltungsrats-Präsident Albert Baehny einen wichtigen Punkt auf seiner To-Do-Liste abhaken: Er präsentierte einen neuen Konzernchef. Als neuer CEO wird am 1. November der Roche-Manager Pierre-Alain Ruffieux antreten. Dieser war Produktionschef beim Pharmakonzern.

Die Suche nach einem neuen Lonza-Chef hatte mehr als ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Davor hatte Mitte November 2019 Marc Funk überraschend nach nur acht Monaten im Amt seinen Hut genommen. Seither übt Baehny interimistisch auch diese Funktion aus. Ab Herbst kann er wieder zu seiner Funktion als nicht-exekutiver Präsident des Verwaltungsrats zurückkehren.

Dafür wird Sven Abend Lonza verlassen. Der Chef des LSI-Geschäft wird in Deutschland eine CEO-Position annehmen. Ein Nachfolger wurde nicht benannt.

Im Zwischenbericht zum ersten Quartal 2020 - eigentlich wollte Lonza auf Updates zum Q1 und zum Q3 künftig verzichten - meldete Lonza einen guten Start ins Jahr. Der Nettoumsatz stieg in Lokalwährungen um 7,4 Prozent auf 1,64 Milliarden Franken. Das Zugpferd war LPBN mit einem Umsatzplus von 8,3 Prozent auf 1,21 Milliarden Franken. Bei LSI stiegen die Einnahmen um 3,8 Prozent auf 409 Millionen.

Zu den Auswirkungen von Covid-19 hiess es, Lonza habe in den meisten Märkten den Betrieb aufrecht erhalten können. Es habe nur wenige kleine Störungen gegeben. Das Unternehmen habe alle Lieferprobleme ohne negative Auswirkungen auf das Geschäft bewältigen können.

AKTIENKURS: Seit Jahresbeginn haben die Titel um satte 60 Prozent zugelegt und damit den Gesamtmarkt gemessen am SMI (-1,6 Prozent) klar abgehängt.

jg/ra