Kilchberg (awp) - Lindorkugeln, Pralinen und Schokohasen könnten bald teurer werden. Der Grund: Ghana und die Elfenbeinküste wollen einen Preisaufschlag zugunsten der Kakaobauern durchsetzen. Der Schokoladenkonzern Lindt & Sprüngli bezieht einen Grossteil seiner Kakaobohnen aus Ghana.

Im Moment koste eine Tonne Kakaobohnen am Markt 2'600 Dollar, sagte Lindt & Sprüngli-Chef Dieter Weisskopf am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz am Hauptsitz in Kilchberg. Ghana und die Elfenbeinküste planen, ab Oktober einen Aufschlag von 400 Dollar je Tonne bei den Abnehmern zu erheben. Das sei eine Erhöhung um etwa 15 Prozent. "Das wird natürlich die Schokolade verteuern, nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Industrie."

Die Regierungen von Ghana und der Elfenbeinküste - den zwei grössten Exporteuren von Kakaobohnen - haben sich zum Kakaokartell Copec zusammengeschlossen. Mit dem Preisaufschlag wollen sie die Kakaobauern unterstützen. Auf die Frage, ob der höhere Betrag auch bei den Bauern ankomme, sagte Weisskopf: "Ich hoffe das, kann das aber nicht garantieren." Die Beiträge gingen an die Monopolorganisationen dieser Staaten. Was davon in die Kasse der Bauern gehe, sei momentan noch schwierig zu beantworten und womöglich auch noch gar nicht entschieden.

Programm für nachhaltige Bohnen

Lindt & Sprüngli kauft zwischen 70 und 80 Prozent seiner Kakaobohnen in Ghana ein, wie Finanzchef Martin Hug sagte. Dagegen ist die Elfenbeinküste kein Lieferant des Schokoladenkonzerns. In Ghana sowie in vier weiteren Ländern betreibt der Konzern ein eigenes "Farming Program", mit dem er sich für die langfristige Beziehungen zu den Kakaobauern und die Rückverfolgbarkeit des Rohstoffs einsetzt.

Der Schokoladenkonzern hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 alle Kakaobohnen aus rückverfolgbarer und verifizierter Herkunft zu beziehen. Für dieses Ziel sieht Hug das Unternehmen auf Kurs. 2019 habe der Anteil bei 92 Prozent gelegen. Inklusive Kakaobutter und weiteren Kakaoprodukten liegt der Anteil aber erst bei 56 Prozent. Bis 2025 wird auch hier ein Anteil von 100 Prozent angestrebt, wie Lindt in seinen neuen Nachhaltigkeitszielen festhielt.

Aussichten intakt

An seinen wirtschaftlichen Zielen hält Lindt fest: Der Premiumschokoladenhersteller will jährlich zwischen 5 und 7 Prozent wachsen sowie die Marge um 20 bis 40 Basispunkte ausweiten. Das soll auch 2020 drin liegen.

Die Ausbreitung des Coronavirus dürfte Lindt dabei kaum bremsen. Für das wichtige Ostergeschäft hat Lindt den Detailhandel bereits beliefert und auch dank Lagern sei man für mögliche Engpässe gerüstet, sagte Weisskopf. Etwas an Umsatz verlieren dürfte Lindt bei seinen Läden an Touristenorten und Flughäfen - doch da ginge es nicht um grosse Beträge.

Umbau in USA

2019 hatte Lindt den Umsatz aus eigener Kraft um 6,1 Prozent gesteigert. Die Marge verbesserte sich auf 15,0 von 14,8 Prozent - dies allerdings nach Abzug von Einmalkosten.

Lindt will die Profitabilität in Nordamerika - die heute derjenigen in Europa deutlich hinterherhinkt - verbessern und hat dazu verschiedene Massnahmen angestossen. Damit sollen auch Synergien zwischen den drei US-Marken Lindt, Ghirardelli und Russell Stover genutzt werden. Für 2019 fielen dafür Restrukturierungskosten von 82 Millionen Franken an, die den Betriebsgewinn um knapp 7 Prozent auf 593 Millionen Franken drückten.

Unter dem Strich glich sich dieser Effekt mit einer Steuerentlastung aus. So stieg der Reingewinn um 5,1 Prozent auf 512 Millionen Franken. Am höheren Gewinn haben auch die Aktionäre teil: Ihnen will Lindt den Jahresabschluss mit einer Sonderdividende zum Jubiläum von 175 Franken pro Partizipationsschein und 1'750 Franken pro Namenaktie versüssen. Das sind 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Investoren kam das gut an: An der Schweizer Börse legten die Papiere von Lindt zwischen rund 6 Prozent zu.

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