WOKING (dpa-AFX) - Der Dax-Konzern Linde plc wendet dem Börsenplatz Frankfurt den Rücken zu. Damit müsste das Unternehmen dann auch seinen Platz im deutschen Leitindex Dax räumen und Frankfurt würde seinen wertvollsten börsennotierten Konzern verlieren. So führt Linde plc den Dax mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 140 Milliarden Euro an.

Der Verwaltungsrat habe entschieden, den Aktionären den Rückzug von der Frankfurter Börse vorzuschlagen, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Anschließend soll der Konzern in Linde umgetauft werden. Aktionäre von Linde plc sollen für je eine Aktie ein Papier des neuen Unternehmens erhalten, das an der New Yorker Börse notiert werden.

Am Aktienmarkt kamen die Pläne nicht gut an. Starke Quartalszahlen des französischen Konkurrenten Air Liquide wurden wenig beachtet. Die Linde-Aktie verlor im frühen Dienstaghandel mehr als vier Prozent an Wert und waren damit Schlusslicht im Dax.

Der Rückzug aus Frankfurt und damit einhergehend das Ende der Dax-Mitgliedschaft werde den Aktienkurs belasten, sagte ein Händler. Denn nun dürften Investoren die Papiere verkaufen, die nicht im US-Markt engagiert seien. Derzeitige Kursverluste bis in die Nähe von 280 Euro schienen aber übertrieben, zumal Linde plc noch keinen Zeitrahmen gesetzt habe für den Rückzug.

Analyst John Roberts von der Credit Suisse rechnet nur mit vorübergehendem Verkaufsdruck. Am Vortag hatten Linde plc mit gut 299 Euro noch den höchsten Stand seit August erreicht.

"Wir sind sehr stolz auf unsere reiche Geschichte und unsere starke Präsenz auf der ganzen Welt, einschließlich der deutschen Tradition", sagte Unternehmenschef Sanjiv Lamba. Die Struktur der doppelten Börsennotierung habe dem Unternehmen zwar von Anfang an gute Dienste geleistet, doch habe sie die Bewertung der Aktien durch die europäischen Beschränkungen und die zusätzliche Komplexität eingeschränkt.

Ein Delisting in Frankfurt habe keine Auswirkungen auf die Konzernorganisation, Mitarbeiter, Kunden oder Engagement in den Regionen, in denen Linde plc tätig sei, erläuterte Lamba. Dazu zähle auch Deutschland, das ein wichtiger Markt für Linde bleiben werde. Der Weggang von der Frankfurter Börse reduziere lediglich die Anzahl der Börsenplätze, an denen die Linde-Aktie gehandelt werde, versicherte er.

Linde plc ist seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 der weltgrößte Anbieter von Industriegasen. Der Konkurrent des französischen Konzerns Air Liquide beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil der Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde plc in der Region Amerika, rund 25 Prozent der Erlöse kommen aus Europa und rund 20 Prozent aus Asien./mne/he/mis/stk