Kilchberg (awp) - Lindt & Sprüngli ist von der Coronakrise mitten im Ostergeschäft getroffen worden. In der Folge ist der Umsatz in der ersten Jahreshälfte auf vergleichbarer Basis um 8,1 Prozent eingebrochen. Auch die Profitabilität hat gelitten. Dieses Jahr rechnet Lindt noch mit einem deutlichen Einbruch, dafür soll ab 2021 beim Umsatz ein Aufholeffekt eintreten.

Insgesamt setzte Lindt von Januar bis Juni 1,53 Milliarden Franken um, 12,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei belastete der starke Franken zusätzlich, organisch - also ohne Wechselkurseffekte - gingen die Erlöse noch um 8,1 Prozent zurück, wie der Premiumschokoladenhersteller am Dienstag mitteilte.

Vor allem die Einschränkungen im Detailhandel durch die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie und die damit verbundene Schliessung der eigenen rund 500 Shops in der Ostersaison belasteten das Geschäft. Überdies seien auch das Reisedetailhandelsgeschäft sowie der Bereich Gastronomie und Geschäftskunden von Umsatzeinbussen getroffen worden, schrieb Lindt.

In Werbung investieren

Dank des grossen und unermüdlichen Einsatzes aller Mitarbeitenden habe Lindt die Produktion und das Tagesgeschäft aufrechterhalten können, hiess es weiter. Zudem leitete der Schokoladenhersteller gruppenweite Kostensenkungs- und Effizienzprogramme ein. Nicht sparen will das Unternehmen aber bei der Werbung. Diese brauche es zur Sicherung des zukünftigen Wachstums.

Weiter reagierte Lindt auch mit verschiedenen Initiativen auf die Restriktionen im Zuge der Pandemie. Als Beispiele dafür wurden in der Mitteilung die Einrichtung von Heimlieferungen oder Abholservices genannt wie auch der Onlinehandel, der kurzfristig mit neu lancierten Shops ausgebaut worden sei. Im Vorjahresvergleich habe sich das Onlinegeschäft verdoppelt.

Rückgänge in der Schweiz

Wacker hielt sich in der Krise das Segment Europa, wo der Umsatz organisch um 4,9 Prozent schrumpfte. In den Kernmärkten Deutschland und Frankreich konnte Lindt sogar leicht zulegen und im Vereinigten Königreich blieben die Umsätze stabil. Dagegen litten etwa der Heimmarkt in der Schweiz sowie Österreich und Polen deutlich unter den Auswirkungen. Am stärksten betroffen war Italien.

In Nordamerika ging es mit 8,2 Prozent noch deutlich schneller bergab. Vor allem das eigene Ladennetz und das Geschäft mit Gastronomieprodukten litt hier unter der Krise. Im "Rest der Welt" wirkten sich die Einschränkungen im Reisedetailhandelsgeschäft, aber auch im eigenen Ladennetz aus und führten zu einer organischen Umsatzeinbusse von 18,4 Prozent.

Marge zusammengeschrumpft

An den verkauften Osterhasen, Lindorkugeln und Pralinés verdiente Lindt auf operativer Ebene noch 1,1 Prozent. Damit sackte der Betriebsgewinn um rund 86 Prozent auf 17,1 Millionen Franken ab. Unter dem Strich blieben 19,7 Millionen Franken nach 88,1 Millionen im Vorjahr.

Die Erwartungen der Analysten hat Lindt im Schnitt im Grossen und Ganzen getroffen, wenn auch vor allem EBIT und die entsprechende Marge etwas tiefer ausfielen. Allerdings lagen auch die Schätzungen aufgrund der Unsicherheiten rund um die Coronakrise zum Teil weit auseinander. Einige Analysten hatten sogar mit einem Betriebsverlust gerechnet.

Die erste Jahreshälfte fällt bei Lindt saisonal schwächer aus als die zweite: Nur gerade mal ein Fünftel des Betriebsgewinns wird dann erwirtschaftet. Denn die Kosten sind fast gleich hoch wie in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit, der Umsatz aber deutlich geringer.

Erholung erwartet

In der zweiten Jahreshälfte soll sich das Geschäft denn auch erholen: Im Gesamtjahr erwartet Lindt noch einen organischen Umsatzrückgang in der Höhe von 5 bis 7 Prozent und eine operative Gewinnmarge von rund 10 Prozent. Dieser Ausblick sei mit mehr Unsicherheit behaftet als in der Vergangenheit, schrieb Lindt. Die wichtigsten Annahmen gingen davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft auf Vorjahresniveau abschliesse.

Unverändert bleibt der mittelfristige Ausblick: Der erfolgsverwöhnte Premiumschokoladenhersteller strebt jährlich einen Umsatzzuwachs von 5 bis 7 Prozent und einen Ausbau der EBIT-Marge um 20 bis 40 Basispunkte an. 2021 soll das Umsatzplus dank eines Aufholeffekts darüber liegen. Die Marge soll sich in den Jahren 2022/23 auf rund 15 Prozent erholen.

Insgesamt zeigte sich Lindt zuversichtlich, den aktuellen Wirtschaftsabschwung zu meistern und nach der Erholung gestärkt daraus hervorzugehen.

tt/jr