Lausanne (awp) - Logitech hat von Juli bis September ein neues Level bei Umsatz und Gewinn erreicht. Beliebte Computer- und Videospiele wie Fortnite und die Nachfrage nach Videokonferenzsystemen kurbelten im zweiten Quartal die Geschäfte an. Doch zugleich stellt der Handelsstreit den Hersteller von Comuterzubehör und Unterhaltungselektronik vor neue Hürden.

Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2018/2019 konnte Logitech noch weitgehend ungebremst von den neu erhobenen Handelszöllen wachsen. Der Umsatz legte um 9 Prozent auf 691 Millionen Dollar zu, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das sei so viel wie noch nie in einem zweiten Quartal, sagte Logitech-Chef Bracken Darrell gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Der Einfluss der Zölle sei in dem Quartal vernachlässigbar gewesen.

Wachstumstreiber E-Sports

Die grössten Umsatztreiber waren erneut die Gaming-Produkte, deren Umsatz um satte 41 Prozent auf 160,8 Millionen Dollar hochschoss. Damit steuert der Bereich inzwischen mit deutlichem Abstand den Löwenanteil zu den Gesamteinnahmen bei.

Logitech hat 2012/2013 begonnen, verstärkt in die Sparte zu investieren. Für ihr Wachstum sieht Darrell zwei Treiber: Einerseits der Aufstieg der Computerspiel-Wettkämpfe E-Sports. "Das ist eine langfristige Entwicklung, deren Ende derzeit nicht absehbar ist." Andererseits hätten auch neue Spiele wie Fortnite dazu beigetragen.

Doch auch andere Produkte trugen ihren Beitrag zum Wachstum bei. So legten die Videokonferenzsysteme (+24%), Tablet-Zubehör und Tastaturen (+11%) zweistellig zu.

Verbesserte Margen

An dem verkauften Gaming-Zubehör, Video-Konferenzsystemen, Tablet-Zubehör und Mäusen verdiente Logitech mehr als noch im Vergleichsquartal. 37,6 Prozent des Umsatzes blieben als Bruttogewinn übrig, im Vorjahresquartal waren es noch 36,5 Prozent gewesen. Neben Kostensenkungen halfen auch Einmaleffekte wie eine gerichtliche Einigung mit US-Distributoren, wie Analysten festhielten.

Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT (Non-Gaap) legte um 18 Prozent auf 84,6 Millionen Dollar zu. Bei den Non-Gaap-Zahlen rechnet Logitech verschiedene Posten heraus wie zum Beispiel Kosten im Zusammenhang mit Übernahmen und Restrukturierungsaufwendungen. Unter dem Strich verdiente Logitech mit 64,2 Millionen Dollar knapp 14 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mit den ausgewiesenen Zahlen hat das Unternehmen die Schätzungen der von der Nachrichtenagentur AWP befragten Analysten (AWP-Konsens) beim Umsatz knapp verfehlt, aber beim Gewinn übertroffen.

Preisaufschläge wegen Handelszöllen

Für das wichtige Weihnachtsquartal zeigte sich Darrell optimistisch: Logitech habe eine Reihe neuer innovativer Produkte lanciert, die von den Kunden gut aufgenommen würden.

Zugleich drohen im Rahmen des internationalen Handelskonflikts neue Hürden. Denn die von den USA verhängten Zölle insbesondere auf chinesische Importe treffen auch Logitech-Produkte. Das Unternehmen lässt zahlreiche Produkte für seinen grössten Absatzmarkt USA in China produzieren. Mit der neuen Zollrunde wirkten sich die Zölle stärker auf Logitech aus als noch im zweiten Quartal, sagte Darrell. Konkrete Zahlen dazu nannte er nicht.

"Wir werden aber alles tun, um diesen Effekt auszugleichen", sagte der Logitech-Chef. So würden Produkte umklassifiziert und Preisanpassungen geprüft. Die Preise für gewisse in den USA verkauften Produkte dürften damit steigen. Auch mit Optimierungsmassnahmen über die Lieferkette hinweg will Logitech Gegensteuer geben.

Enttäuschung an der Börse

Die Prognose für das Gesamtjahr, die Logitech erst noch anlässlich der Zahlen für das erste Quartal angehoben hatte, bestätigte Darrell deshalb. Er geht von einem Umsatzwachstum zwischen 9 und 11 Prozent in Lokalwährungen aus. Beim Betriebsgewinn non-Gaap rechnet Logitech mit 325 bis 335 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2017/18 hatte das Unternehmen einen Betriebsgewinn von 286,7 Millionen Dollar erzielt.

Einige Anleger hatten sich allerdings eine weitere Anhebung der Prognose erhofft. Sie machten ihrer Enttäuschung mit Verkäufen der Logitech-Aktien Luft: Am Morgen verloren die Titel zeitweise über 8 Prozent an Wert, bis 9.45 Uhr belief sich das Minus noch auf 6,7 Prozent.

tt/rw