Zürich (awp) - Die Lindt&Sprüngli-Titel verlieren am Dienstag an Boden. Die Erholung von den pandemiebedingten Einbrüchen gestaltet sich holpriger als vom Markt erhofft. Mit den Umsatzzahlen 2020 hat Lindt enttäuscht, und auch der Ausblick für das laufende Jahr ist deutlich zurückhaltender.

Lindt PS verlieren um 9.20 Uhr 4,0 Prozent auf 8'185 Franken, die Namenaktien 3,1 Prozent auf 85'100 Franken. Damit fallen die Titel deutlich hinter den Gesamtmarkt zurück, der gemessen am SPI 0,35 Prozent zulegt. Die Papiere des Schokoladenehrstellers geben somit einen Teil ihrer im Dezember und Januar erzielten Kursgewinne wieder ab und entfernen sich etwas von den rekordverdächtigen Ständen.

Der Markt hatte offensichtlich eine einfachere Erholung erwartet. Mit den Umsatzzahlen 2020 hat Lindt zwar die eigenen Ziele erreicht, die Markterwartungen aber klar verfehlt. Vor allem in Nordamerika lief es schlechter als erwartet. Die langsamer als erwartete Erholung spiegelt sich auch im verhalteneren Ausblick. In der heutigen Mitteilung ist anders als zum Halbjahr keine Rede mehr davon, dass das Wachstum 2021 über den mittelfristigen Vorgaben liegen wird.

Für Analysten ist das nicht weiter verwunderlich: Angesichts der Unsicherheiten bezüglich den Kundenfrequenzen auf der Strasse sei dies vernünftig, heisst es etwa bei der UBS. Allerdings werden wohl einige Experten ihre Schätzungen kürzen müssen: Derzeit liege der Konsens für das organische Wachstum 2021 bei 8,7 Prozent - das scheine nun ehrgeizig, kommentiert Baader Helvea.

Optimistischer kommen die Margenziele daher. Die Rückkehr auf das Niveau von rund 15 Prozent wird nun für 2022 prognostiziert statt wie im Halbjahr für 2022 oder 2023. Neu schränkt Lindt hier allerdings ein, dies unterliege der Annahme einer markanten Verbesserung der Gesundheitssituation.

Während die meisten Analysten am Dienstag zwar Gewinnmitnahmen erwarten, aber Lindt langfristig weiterhin gut aufgestellt sehen, zeigt sich Baader Helvea deutlich vorsichtiger: Die aktuellen Schätzungen und Bewertungen basierten auf Schönwetterszenarios. Zudem könne Lindt angesichts von Themen wie Kinderarbeit oder soziale Kosten von zuckerreichen Produkten weniger mit Nachhaltigkeitsthemen punkten.

tt/rw